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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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aufgetrieben, um Ausrüstungen, Wagentrosse und Waffen bezahlen zu können. Innsbruck würde ihm Schutz- und Kampfhelme aus eigener Herstellung liefern, hinzu kamen savoyardische Pferde und italienische Infanteristen. Dem Herzog von Württemberg hatte er die Versorgung mit Schießpulver abgehandelt; aus Augsburg und Ulm hatte er Gewehre und andere Bewaffnungen erhalten. Ilsung kündigte sogar an, er werde ansehnliche Geldsummen vom Papst und vom spanischen König erhalten.
    «Maximilian strahlte vor Glück», erzählte der Grieche, «ja, er beförderte Ilsung zum Hauptreichspfennigmeister, indem er dessen Vorgesetzten kurzerhand seines Amtes enthob. Georg Ilsung, der schon unter Ferdinand I., Maximilians Vater, wichtige Ämter bekleidet hatte, wurde so zur Schlüsselfigur der Reichsfinanzen.»
    Das kaiserliche Heer verließ Wien am 12. August 1566, und zwölf Tage später schlug es seine Zelte im Städtchen Raab an der Donau auf.
    Maximilian war ein Mann des Friedens, aber er fürchtete sich nicht vor dem Kampf für eine gerechte Sache und beschloss, sich persönlich an die Spitze seiner Truppen zu stellen, so wie es auch Süleyman tat, obwohl es für den Sultan der siebzehnte Feldzug und für Maximilian der erste war.
    Nachdem das Lager errichtet ist, harrt das kaiserliche Heer der Ereignisse. Maximilian aber will nicht vorrücken. Er schließt sich in seinem Zelt ein, will mit niemandem sprechen. Sein Tatendrang ist verflogen, man fragt sich, warum. Die Soldaten und Offiziere sind kampflustig; das Warten kann sie nur bedrücken oder Infektionen Bahn bereiten, wie es in großen Feldlagern oft der Fall ist. Schon bald erkranken die ersten Soldaten.
    Süleyman hingegen verliert keine Zeit und überfällt die Festung Szigetvár, die er schon seit einiger Zeit im Visier hat. Zunächst eilen die Kaiserlichen den Einwohnern der belagerten Stadt zu Hilfe. Dann ziehen sie sich unerklärlicherweise zurück.
    Das Schicksal Szigetvárs ist besiegelt. Die Belagerten wagen einen heroischen Ausfall und werden abgeschlachtet. Der Kommandant, Graf Zrinyi, wird enthauptet und sein Kopf ins Lager der Kaiserlichen geschickt.
    Szigetvár fällt am 9. September, kurz darauf die Festung Gyula. Es ist eine einzige Katastrophe. Alle Augen sind auf den Kaiser gerichtet: Eine äußerst günstige Gelegenheit, über die Türken zu triumphieren und sich die ungarischen Gebiete zurückzuholen, wurde nicht genutzt, riesige Geldsummen wurden für die Ausrüstung der Truppen verschwendet, zwei wichtige Festungen sind zerstört.
    Da die Türken offenbar nicht willens waren, die Kämpfe fortzusetzen, blieb nichts anderes, als nach Hause zurückzukehren, was auch die Feinde kurze Zeit später taten. Wer war schuld an der Niederlage, wenn nicht der Kaiser, der nicht hatte vorrücken wollen? Früher hatte man ihn Maximilian den Mysteriösen genannt: Nun schien sich hinter dem Geheimnis nur Unfähigkeit zu verbergen.

    Unterdessen hatten wir die Feuerprüfung im maior domus fast beendet: Bei einem Gutteil der Rauchabzüge war das Ergebnis günstig, keiner war ernstlich verstopft, wir würden sie daher nur reinigen müssen. Die Erzählung ging weiter.
    Zurück in Wien, bricht Maximilian endlich sein Schweigen. Er beschließt, sich öffentlich zu rechtfertigen – ein unerhörter Schritt für einen Kaiser. Und er lüftet sein Geheimnis: Als er im christlichen Feldlager persönlich die Streitkräfte untersucht habe, die ihm zur Verfügung standen, habe er erkannt, dass Ilsung ihn belogen hatte: Die achtzigtausend Mann, die ihm zu Beginn des Feldzugs in Aussicht gestellt worden waren, seien in Wirklichkeit nicht mehr als fünfundzwanzigtausend gewesen, nicht mal ein Drittel dessen, was man ihn glauben machte. Und die Ausrüstung war miserabel, schlechterdings nicht zu vergleichen mit dem, was ihm angekündigt worden sei. Von der angeblichen Verstärkung ganz zu schweigen, nicht einen Schatten zusätzlicher Truppen habe man gesehen. Darum hatte der Kaiser nicht angreifen wollen. Fünfundzwanzigtausend gegen hunderttausend – es wäre ein Massaker geworden und überdies verbunden mit der Gefahr, dass die Osmanen, nachdem sie das christliche Heer vernichtet, bis nach Wien vordringen könnten. Sie hätten die Stadt schutzlos vorgefunden und im Nu eingenommen.
    Doch es gab noch mehr Überraschungen. Auch Ungnad hatte gelogen: Einige osmanische Soldaten, welche von den Kaiserlichen auf dem Rückweg zu Gefangenen gemacht worden waren, hatten berichtet, dass das

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