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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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wollte außerdem Nadine nicht zu sehr mit ihren Problemen belasten.
    Natürlich hatte Anne, seit sie mit Caro zusammen war, auch manche Nacht allein verbracht. Doch dieses Mal war es ganz anders. Vielleicht würde Caro niemals wieder neben ihr liegen, vielleicht würden sie niemals wieder eine Nacht zusammen verbringen. Ihre Brust schmerzte so, dass sie meinte, es nicht aushalten zu können. Anne krallte sich mit ihren Händen in den Haaren fest, bis es schmerzte. Doch das war nichts gegen den Schmerz, der ihr Herz ergriffen hatte.
    Erst weit nach Mitternacht wagte sich Anne ins Bett. Schon eine kleine Ewigkeit hatte sie nicht mehr in einem so schmalen Bett geschlafen. Sie fühlte sich von der Wand bedrängt, und die Enge schien sie zu erdrücken. Sie bekam kaum Luft zum Atmen.
    Unruhig wälzte Anne sich hin und her und rollte sich schutzsuchend zusammen. Sie fühlte sich schrecklich einsam. Es gab niemanden zum Ankuscheln, kein gleichmäßiges Atmen füllte den Raum. Niemand wärmte das Bett mit ihr.
    Nur sie lag da, allein, und um sie herum war es totenstill.
    Anne vergrub ihr Gesicht im Kissen. Es roch nach Waschmittel. Verzweifelt versuchte sie sich Caros lieblichem Duft, den sie aus tausend Düften heraus erkannt hätte, herbeizurufen. Es wollte ihr nicht gelingen.
    Anne ertrug die Einsamkeit nicht.
    Als sie sich damals von Peter getrennt hatte, hatte sie ihre erste Nacht als Single genossen. Zwar war es ungewohnt gewesen, aber sie hatte sich frei gefühlt. Es wäre ihr keine Sekunde in den Sinn gekommen, dass sie ihren Ex-Mann hätte neben sich liegen haben wollen. Doch Caro fehlte ihr. Wie gern hätte sie sich an sie geschmiegt.
    Ihre Fäuste bohrten sich in die Matratze.
    Irgendwann fiel sie in einen traumlosen Schlaf.
    Anne hoffte, sich in der Praxis von ihren Sorgen abzulenken, aber schnell musste sie erkennen, dass ihr Plan nicht realisierbar war. Sie konnte sich keine Minute auf die Arbeit konzentrieren, und bevor sie eine Abmahnung riskierte beschloss sie, sich lieber frei zu nehmen.
    Anne bat ihren Chef um Urlaub für den Rest der Woche, und angesichts ihres jämmerlichen Erscheinungsbildes hatte er nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, er schien froh zu sein, dass sich Anne für eine Weile von den Patienten und Patientinnen fernhielt.
    Den gesamten Vormittag über hatte Anne versucht Caro zu erreichen. Sie war ganz sicher inzwischen von ihrer Geschäftsreise zurück, aber in der Kanzlei ließ sie sich verleugnen, und an ihr Handy ging sie auch nicht. Es hatte keinen Sinn. Offensichtlich wollte sie Anne keinerlei Möglichkeit geben, sich zu erklären.
    Dann war es soweit, dass sie Lilly bei Peter abholen konnte. Ihr graute es schon davor, ihrer kleinen Tochter erklären zu müssen, warum sie nun bei Nadine wohnten und warum Caro sie im Augenblick nicht sehen wollte. Lilly hing so sehr an Caro.
    »Ich habe dich so sehr vermisst, meine Kleine.« Anne drückte Lilly so fest an sich, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam. Sie wollte Lilly ganz nah bei sich haben, sie nie wieder loslassen.
    »Aua«, protestierte Lilly, als ihre Mutter sie so gar nicht mehr freigeben wollte.
    Anne küßte sie kurz auf die Stirn, ehe sie ihre Arme von Lilly löste. »Du hast mir gefehlt.«
    »Hallo Anne. Ich hoffe, ihr habt eure kinderfreie Zeit genossen«, begrüßte Peter seine Ex-Frau.
    Es kostete Anne viel Mühe, sich zusammenzureißen und ihr Mienenspiel zu beherrschen. Sie wollte sich ihre Beziehungsprobleme nicht anmerken lassen, und erst recht wollte sie nicht mit Peter darüber reden. »Hm, ja danke«, quetschte sie angestrengt zwischen den Zähnen hervor und setzte dabei ein gequältes Lächeln auf.
    Glücklicherweise war das Thema für Peter damit erledigt. Er übergab Anne Lillys Koffer und drückte seine Tochter noch einmal kurz zum Abschied.
    Vor der Haustür ging Anne in die Hocke. Sie legte ihre Hände auf Lillys Schultern und sah sie ernst an. »Wir fahren jetzt zu Nadine. Da müssen wir nämlich eine Weile wohnen.«
    »Ich will aber nach Hause«, stellte Lilly mit einem Schmollmund klar.
    Anne seufzte. »Das geht im Moment nicht«, erklärte sie ihrer Tochter und hoffte, dass diese sich damit zufrieden gab.
    Doch für Lilly war das Thema noch lange nicht abgehakt. »Warum nicht?« bohrte sie weiter.
    Nun musste sich Anne etwas Überzeugendes einfallen lassen, das sie Lilly erzählen konnte. Sie atmete einmal tief durch. »Caro und Mama haben sich gestritten.« Ihre Stimme zitterte, und sie kämpfte mit

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