Verirrte Herzen
Anne knapp: »Ich möchte einen Brief an Caro schreiben.«
Mit dieser Antwort war Nadine zufrieden und lächelte Anne zu, als wollte sie sagen, dass das die richtige Entscheidung war.
Mit klopfendem Herzen setzte sich Anne an Nadines Schreibtisch. Ihre Finger begannen zu zittern, als sie den Stift in die Hand nahm. Sie holte einen Bogen Papier hervor und begann. Doch nach wenigen Sätzen zerknüllte sie das Blatt wieder und warf es in den Papierkorb. Sie unternahm mehrere Anläufe. Es war einfach zu schwer, die passenden Worte zu finden. Es wollte ihr lange nicht gelingen, alles, was sie empfand, aufs Papier zu bringen. Aber dann schaffte sie es schließlich doch.
Nachdem sie lange und ohne Unterbrechung geschrieben hatte, nahm sie die säuberlich beschriebenen Blätter in die Hand und begann zu lesen:
Meine geliebte Caro,
viel zu lange habe ich gewartet, um Dir diesen Brief zu schreiben. Ich hoffe sehr, dass Du meine Zeilen liest und sie nicht ungelesen in den Papierkorb wirfst. Bitte gib mir die Möglichkeit, Dir meine Gefühle mitzuteilen. Wenn Du danach nichts mehr von mir hören möchtest, respektiere ich Deine Entscheidung und werde Dich nicht noch einmal belästigen.
Ich weiß genau, wie weh ich Dir getan haben muss. Und ich weiß selbst nicht, wie es soweit kommen konnte. Ich finde einfach keine Erklärung dafür. Was ich getan habe, war der größte Fehler meines Lebens, und ich wünsche mir nichts mehr, als alles wieder ungeschehen machen zu können. Aber das kann ich leider nicht.
Caro, Du fehlst mir so unendlich. Jede vergangene Sekunde habe ich nur an Dich gedacht. Immer war ich in Gedanken bei Dir. Und auch jetzt kann ich nur an Dich denken.
Mein Herz schmerzt, wenn ich Dich in meiner Erinnerung vor mir sehe, denn ich weiß genau, in Wirklichkeit bist Du nicht da. Ich kann Dich nicht in meine Arme schließen, ich kann Dich nicht küssen, mich nicht in Deinen Augen verlieren.
Jede Nacht träume ich von Dir, von unseren gemeinsamen Tagen, von unseren gemeinsamen Nächten. Ich kann Deinen Atem neben mir spüren, Dich riechen, jeden Zentimeter Deiner Haut berühren. Jede Einzelheit von Dir sehe ich vor mir, so als wärst Du wirklich da. Deine bezaubernden, leuchtenden Augen, Dein umwerfendes Lächeln, Dein Gesicht. Ich sehe, wie Du mir zuzwinkerst, mit Deinen Händen durch Deine Haare streichst. Ich werde das alles niemals vergessen können. Ich strecke meine Hände nach Dir aus, um Dich zu ergreifen, aber Du bist nicht da. Einzig die Schatten an der Wand sind geblieben. Und dann wird mir schmerzlich bewusst, dass es nur ein Traum ist, der plötzlich zerplatzt wie eine Seifenblase.
Denn die Realität sieht ganz anders aus. Die Wirklichkeit ist so schrecklich, dass ich sie kaum ertragen kann. Der Platz neben mir ist leer und er bleibt leer.
Bei dem Gedanken, dass Du nicht bei mir bist, dass ich Dich vielleicht nie wiedersehen werde, steigen mir Tränen in die Augen, die Sehnsucht nach Dir verzehrt mich.
Ich habe kein Recht dazu, aber ich muss Dich bitten, ich kann nicht anders: Komm wieder zurück zu mir. Verzeih mir, auch wenn es Dir unendlich schwerfallen muss.
Ich kann mir nicht erklären, warum ich für dieses Abenteuer, das mir nichts bedeutet hat, alles riskiert habe. Wie konnte ich nur so dumm sein, unsere Liebe so leichtfertig aufs Spiel zu setzen? Es ist seither kein Augenblick vergangen, in dem ich nicht nach einer Erklärung gesucht habe, doch ich kann sie nicht finden. Ich war mir so sicher, dass wir für immer zueinandergehören, dass uns nichts auf dieser Welt auseinanderbringen könnte. Doch ich habe mich getäuscht.
Wenn ich hier in der Dunkelheit sitze und die Wände anstarre, weiß ich einfach nicht mehr, wie es weitergehen soll. Ohne Dich fehlt mir die Luft zum Atmen, mein Herz zerspringt in tausend kleine Stücke beim bloßen Gedanken an Dich.
Ich habe niemals jemanden so sehr geliebt wie Dich, und ich werde niemals mehr jemanden so sehr lieben können. Du bist der erste und einzige Mensch in meinem Leben, bei dem ich es kaum ertragen kann, nicht immer bei ihm zu sein.
Meine Liebe zu Dir ist grenzenlos, so unendlich, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Und genauso grenzenlos und unendlich fühlt sich der Schmerz an, der mich ergriffen hat, seit Du fort bist, seit ich getrennt bin von Dir.
Die Stunden mit Dir waren die schönsten meines Lebens. Alles war so wundervoll und so einfach mit Dir. Wir hatten so viel Spaß, haben so viel zusammen gelacht.
Es tut noch mehr weh, wenn ich
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