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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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vor dem McDonald’s in der Sonne, vor
sich einen zu kurz gebratenen Big Mac, zu lang gebratene Pommes und
eine Cola, an der, soweit er es auf den ersten Blick hatte
feststellen können, nichts auszusetzen war. Er rührte
nichts davon an. Statt dessen starrte er düster den riesigen
Sattelschleppern nach, die auf dem Massachusetts Turnpike
vorbeizogen. Er trug eine Sonnenbrille, Jeans, Laufschuhe und eine
Parka, die zu warm war, wenn man den Zipp hochzog, und zu kühl,
wenn man ihn offenließ. Cavanaugh war der einzige, der vor der
Raststätte an der Schnellstraße im Freien saß. Es
war März, die Woche vor Ostern, zwei Wochen nach seinem
dreißigsten Geburtstag. Immer noch lag schmutziger Schnee auf
jenen Stellen des Parkplatzes, wo die Sonne nicht hinkam.
    Einen Urlaub, hatte Felders gesagt. »Hören Sie, Bob, Sie
brauchen einen Urlaub.«
    »Ich will keinen Urlaub.«
    »Nehmen Sie ihn trotzdem. Ihre Umgebung braucht einen Urlaub
von Ihnen.«
    Cavanaugh mußte sich eingestehen, daß da etwas Wahres
dran sein mochte. In den beiden Monaten, seit Wendell Botts sich in
der Hütte am Blackberry-See erschossen hatte, hatte Cavanaugh
mehr oder weniger nichts getan. Was ganz passend war, denn mit nichts
hatte er ja auch dagestanden nach all den Monaten harter Arbeit an
Verico.
    »Unterm Strich betrachtet haben wir also gar nichts«,
hatte Duffy mit ruhiger Stimme festgestellt. »Die Einsatzgruppe
in Boston bearbeitet den Mord an Dollings, das Expertenteam
New-York-Süd beschäftigt sich mit der Explosion bei Verico
und den damit in Zusammenhang stehenden Morden an den
Verico-Mitarbeitern. Über Verico selbst und was die Virus-EVOK
betrifft, haben wir nichts.« Es war soweit gekommen, daß
Cavanaugh Duffys Gelassenheit bereits bewußt haßte –
in erster Linie wohl deshalb, weil ihm klar war, daß er selbst
nie zu einer solchen Gemütsruhe fähig sein würde.
Genau wie Felders nahm er sich die Dinge zu sehr zu Herzen.
    Noch nie zuvor hatte ihn etwas so gestört wie das Fehlen
jeglichen Namens, der sich mit Verico in Verbindung hätte
bringen lassen. Das Fehlen jeglicher Zeugen. Das Fehlen jeglicher
Hinweise, welcher der Familien aus New York oder Boston oder Las
Vegas die Firma Verico gehört hatte. Das Fehlen auch nur des
kleinsten Fetzchens an schriftlichen Beweismitteln. Das Fehlen eines
Autopsieberichtes, der irgend etwas Ungewöhnliches aufgezeigt
hätte. David Earl Botts, Alter zwei Jahre, war an
›unspezifischen kardiovaskulären Geschehnissen‹
verstorben.
    Sie hatten nichts. Außer natürlich vierzehn Leichen:
Doktor Benjamin William Kozinski. Doktor Julia Sanderson Garvey. John
Paul Giancursio. Agent Andrew Richard Dollings. Grady Donald Parnell.
Charles Ernest Moore. Doktor Anthony Parker. Inspektor Edward Royston
von der Polizeibehörde Cadillac war verschwunden, sein Leichnam
war noch nicht gefunden worden. Saralinda Smith Botts. Wendell Botts.
David Earl Botts. Doktor Eric Stevens. Doktor Guillaume
d’Amboise. Joseph Doyle Bartlett. Dazu drei Streiter des
göttlichen Bundes, die bei der Schießerei in der Siedlung
ums Leben gekommen waren. Außerdem all die Toten –
exhumiert oder nicht exhumiert –, die auf dem Friedhof von
Cadillac lagen. Und alles zusammen ergab nichts.
    Cavanaugh biß von seinem Big Mac ab. Es schmeckte
gräßlich. »Sie machen alle verrückt, Bob«,
hatte Felders gesagt. »Wir können nichts unternehmen, und
Sie wissen es, und damit basta. Geben Sie’s auf.« Aber
Cavanaugh hatte den Zorn in Felders’ Augen gesehen. Und hinter
dem Zorn – ganz weit hinten, unter den Gesetzesvorschriften und
all dem Plunder – die Angst.
    Bei den Besprechungen der Abteilung sah er den gleichen Zorn und
die gleiche Angst in Patrick Duffys Augen. Sie wußten
genausogut wie Cavanaugh, daß irgend jemand irgendwo immer noch
die Unterlagen für das Virus besaß. Sie waren immer noch
irgendwo da draußen.
    Er legte den Big Mac hin und probierte eine Fritte. Schwarz an den
Enden, verbrannt schmeckend. Staubtrocken.
    Auf dem Turnpike dröhnten die Laster vorbei. Wie viele von
ihnen fuhren wohl indirekt für die Mafia? Wie viele von ihnen
direkt? Gott, wie er Urlaub haßte!
    »Schauen Sie sich eine interessante Stadt an«, hatte
Felders gesagt. »London. Paris.«
    »Europa hat mich noch nie interessiert.«
    »Dann sehen Sie sich Amerika an, um Himmels willen!«
    »Ich sehe mir Amerika an«, hatte Cavanaugh entgegnet,
»jeden Tag in den eintreffenden Berichten. Ich sehe es ganz
individuell, wenn ich in ein

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