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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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starrte ihn nur an.
    »Sie wurden zwar von Agenten beschattet, aber bei Stevens war
es eine Autobombe, d’Amboise wurde tot im Bett gefunden, und
Bartlett kam ums Leben, als seine Wohnung ausbrannte. Alles innerhalb
von wenigen Minuten.«
    Aufeinander abgestimmt. Natürlich hing alles mit der
Verico-Explosion vom selben Morgen zusammen. Wie beim Domino: wirf
einen Stein um, und die anderen fallen auch. Nein, falsche Metapher.
Eher wie beim Stricken: wenn eine wichtige Masche von der Nadel
fällt, braucht man nur zu ziehen, und alles andere trennt sich
auch auf. Alles, was übrigbleibt, ist ein Haufen verhedderte
Wolle, von der niemand mehr sagen kann, welche Form sie hatte, ehe
die eine Masche fiel.
    Sein Fall hatte sich gerade aufgetrennt.
    Keine Unterlagen bei Verico mehr vorhanden. Keine Duplikate der
Unterlagen auf dem Anwesen der Streiter des göttlichen Bundes.
Nicht einmal mehr ein Ort übrig, an dem eine gottverdammte
Haussuchung durchgeführt werden konnte, um Kopien der Unterlagen
zu finden! Die beiden Wissenschaftler von Verico waren tot, und dazu
auch ein Assistent als Warnung für jene anderen, die auch nur im
entferntesten daran gedacht haben mochten, mit der Justiz
zusammenzuarbeiten. Zwei Agenten und ein Sicherheitsmann verletzt bei
der Verico-Explosion, wenngleich es sich hierbei um bloße
Nebeneffekte gehandelt hatte. Und nicht ein einziger Mafianame, nicht
ein einziger verdammter Capo oder Mitläufer, den man in
Verbindung hätte bringen können mit dem, was geschehen war.
Niemand für eine Anklage, niemand für eine Zeugenvorladung,
nichts zu beschlagnahmen. Alles hatte sich in Luft
aufgelöst.
    Geblieben war eine Liste mit Initialen, die in den Augen der
Anklagekammer alles mögliche bedeuten konnte. Und Doktor Mark
Lederer. Der nur mit Spekulationen aufwarten würde, falls man
ihn überhaupt zu einer Aussage zwingen konnte, was Cavanaugh
bezweifelte. Nicht, solange er diese drei entzückenden kleinen
Mädchen in ihren entzückenden Halloween-Kostümen
daheim hatte.
    Cavanaugh griff nach dem Megaphon, setzte es an die Lippen und
ließ es wieder sinken. Felders Vertrauen in ihn war
unangebracht gewesen. Er war der falsche Mann für diese Sache.
Er hatte weder die Erfahrung noch die Fähigkeit noch die
Gewandtheit, das Syndikat zu jagen und dabei zu gewinnen. Dollings
war tot, zwei weitere Agenten waren verletzt, und Cavanaugh konnte
nicht einmal beweisen, daß dabei überhaupt das
organisierte Verbrechen die Hand im Spiel gehabt hatte – es war
offenbar so gut organisiert, daß es sich selbst zum
Verschwinden bringen konnte.
    Selbst die Bedrohung für Judy Kozinski war verschwunden
– zumindest jene Bedrohung, die von der Mafia ausgegangen war.
Niemand würde ihr jetzt noch etwas antun wollen, das war nicht
mehr nötig. Sie hatte zwar die Brücke zwischen Cadoc und
Cadillac identifiziert, aber diese Brücke schwebte nunmehr im
leeren Raum, ungestützt an beiden Enden. Das Syndikat hatte
versucht, Judy auszuschalten, damit niemand herausfand, daß
jetzt auch Biotechnik zu den Geschäften des Syndikates
zählte. Nun, das FBI hatte es dennoch herausgefunden, und das
Syndikat war vom Töten aus Gründen der Geheimhaltung
einfach zum Töten aus Gründen der Beweisvernichtung
übergegangen. Und Judy gehörte nicht zu den Beweisen. Sie
war unwichtig. Sie würden sie jetzt in Ruhe lassen.
    Wenn nicht Wendell Botts sie inzwischen getötet hatte, der
kein Mann des organisierten Verbrechens war, sondern ein miserabel
organisiertes, bemitleidenswertes Arschloch.
    Seit einigen Minuten war kein Ton mehr aus der Hütte
gekommen. Müde hob Cavanaugh das Megaphon.
    Jede Geiselnahme ist ein potentieller Mord im Werden.
    »Wendell? Ich frage noch mal wegen Ihrer Kinder. Wie geht es
David? Wir denken, er könnte krank sein, denn wir fanden
Krankenblätter in der Siedlung… Hören Sie, wir wollen
Ihnen doch helfen, Wendell! Wenn Ihr kleiner Junge irgendwie krank
aussieht, wenn er niest oder schnieft, dann könnte er das
gleiche haben wie so viele, die im Lager gestorben sind! Sie hatten
da ganz recht, Wendell, Sie hatten die ganze Zeit über recht,
und ich möchte, daß Sie das wissen! In der Siedlung war
etwas im Gange, nur war es eine neue Art von Krankheit und keine
Opferung von Menschen. Wir meinen, Ihr kleiner David
könnte…«
    Die Tür der Hütte ging auf.

 
     

     
     
    Es begegnet dasselbe einem wie dem andern, dem
Gerechten wie dem Gottlosen.
    Der Prediger Salomo 9,2

Cavanaugh
saß an einem Tisch

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