Verirrte Herzen
bereits an der Maschine und drückte auf die entsprechenden Knöpfe. »Dann geh schon mal ins Wohnzimmer. Da ist es doch gemütlicher als hier. Ich komme sofort.«
Wenig später verströmte der dampfende Kaffee sein würziges Aroma.
Anne schaufelte sich zwei Löffel Zucker in die kleine Tasse und rührte gedankenverloren darin herum.
»Ich habe mitbekommen, wie du gestern den gesamten Abend heimlich Caro angehimmelt hast. Du hast sie keine Sekunde aus den Augen gelassen.«
Überrascht sah Anne auf. War es so auffällig gewesen? Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Verlegen kratzte sie sich am Kopf. »Hm. Na ja, kann sein«, quetschte sie hervor. Sie vermied es, Nadine anzusehen. Es war ihr peinlich, auf frischer Tat ertappt worden zu sein, wo sie doch Nadine gegenüber gestern abgestritten hatte, dass Caro sie noch interessierte.
Nadine nahm Annes Hand. »Ich kann dich doch verstehen, das ist ja nichts Schlimmes. Aber ich habe auch gesehen, wie Caro dich angeguckt hat. Und glaube mir, da war nicht nur Wut oder Enttäuschung in ihrem Blick. Ganz im Gegenteil. Ihr verzücktes Lächeln hat sie verraten.«
Augenblicklich begann Annes Herz schneller zu schlagen. »Glaubst du etwa, dass sie noch Gefühle für mich hat? Das kann ich mir nicht vorstellen, so wie mich behandelt hat.« Nervös verschränkte Anne ihre feuchten Finger ineinander.
Ein langgezogenes Stöhnen kam Nadine über die Lippen. Sie raufte sich die Haare. »Himmel, Herrgott, noch mal. Das sieht doch ein Blinder, dass ihr zueinander gehört. Wann merkt ihr das denn endlich?« Verständnislos schüttelte sie den Kopf. »Ihr benehmt euch wie im Kindergarten. Ihr müsst endlich miteinander reden.« Nadine legte ihre Hände auf Annes Schultern und schüttelte sie leicht. »Jetzt sei bloß nicht stur. Unternimm etwas. Erobere sie zurück«, forderte Nadine mit lauter Stimme.
Anne konnte kaum glauben, was Nadine ihr gerade erzählte. Konnte es wirklich sein, dass Caro doch noch mehr für sie empfand als sie zugab? Hatten sie vielleicht doch noch eine Chance? »Meinst du wirklich?« fragte sie unsicher.
Nadine sprang von der Couch. »Willst du mich nicht verstehen? Wenn sich zwei wirklich lieben, dann ihr. Mach was daraus.« Sie verdrehte ihre Augen.
»Ach Nadine. Das ist alles so kompliziert«, jammerte Anne. Nachdenklich fuhr sie sich durch die Haare. Sie nippte an ihrem Kaffee. Nadine hatte wieder einmal so recht. Sie musste etwas unternehmen. Sie durfte Caro nicht einfach aufgeben. Niemals würde sie wieder eine so große Liebe erleben. Sie musste um Caro kämpfen. Es war niemals aussichtslos. »Wie gut, dass du mir die Augen öffnest. Ich muss etwas unternehmen. Ich liebe Caro, wir gehören einfach zusammen.« Ein Strahlen überzog ihr ganzes Gesicht. Vielleicht war es doch nicht hoffnungslos.
Ihre beste Freundin ließ sich wieder auf das Sofa plumpsen und erhob ehrfürchtig die Hände zum Himmel. »Gott sei Dank. Endlich hat sie es gemerkt.«
Es klingelte. Das musste Peter sein, der Lilly zurückbrachte, stellte Anne mit einem Blick auf ihre Uhr fest.
Sie öffnete die Tür, und sofort sprang Lilly an ihrer Mutter hoch. »Mama, wir waren im Zirkus.« Lillys Wangen glühten erregt.
»Das ist ja toll«, freute sich Anne für ihre Tochter. »Das musst du mir gleich in Ruhe ganz genau erzählen.«
Peter lächelte seine Ex-Frau an. »Ich glaube, wir hatten ein wirklich tolles Wochenende. Ich hoffe, du hast deine Zeit auch gut verbracht?« Er sah Anne interessiert an.
»Ja, danke. Es ist einiges passiert, mit dem ich nicht gerechnet habe.« Noch immer wollte sie mit Peter nicht über Caro reden. Mittlerweile hatte sie Peter zwar gezwungenermaßen erzählt, dass sie vorläufig bei Nadine eingezogen waren, aber die genauen Gründe verschwieg sie ihm. Glücklicherweise hatte Peter jedoch nicht das Bedürfnis, jede Einzelheit zu erfahren.
Sie verabschiedeten sich freundlich und verabredeten einen neuen Termin, an dem Peter sich um Lilly kümmern wollte.
Nachdem Lilly ihrer Mutter den Zirkusbesuch detailliert geschildert hatte, brachte Anne sie ins Bett.
»Kann ich mich einen Moment in dein Arbeitszimmer setzen?« fragte Anne Nadine, nachdem ihre Tochter eingeschlafen war. In ihrem Zimmer würde sie Lilly nur wecken, aber sie wollte sich gern an einen ruhigen Ort zurückziehen, um ihre Gedanken zu ordnen.
»Natürlich. Das ist gar kein Problem.« Nadines Augen verrieten jedoch ihre Neugierde.
Um Nadine nicht lange schmoren zu lassen, erklärte
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