Verirrte Herzen
darüber nachdenke, wie glücklich ich mit Dir war. Dann kann ich immer weniger verstehen, wie ich etwas, das mir so wichtig war und das mir so viel bedeutet hat, einfach aufgeben konnte.
Gestern ist mir wieder bewusst geworden, dass ich in Deiner Gegenwart keinen klaren Gedanken fassen kann. Mein Herz rast, mein Atem geht schneller. Ich habe unzählige Schmetterlinge im Bauch. Du bist die Liebe meines Lebens.
Es hat mir das Herz gebrochen, als Du damals aus der Wohnung gegangen bist, und ich bin mir sicher, Du weißt es. Auch ich habe Dir das Herz gebrochen, und das tut mir unsäglich leid.
Wir hatten uns geschworen, uns niemals zu trennen. Doch irgendwann hat mir die Kraft gefehlt. Am Anfang war ich stark, nichts konnte mir etwas anhaben. Unsere Liebe hat mich stark gemacht. Aber dann wurde alles anders, der Alltag hat mich eingeholt, ich habe Probleme geschaffen, wo zuvor keine waren. Ich habe vielem eine Bedeutung beigemessen, die absolut ungerechtfertigt war. Plötzlich konnte ich einfach nicht mehr anders.
Ich war völlig durcheinander. Ich hatte Angst, alles zu verlieren. Erst jetzt weiß ich, dass Du alles bist. Du bist das, was zählt. Für Dich lohnt es sich zu leben.
Jeder Tag ohne Dich ist so einsam.
Je mehr ich versuche mir einzureden, dass wir nicht mehr zueinander gehören, je öfter ich mir sage, dass das mit uns vorbei ist, desto bewusster wird mir, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir uns noch einmal sehen, noch eine neue Chance haben, irgendwann einmal, irgendwo.
Bitte gib mir diese letzte Chance, ich werde sie nutzen, wir werden es dieses Mal schaffen. Niemals wird mir wieder ein solcher Fehler passieren. Ich weiß endlich, wo ich hingehöre, einzig und allein an Deine Seite.
Dich zu verlieren war das Schlimmste, was mir jemals passiert ist, die schmerzhafteste Erfahrung, die ich je gemacht habe. Ich werde Dich niemals vergessen, ich werde Dich ewig lieben, egal, wie es mit uns weitergeht.
Bitte verzeih mir und vergiss mich nicht. Gib mir diese eine Chance, ich werde Dich nicht enttäuschen. Ich werde immer auf Dich warten, egal wie lange es auch dauert. Mein Herz wird immer Dir gehören und niemals aufhören für Dich zu schlagen. Das musst Du wissen.
In Liebe
Anne
Aufgeregt steckte Anne den Brief in einen Umschlag. Sie würde ihn gleich morgen zur Post bringen, und dann hieß es warten. Übermorgen wäre er dann bei Caro. Das war nicht mehr lange.
Anne hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn Caro ihn in ihren Händen hielt, wie sie auf den Inhalt reagieren würde. Hoffentlich las sie ihn überhaupt.
Bei diesem Gedanken schlug ihr Herz noch schneller. Doch sie durfte nichts unversucht lassen. Sie würde den Brief abschicken. Das war die richtige Entscheidung. Caro musste ihn einfach lesen. Wenn Nadine wirklich recht damit hatte, dass sie Caro nicht gleichgültig war, dass Caro immer noch etwas für sie empfand, dann würde sie den Umschlag öffnen.
Glücklich und ängstlich zugleich legte sich Anne in ihr Bett und schlief wenig später mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
»Hallo Anne.«
Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Anne erkannte die Stimme sofort, und ein kleiner Freudenschimmer huschte fast unmerklich über ihr Gesicht. Sie merkte, wie ihr schwindelig wurde und ihr Herz auf und ab hüpfte. Ihre Entscheidung, den Brief zu schreiben, hatte tatsächlich etwas bewirkt. »Hallo Caro. Schön, dass du anrufst.« Anne umklammerte den Hörer. Sie konnte kaum glauben, dass es nicht nur ein Traum war.
Einen Moment herrschte Schweigen, ehe Caro in einem reservierten Tonfall antwortete. »Ich freue mich auch, mit dir reden zu können.«
Anne entging Caros Zurückhaltung nicht. Sie klang längst nicht so überschwänglich, wie sie es sich gewünscht hätte.
»Ich habe gerade deinen Brief gelesen.«
Den ganzen Nachmittag hatte Caro überlegt, ob sie den Umschlag öffnen sollte und war unentschlossen um ihn herumgeschlichen. Dann hatte sie sich doch dafür entschieden. Gerührt hatte sie Annes Zeilen gelesen. Es war der schönste Liebesbrief, den sie jemals erhalten hatte. Er hätte genausogut von ihr stammen können, denn mit jeder Zeile drückte er das aus, was Caro fühlte. Sofort hatte sie das Bedürfnis verspürt, Annes Stimme zu hören und zum Telefon gegriffen.
»Caro, so oft habe ich versucht dich zu erreichen, aber du hast mich immer abgeblockt. Doch nachdem ich dich am Samstag gesehen hatte, musste ich noch einen Versuch unternehmen, und
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