Verheißungsvolle Sehnsucht
haben. Aber ich bin weder schwach noch rückgratlos. Es stimmt schon, ich habe die Situation mit Michael nicht so gemeistert, wie ich es eigentlich hätte tun sollen, aber ganz so leicht lasse ich mich nicht schikanieren.«
Er lachte leise, und das Geräusch drang angenehm warm in ihr Ohr. »Ich habe dich keinen Moment lang für schwach oder rückgratlos gehalten, Süße. Die Frau, die sich auf mich einlässt, muss stark sein. Das sollte dir klar sein.«
Ein strahlendes Lächeln huschte über ihre Lippen, und ihr Bauch zog sich vor Freude zusammen, als er sie so ansprach. Es war nicht das erste Mal, dass er sie »Süße« nannte, und es hatte ihr sofort gefallen. Seiner Stimme haftete etwas so Weiches, Zärtliches an, wenn er den Kosenamen benutzte, dass ihr Herz jedes Mal ein paar Schläge aussetzte.
»Ich muss jetzt aufhören, wenn ich fertig sein will, wenn du ankommst«, sagte sie. »Ich will nicht, dass du am ersten Tag, an dem du nach Hause kommst, enttäuscht von mir bist.«
Wieder war es am anderen Ende der Leitung kurze Zeit still, und dann ertönte seine angenehm tiefe Stimme, die heiße Erregung durch ihren Körper strömen ließ.
»Du wirst mich nicht enttäuschen, Josie. Ich will nicht, dass du das denkst. Du sollst nicht einmal auf diese Idee kommen. Wenn du da bist, wenn ich nach Hause komme, und nackt auf mich wartest, werde ich nicht enttäuscht sein. Ich habe mich schon den ganzen Tag darauf gefreut. Aber ich höre jetzt auf, damit du dich fertig machen kannst. Wir sehen uns.«
»Bye«, wisperte sie.
Kaum war das Gespräch beendet, sprang sie auf. Nachdenklich betrachtete sie die vielen im Wohnzimmer verstauten Sachen. Sie wusste, dass seine Haushälterin prinzipiell vormittags kam, aber sie wollte ihr keine zusätzliche Arbeit machen. Aus diesem Grund war ihr Kram noch in Kisten verpackt, die sauber an der Wohnzimmerwand aufgestapelt waren. Sie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, sie auszupacken, sie hatte nur arbeiten wollen. Sie wollte unbedingt noch mehr Bilder für die Galerie fertigstellen.
Hoffentlich würde Ash angesichts der Unordnung und des Durcheinanders, das sie in seine makellos aufgeräumte Wohnung gebracht hatte, nicht ärgerlich werden.
Sie eilte ins Badezimmer und fragte sich, ob die Zeit wohl reichte, um noch schnell zu duschen. Andererseits hatte sie erst heute Morgen geduscht. Sie war sauber, abgesehen von ein paar Farbklecksen auf Händen und Armen, und die würden sich innerhalb kürzester Zeit entfernen lassen.
Sie kämmte ihr langes, blondes Haar und betrachtete sich im Spiegel, überprüfte ihr Aussehen sorgfältig. Sie war nicht geschminkt, legte aber meistens ohnehin nicht mehr als Lip-gloss und Wimperntusche auf. Als sie zufrieden festgestellt hatte, dass sie nicht völlig verunstaltet war, ging sie ins Schlafzimmer und zog sich aus. Sie legte die Jeans und das Hemd zusammen, denn sie wusste nicht, ob sie sich hinterher wieder anziehen würde oder ob Ash sie nicht vielmehr in Atem halten würde, bis es Zeit war, zu Bett zu gehen. Aber das würde sich im Verlauf der Zeit klären.
Aber was nun? Sollte sie im Schlafzimmer warten? Sollte sie sich ins Wohnzimmer setzen und ihn dort empfangen? Nachdenklich versuchte sie, sich seine Worte in Erinnerung zu rufen. Sie hatten nicht über die Einzelheiten gesprochen, er hatte nur gesagt, dass sie nackt auf ihn warten sollte.
Seine Worte waren eindeutig gewesen, als er erklärt hatte, sie sollte nur dann vor ihm knien, wenn er wollte, dass sie ihn mit dem Mund verwöhnte. Sie wurde feuerrot, als sie sich an diese Bemerkung erinnerte. Michael hatte es gemocht, wenn sie kniete. Er hatte die Unterwürfigkeit dieser Haltung genossen. Damals hatte sie das nicht gestört. Es war ein Teil ihrer Beziehung gewesen, mit dem sie einverstanden gewesen war. Jetzt kam sie sich töricht vor, diesem Dreckskerl ihre Demut dargebracht zu haben.
Sie ging ins Wohnzimmer und entschied, dort auf ihn zu warten. Ihm gefiel die Vorstellung, nach Hause zu kommen und sie nackt und auf ihn wartend vorzufinden. Das bedeutete wohl, dass er sie sehen wollte, sobald er hereinkam. Wenn er erst nach ihr suchen musste, konnte man das von ihrer Seite wohl kaum als ein Warten betrachten. Und ihr gefiel die Vorstellung, dass sie das Erste sein würde, was er sah, wenn er aus dem Fahrstuhl trat.
Da sie nicht kniend warten würde, entschied sie sich für das Ledersofa. Sie breitete eine Wolldecke darauf aus, damit es für sie angenehmer war, wenn sie
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