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Verküsst & zugenäht!

Verküsst & zugenäht!

Titel: Verküsst & zugenäht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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was jemals lange hält“, sagte er. „Quasi über Nacht wurde aus der lustigen Cheerleaderin eine zänkische, meckernde Frau, die davon überzeugt war, dass ich ihr Leben ruiniert hätte. Nicht, dass ich auch nur einen Deut besser gewesen wäre. Ich fand es schrecklich, an der Rezeption vom ‚The Brothers‘ arbeiten zu müssen, und war verdammt launisch.“
    „Und dann ist sie gestorben.“
    „Yeah.“ Jake presste die Finger an die Schläfen, in denen der Kopfschmerz jetzt mit ganzer Kraft pochte, und kehrte dem Wasser den Rücken. Er musste an das Entsetzen denken, damals, als er die blutverschmierten Laken gesehen hatte. „Man hatte sie nach der Geburt viel zu früh aus dem Krankenhaus nach Hause geschickt. Wenn sie dort gewesen wäre, hätte die Blutung wahrscheinlich rechtzeitig gestoppt werden können, aber man hatte sie entlassen und innerhalb weniger Stunden war sie einfach … tot. Und ich hatte die Verantwortung für diese runzelige, schreiende Kreatur. Als Emmett und Kathy mir anboten, sich um das Kind zu kümmern, während ich meinen Abschluss machte, habe ich die Gelegenheit ergriffen.“
    Von Schuldgefühlen zerfressen, hatte er sich dafür selbst gehasst. Auf einmal war aus ihm genau das geworden, was er niemals hatte werden wollen, ein Abbild seines alten Herrn. Seine Ehefrau war schrecklich jung gestorben – und war er etwa am Boden zerstört gewesen? War er bei seinem Kind geblieben? Aber nein.
    Natürlich hätte er Kari nie etwas Schlimmes an den Hals gewünscht, aber sein schmutziges kleines Geheimnis war, dass er sich nach ihrem Tod unglaublich erleichtert gefühlt hatte, weil er nicht länger in dieser verhassten Kleinstadt bei einer Frau bleiben musste, die er längst nicht mehr liebte.
    Seinem Halbbruder schien es genauso unangenehm zu sein, diesen ganzen Mist zu hören, wie es ihm unangenehm war, ihn zu erzählen – eindeutig viel zu viele Informationen.
    Max sah an ihm vorbei, dann richtete er sich auf. „Hey, weißt du was?“, fragte er ein wenig zu beiläufig. „Da sind ein paar Boote. Der Trident ist wahrscheinlich nicht mehr weit weg.“
    Unendlich dankbar für den Themenwechsel – für alles, das ihn davon abhielt, über Gefühle zu reden – drehte Jake sich zum Wasser um.
    Von einigen mittelgroßen Navybooten auf der anderen Uferseite abgesehen konnte er nichts entdecken, doch er ging trotzdem zu seinem Wagen, um die Kamera vom Beifahrersitz zu nehmen. Zurück am Strand beobachtete er gemeinsam mit Max die Boote.
    Nichts geschah und vielleicht um das ausgedehnte Schweigen zu brechen, meinte Max auf einmal. „Das mit deiner Mom tut mir leid. Ich habe davon gehört, als ich in Camp Lejeune war.“
    Jake nickte, die Augen fest aufs Wasser gerichtet. „Danke. Niemand hat damit gerechnet, dass sie einen Herzinfarkt bekommen könnte. Sie war erst sechsundvierzig.“ Er sah Max an. „Wundert mich, dass irgendjemand hier davon erfahren hat – sie ist schließlich nach Kalifornien gezogen, als ich ans College ging.“
    Max schnitt eine Grimasse. „Ist halt ein Kaff, kleiner Bradshaw. Deine Mutter hatte Kontakt mit Maureen Gilmore, die mit meiner Mutter befreundet war.“
    „Lebt deine Mom noch hier?“
    „Nein. Sie ist ausgerechnet nach England gegangen.“
    „Wieso ausgerechnet?“
    „Sie hat was gegen Städte, die größer sind als Razor Bay – ganz zu schweigen von richtig großen Städten in einem fremden Land, aber sie hat im Hotel einen Engländer kennengelernt und das war’s dann.“
    Plötzlich tauchte das schwarze Nuklear-U-Boot aus der Tiefe auf. Fast so lang wie zwei Football-Felder, schlank wie ein Hai und leiser als der Tod, eine beeindruckende, bedrohliche Erscheinung. „Bei dem Anblick bekomme ich ehrlich gesagt nicht gerade Lust, den Refrain von ‚Yellow Submarine‘ zu singen“, sagte Jake und hob die Nikon ans Auge.
    Max lachte. „Was du nicht sagst. Trotzdem werde ich nie müde, mir das anzusehen. Wie der Darth Vader der U-Boote. Perfekte Abschreckung, würde ich sagen.“
    Jake ließ die Kamera so weit sinken, dass er seinem Bruder einen boshaften Blick zuwerfen konnte. „Da spricht der wahre Soldatenjunge aus dir.“
    „Ich war kein Soldat, mein Kleiner, das sagte ich bereits. Ich bin ein Marine.“
    „Ex.“
    Max schnaubte. „Es gibt keine Exmarines. Ehemalige, aber auch nur vielleicht, wenn man besonders pingelig sein will.“
    „Wie auch immer.“ Jake schoss ein paar Fotos von Max, der ihn sofort düster anstarrte. „Also, erzähl mal.

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