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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wurde angeschossen.«
    Was hieß, daß sie während des Schußwechsels
in der Siedlung einen Treffer abbekommen hatte. Oder daß es
danach zu einem Ehestreit gekommen war, im Laufe dessen er ihr eine
Kugel verpaßt hatte. War es Schuldbewußtsein, was Wendell
Botts’ Stimme diese Gebrochenheit verlieh?
    »Eine Schußwunde, das tut mir leid, Wendell. Da
muß Ihre Frau raschest Hilfe bekommen. Sie sollten sie
herausbringen, damit sich inzwischen jemand um sie kümmern kann.
Schußwunden sollten so schnell wie möglich versorgt
werden.«
    »Schicken Sie den Doktor rein!«
    »Sobald er hier ist, Wendell! Aber Sie wissen, ich kann
keinen Doktor zu Ihnen reinschicken, wenn Sie nicht aufhören zu
schießen. Sie sind doch ein verständiger Mann, Wendell,
Sie werden sicher begreifen, daß ich die Gesundheit des Doktors
nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen kann! Wenn ihm etwas
zustieße, hätte ich eine Menge Scherereien!«
    Der Arzt sah Cavanaugh mit einem gewichtigen Blick an.
    »Sie schicken jetzt den gottverdammten Arzt rein, oder ich
bringe die Krankenschwester um, die ich als Geisel habe!« Er
eröffnete wiederum das Feuer, diesmal mit einer
Maschinenpistole.
    Eine Krankenschwester? Woher, zum Teufel, hatte er eine
Krankenschwester? Judy Kozinski war keine, und auch in der Siedlung
hatte sich keine befunden! Außer die Streiter des
göttlichen Bundes nannten jedes weibliche Wesen, das sich um
Kranke kümmerte, Krankenschwester…
    »Nein, das werden Sie sicher nicht tun wollen, Wendell!«
rief Cavanaugh. Himmel, war das schwer, Gebrüll ruhig und
vernünftig klingen zu lassen! »Sie könnten die
Schwester noch brauchen, als Hilfe für Ihre Frau oder die
Kinder! Wahrscheinlich weiß die Schwester schon jetzt, was
Saralinda braucht! Lassen Sie sie rausrufen, welche Sachen ich
reinschicken soll, Wendell! Wir haben einiges an Erste-Hilfe-Material
hier, die Schwester soll mir nur sagen, was benötigt
wird!«
    Stille.
    »Sie soll einfach nur aufzählen, was ihr da drinnen
braucht, und wir bringen es zur Tür!«
    Stille.
    »Oder Sie können sie fragen und es uns selbst
sagen!« rief Cavanaugh, aber langsam verlor er die Hoffnung.
Botts hätte das alles schon von sich aus getan, wenn es ihm
möglich gewesen wäre. Es existierte keine Krankenschwester.
Oder sie war bereits tot.
    »Schicken Sie mir den Doktor!«
    »Er ist noch nicht da, Wendell. Sie hätten doch
gehört, wenn ein Fahrzeug angekommen wäre! Aber wir
können in der Zwischenzeit helfen! Wissen Sie was – kann
Saralinda laufen? Schicken Sie sie raus, und einer unserer
Männer, der einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat, wird sich die
Wunde ansehen! Schicken Sie Saralinda raus, Wendell, damit die
Schußwunde versorgt werden kann! Sie wollen doch gewiß
nicht, daß sie unnötig leiden muß!«
    Botts eröffnete wieder das Feuer aus der MP.
    Der Sturmtrupp hatte die Waffen schußbereit, aber Cavanaugh
hob die Hand. Wendells Schüsse entsprangen seiner Frustration,
er würde sie bald einstellen, weil sie unnötig Munition
kosteten. Doch Cavanaugh war mindestens ebenso frustriert. Saralinda
konnte nicht auf eigenen Beinen gehen, was bedeutete, daß sie
sehr schwer verletzt war oder sogar schon im Sterben lag. Die
›Krankenschwester‹ – Judy oder nicht Judy –
konnte nicht sagen, was für Material sie brauchte, was
bedeutete, daß sie vermutlich tot war. Sobald das Gespräch
auf eine der beiden kam, wurde Botts wütend, was hieß,
daß Cavanaugh sich auf die Kinder verlegen mußte.
    Waren sie auch tot?
    Als Botts aufhörte zu feuern, hallte das Echo sekundenlang
durch den Wald, und dann war alles still. Irgend etwas Winziges
huschte unter den schneebedeckten Büschen am linken Rand von
Cavanaughs Gesichtsfeld vorbei, aber er sah nicht hin.
    »Mister Cavanaugh«, sagte Collier, »ich habe eine
dringende Nachricht von Mister Felders.«
    Sollte Botts doch eine Minute lang kochen, vielleicht würde
er sich danach etwas beruhigen. Vielleicht würde er sich fragen,
ob er jemanden getroffen hatte; vielleicht würden seine Kinder
anfangen zu weinen, weil ihnen der viele Lärm Angst machte, und
ihn ablenken. Falls sie noch am Leben waren. Cavanaugh sagte zu
Collier: »Reden Sie schon.«
    Der Agent fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Mit
einemmal merkte Cavanaugh, wie blaß er war, und schenkte ihm
seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Mister Felders läßt Ihnen mitteilen, daß
Eric Stevens tot ist. Guillaume d’Amboise ist auch tot. Und
Joseph Bartlett auch.«
    Cavanaugh

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