Verhext in Texas: Roman (German Edition)
mir hören, denn es wäre schwierig geworden zu erklären, dass ich immer noch an einem Mann hing, den ich in New York zurückgelassen hatte und mit dem er es auf keinen Fall aufnehmen konnte. Ich hatte zwar nicht vor, ins Kloster zu gehen, wenn die Umstände es mir nicht erlaubten, wieder mit Owen zusammenzukommen, aber ich war einfach noch nicht bereit, den nächsten Schritt zu tun. »Kann ich dir sonst mit irgendwas behilflich sein? Unsere Rasentraktoren sind gerade im Angebot.«
»Nein, danke, heute nicht. Aber wenn du es dir anders überlegst, sag Bescheid. Ich bin sicher, du weißt, wo du mich findest.« Er zwinkerte mir zu und spazierte dann aus dem Laden. Sein Hintern in den Wranglers war nicht zu verachten, das musste ich zugeben, aber er war nun mal nicht Owen, und ich bezweifelte, dass mir in der näheren und weiteren Zukunft irgendetwas anderes gefallen würde.
Ich war noch nicht ganz zurück im Büro, als meine Mutter in den Laden gestürmt kam.
»Ihr werdet nicht glauben, was ich gerade gesehen habe!«, rief sie.
2
Schlagartig fiel mir das letzte Thanksgiving in New York wieder ein. Damals hatte ich den Großteil des Tages damit verbracht, magische Erscheinungen vor meiner Mutter zu verstecken oder mir vernünftig klingende Erklärungen für die Dinge auszudenken, die sie bereits erspäht hatte. Dann erinnerte ich mich wieder daran, wo ich war. Mom hatte wohl eher einen Geistlichen aus Cobb beim Fummeln mit der Schreibkraft der Kirchengemeinde auf dem Rücksitz eines Chevys erwischt. Das wäre tatsächlich mal eine Neuigkeit gewesen, die zu berichten sich lohnte. Und wenn es um so etwas ging, konnte man darauf bauen, dass sie es sofort herumerzählte. Noch nie hatte ich hier jedoch eine Elfe oder Fee gesehen; diese Möglichkeit konnte ich also sicher ausschließen.
»Was denn, Lois?«, fragte Beth fröhlich. Ich nahm mir vor, ihrem Beispiel zu folgen und mich wieder zu entspannen. Meine Schwägerin verhielt sich, als legte Mom solche Auftritte jeden Tag hin, und wie ich meine Mutter kannte, war es wahrscheinlich auch so.
»Ich war gerade in der Apotheke, und Lester Jones hat doch tatsächlich einem seine Medikamente für umsonst gegeben!«
Ich atmete auf. Lester Jones, der Apotheker des Ortes, war ein notorischer Geizhals. Wenn man bei ihm zum Essen eingeladen war und ihn um ein Aspirin bat, knöpfte er einem fünf Cent dafür ab. Beth zog eine Augenbraue hoch. »Hm, interessant. Vielleicht hat er einen Sinneswandel durchgemacht und will jetzt all die Jahre wiedergutmachen, in denen er seinen Kunden zu viel Geld abgeluchst hat. Letzte Woche gab es doch eine Erweckungsversammlung drüben in der Baptistenkirche.«
»Mir war bislang nicht bekannt, dass Lester Baptist ist«, erwiderte Mom abschätzig. »Ich dachte eher, er wäre gar nichts.«
»Ein Grund mehr zu vermuten, dass er bei dieser Versammlung ›bekehrt‹ wurde, wenn er denn da war«, argumentierte Beth.
»Wer war denn der glückliche Kunde?«, erkundigte ich mich. »Vielleicht war es jemand, der etwas Übles über Lester weiß, oder jemand, dem er Geld schuldet.«
»Es war dieser merkwürdige junge Mann – der, der ein Stipendium für die Uni hatte und dann rausgeflogen ist. Beth, du kennst ihn; er war früher mal mit Teddy befreundet.«
»Du meinst Gene Ward?«, fragte Beth stirnrunzelnd. »Das erklärt eine Menge. Seinem Vater gehört die halbe Stadt. Ich frage mich nur, wozu der Medikamente braucht.«
»Seine Hand war bandagiert. Wahrscheinlich Antibiotika oder irgendwelche Schmerzmittel.« Das erklärte sowohl Nitas als auch Moms mysteriöses Ereignis. Nach dem, was ich über Eugene Ward wusste, hatte er wahrscheinlich versucht, das Fenster herauszunehmen, um das Motel ausrauben zu können. Und war dann von Nita überrascht worden und weggerannt, bevor er irgendwas einstecken konnte. Er dachte, er wäre schlauer als andere und würde immer davonkommen, aber gleichzeitig war er ein Riesenschisser. Wenn er geschnappt worden wäre, hätte sein Dad die Patels bestochen und ihn gegen Kaution freibekommen. Wahrscheinlich hatte sein Dad schon die Hälfte aller Geschäftsleute der Stadt ausbezahlt, bei all den verblödeten Aktionen, die Gene sich bereits geleistet hatte.
Dann tauchte mein ältester Bruder Frank auf, und das Thema war erst einmal beendet. »Hallo, Mom«, sagte er, nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Wange. »Was führt dich her?«
»Ich komme gerade aus der Stadt und dachte, ich schau mal rein und frage, ob
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