Verirrte Herzen
Caro ihr zu. Sie hob dabei verschwörerisch ihre Augenbrauen.
Ganz sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, betrat Anne das Zimmer von Herrn Kleinemann. Obwohl sie gestern gemeinsam mit Caro einen Plan aufgestellt hatte, spürte sie die aufkommende Nervosität. Ihr Herz pochte, der Puls raste. Vielleicht war ihre Entscheidung ja doch falsch?
Aber andererseits hatten sie nun alles geklärt und organisiert. Sie vertraute Caro, dass sie es ernstmeinte und sich künftig gemeinsam mit ihr um den Haushalt kümmern würde.
Schluss jetzt, ermahnte sich Anne entschlossen. Sie setzte sich, um ein selbstbewusstes Auftreten bemüht, in den Stuhl, den ihr zukünftiger Chef ihr zuwies. Ihre Hände hatte sie ineinander verschränkt, um nicht vor Aufregung an den Fingernägeln zu kauen.
»Ich habe Ihnen ja schon vergangene Woche gesagt, dass ich sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit bin. Ich hoffe sehr, Sie ab sofort in unserem Team begrüßen zu dürfen.« Es klang ehrlich und aufrichtig.
In seinem Blick erkannte Anne, dass er gespannt auf eine Antwort von ihr wartete. Anne atmete noch einmal tief durch. Dann wurde sie ganz ruhig. »Mir gefällt es bei Ihnen auch ausgesprochen gut, und ich möchte gern unterschreiben«, entgegnete sie mit fester Stimme. Sie wusste plötzlich genau, dass es richtig war. Es war die beste Entscheidung, die sie treffen konnte. Ein neuer Lebensabschnitt wartete auf sie.
Der Rest war reine Formsache.
Mit zitternden Fingern setzte sie ihre Unterschrift unter den Vertrag. Ab sofort war sie wieder regulär berufstätig. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Ein wohliges Gefühl machte sich in Anne breit, strömte in jede Zelle ihres Körpers. Sie fühlte sich glücklich und zufrieden.
»Ich freue mich sehr, dass Sie nun zu unserem Team gehören.« Herr Kleinemann streckte Anne seine Hand entgegen.
Anne nahm sie befreit an und erwiderte kräftig seinen Händedruck.
Pfeifend verließ sie das Büro und ging an ihre Arbeit. Sie genoss jede Minute des Vormittags.
Früher als sonst konnte Anne heute Feierabend machen, und sie nutzte die Zeit für einen kleinen Stadtbummel, ehe sie Lilly aus dem Kindergarten abholte.
»Bitte sei heute Abend pünktlich zu Hause. Ich habe eine kleine Überraschung für dich«, bat Anne, die sich für einen Augenblick in den Aufenthaltsraum der Praxis zurückgezogen hatte, ihre Freundin am Telefon.
Schon seit längerem hatte sie sich überlegt, wie sie Caro eine Freude machen konnte. Bei ihrem Stadtbummel war sie dann zufällig fündig geworden.
Ihr Blick war auf einen wunderschönen, weißgoldenen Ring gefallen. Das elegante Schmuckstück im Schaufenster des Juweliers bezauberte sie so, dass sie keinen Schritt mehr weitergehen konnte und ihn lange verzückt ansah. Ein funkelnder Brillant strahlte ihr entgegen. Der Ring würde perfekt an Caros schlanke Finger passen. Er war einfach unvergleichlich schön. Sie musste ihn einfach haben, daran ging kein Weg vorbei.
Anne hatte den Brillantring stolz von ihrem ersten Gehalt bezahlt. Er würde die perfekte Überraschung für Caro sein. Endlich konnte sie ihr auch einmal etwas Teures schenken.
Die vergangenen zwei Wochen waren wirklich genau nach Plan verlaufen. Caro nahm Anne das ein oder andere im Haushalt ab, sie konnte Lilly rechtzeitig abholen und ihr etwas zu essen kochen, sie fanden sogar gemeinsam Zeit zum Spielen, was Lilly ganz besonders genoss. Es hätte gar nicht besser laufen können, und so befand Anne, dass heute der perfekte Zeitpunkt für ihr Geschenk war.
Manchmal wünschte sich Anne mehr Zeit für vertraute Gespräche, wenn Caro abends müde und gestresst von der Arbeit nach Hause kam. Meistens vermied Anne es dann, sie mit ihren alltäglichen Problemen zu belasten. Caro hatte ja selbst genug um die Ohren, da brauchte sie nicht auch noch eine jammernde Freundin. Aber heute sollte der ganze Abend nur ihnen gehören.
Der Vormittag verging wie ihm Flug, die wenigen Patientinnen, die sie heute zu behandeln hatte, waren Anne bereits bestens bekannt, und sie musste sich nicht groß in die Krankengeschichten einarbeiten. Wenn sie an den Abend dachte, spürte sie vor Vorfreude eine angenehme Wärme in der Magengegend.
Hoffentlich würde der Ring Caro auch gefallen.
In Gedanken malte sie sich aus, wie Caro überrascht das kleine Schächtelchen öffnete. Ihre blonden Haare schimmerten golden im Kerzenschein. Vor Entzücken hatte sie Tränen in den Augen, sobald sie das Schmuckstück
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