Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
Vom Netzwerk:
einem Taschentuch wischte sich Caro durchs Gesicht, um die Tränen zu trocknen. Wahrscheinlich stimmte es, was Anne sagte. Es war zu viel vorgefallen, was sich aufgestaut hatte, und es hatte nur noch der entscheidende Funke gefehlt, der die Explosion verursacht hatte. Eine Frage drängte sich Caro dennoch auf. »Wieso hast du nie mit mir darüber gesprochen, dass du so unglücklich bist? Du hättest mir sagen können, dass dich eine andere Frau anzieht. Dann hätten wir gemeinsam daran arbeiten können. Vielleicht wäre es dann nicht so weit gekommen.«
    Anne hielt die Luft an. Mit den Fingern fuhr sie durch ihre Haare. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wollte ich mir selbst nicht eingestehen, dass etwas mit uns schief lief. Ich dachte doch, ich wäre glücklich in unserer Beziehung. Ich habe davor die Augen verschlossen, dass wir aneinander vorbei gelebt haben. Verstehst du, was ich meine? Ich habe erst begriffen, dass ich alles, was mir wichtig war, mit Füßen getreten habe, als es zu spät war.«
    Caro hatte sich wieder gefasst und blickte Anne direkt an. »Ich habe wohl meinen Teil dazu beigetragen, dass es soweit kommen konnte. Du und Lilly, ihr wart immer das Wichtigste in meinem Leben, das musst du mir glauben. Aber ich habe es dir viel zu selten gezeigt. Besonders in den letzten Wochen hatte ich so viel um die Ohren, mein Kopf war mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, dass ich überhaupt nicht gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt.« Ihre Stimme wurde leiser. Kaum hörbar flüsterte sie: »Erst, als ihr gegangen seid, wurde mir klar, wie sehr ich dich liebe und dass ich ohne dich nicht leben kann. Du musst wissen, dass du immer an erster Stelle bei mir gestanden hast.« Caro schluckte, um den Kloß aus ihrem Hals zu vertreiben. »Aber ich kann auch nicht wieder mit dir leben. Ich kann dir nicht mehr anbieten als Freundschaft. Ich hoffe sehr, dass wir Freundinnen sein können.« Auch wenn ihre Gefühle für Anne ungebrochen waren, auch wenn sie sich sicher war, dass es Liebe war, was sie empfand, sie konnte nicht mit Anne zusammen sein.
    Anne nickte stumm. Es war nicht das, was sie sich erhofft hatte, aber es war besser als nichts.
    »Anne, ich weiß, dass dich das traurig macht. Bitte versteh meine Entscheidung. Es geht einfach im Augenblick nicht mit uns.«
    Um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, presste Anne ihre Lippen aufeinander. Ihre Fingernägel bohrten sich tief in ihren Arm. »Ich will dich nicht ganz verlieren«, flüsterte sie.
    Caro lächelte ihr aufmunternd zu. Doch in ihrem Innersten war ihr ganz und gar nicht nach Lächeln zumute. Sie wollte etwas anderes von Anne, wollte mir ihr das Leben teilen. Wenn sie es nur könnte.
    Annes Versuch, Caros Lächeln zu erwidern, missglückte kläglich.
    »Es ist wohl besser, ich gehe jetzt. Ich rufe dich an. In Ordnung?« Caro erhob sich aus ihrem Stuhl.
    Auch Anne richtete sich auf.
    Regungslos standen die beiden Frauen voreinander und schauten sich unsicher an. Die Zeit schien stillzustehen. Sie wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten.
    Zögernd ging Caro einen kleinen Schritt auf Anne zu und umarmte sie zaghaft. Anne ließ es geschehen. Caros starke Arme hielten sie fest. Anne schloss die Augen. Sie atmete Caros Duft ein. Er hatte ihr so gefehlt.
    Ihre Wangen berührten sich. Ihre Hände umfassten sich einen Moment zu lange.
    Caro konnte Annes Wärme spüren. Ihr Herz schlug schneller. Am liebsten hätte sie Anne nie wieder losgelassen.
    Sie sahen sich tief in die Augen, bevor sie sich endgültig lösten. Beide spürten ein Kribbeln auf ihrer Haut.
    Schweren Herzens trennten sie sich, und jede ging in ihre Richtung nach Hause.
    »Mama, ich bin so müde«, klagte Lilly mit kraftloser Stimme, als sie zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer kam und erschöpft im Türrahmen stehenblieb. Sie sah Anne mit glasigen Augen an. Ihre Wangen glühten rot.
    Sofort sprang Anne aus dem Sessel hoch. Prüfend legte sie ihre Hand auf die Stirn ihrer Tochter und erschrak. Sie war ganz heiß. »Ich glaube, du hast Fieber. Es ist wohl besser, wenn wir dich schnell ins Bett legen.«
    Lilly nickte entkräftet.
    Daran, dass kein Widerspruch kam, erkannte Anne schnell, dass ihre Tochter wirklich krank war. Freiwillig ging sie sonst nie schlafen.
    Anne nahm Lilly auf den Arm, um sie in ihr Bett zu bringen. Lilly lehnte den Kopf schwer an ihre Schulter. Sie konnte ihre Augen kaum offenhalten.
    Vorsichtig legte Anne Lilly auf das Bett

Weitere Kostenlose Bücher