Verküsst & zugenäht!
Ich weiß, dass mehrere von diesen U-Booten in Bangor stationiert sind – wieso heißen sie alle Trident?“
Max brach in schallendes Gelächter aus. „Für einen Typ mit Bachelorabschluss in Betriebswirtschaft an einer schicken Uni …“
„Ich habe den Abschluss nie gemacht“, unterbrach Jake ihn. „Ich war schon im ersten Jahr Praktikant beim ‚National Explorer‘ und bekam die einmalige Gelegenheit, für einen der Fotografen einzuspringen, der sich die Ruhr eingefangen hatte. Danach bin ich nicht mehr zurück ans College.“
Max nickte. „Das erklärt dann wohl, warum du nicht gerade die hellste Leuchte bist. Keines der U-Boote heißt so. Es gibt acht in Bangor und abgesehen von der USS ‚Henry M. Jackson‘, die nach dem verstorbenen großartigen Senator Scoop Jackson benannt wurde, haben sie alle den Namen eines Staates. Alaska, Alabama, Nebraska – und was weiß ich noch alles. Tridents heißen die Raketen, die sie transportieren.“
„Hm. Wer hätte das gedacht?“
„Du offensichtlich nicht.“
Kurz darauf tauchte das U-Boot so leise ab, wie es aufgetaucht war, und umgehend verwandelte Max sich von einem ganz umgänglichen Kerl in einen ausdruckslosen, kühlen Deputy.
„Ich hab noch zu arbeiten“, sagte er und zeigte auf JakesWagen, der die Rampe blockierte, die sowieso niemand benutzte. „Fahr den da weg“, meinte er brummig.
Dann, ohne ein weiteres Wort, drehte er sich um und ging zu seinem Auto, während Jake mit einem ihm selbst unerklärlichen Lächeln zurückblieb.
Als er ins Hotel kam, hatte sich seine Laune wieder erheblich verschlechtert. Er steuerte direkt auf Jennys Büro zu. Die Tür stand offen und bevor er eintreten konnte, hörte er bereits ihre Stimme.
„… muss den Personaleinsatz für nächste Woche planen. Außerdem sollten wir uns vor Dienstschluss zusammensetzen, um diese Groupon- und Living-Social-Spezialpreise zu besprechen. Die Flut von Reservierungen wird uns umhauen.“ Dann lachte sie. „Nun, zumindest hoffe ich das. Wann würde es Ihnen passen?“
Er blieb an der Türschwelle stehen. Jenny saß mit dem Gesicht zur Tür, aber leicht abgewandt. Sie blickte zwischen einem Wochenkalender und einer riesigen Tabelle auf ihrem Tisch hin und her, den Telefonhörer mit der Schulter ans Ohr geklemmt. Das Licht aus der Deckenleuchte und das aus der Schreibtischlampe betonten ihre hohen Wangenknochen und ließen ihr dunkles Haar schimmern. Sie strich sich eine lange Strähne hinters Ohr, die daraufhin über ihre mädchenhafte, fast durchsichtige schwarze Bluse fiel und sich auf ihren kleinen Brüsten leicht nach oben kringelte. Er meinte, beinahe die Umrisse des BHs zu erkennen.
Falls er sich richtig anstrengen würde.
„Siebzehn Uhr ist perfekt“, sagte sie. „Bis dann.“ Sie legte auf, beugte sich vor, um etwas in ihren Kalender zu schreiben, und richtete ihre Aufmerksamkeit anschließend auf die Tabelle vor sich.
Er hätte schwören können, dass er kein Geräusch gemacht hatte, und doch riss sie auf einmal den Kopf hoch und sah ihn erschrocken an, die schmalen Finger lagen gespreizt wieein Seestern auf der riesigen Tabelle. Für einen winzigen Moment verschmolzen ihre Blicke.
Sein Körper schien mit einem Schlag munter zu werden, eine Reaktion, die er nicht kapierte.
Seit seiner Ehe mit Kari war er tief und fest davon überzeugt, dass es so etwas wie wahre Liebe und Verbundenheit nicht gab. Er hatte auch nie Lust verspürt, diese Überzeugung auf die Probe zu stellen. Seit er achtzehn war, hatte er sich nur noch Frauen ausgesucht, die genau wussten, worum es ging, die verstanden, dass er mit ihnen eine schöne Zeit haben wollte, dass es sich aber auf jeden Fall um eine Beziehung mit Verfallsdatum handelte.
Jenny war keine dieser coolen Ich-steh-auf-Gelegenheitssex-Frauen, die er normalerweise bevorzugte. Trotzdem schaffte sie es irgendwie, dass seine Hormone in Wallung gerieten und ihre Aufmerksamkeit auf sie richteten wie wärmegesteuerte Raketen.
Bloß nicht ablenken lassen, Bradshaw! Er schob dieses kurze Aufblitzen von Interesse genau da hin, wo es hingehörte – in die unterirdischen Tiefen seines Bewusstseins –, trat ins Zimmer und wusste einen Moment lang nicht, wie er anfangen sollte.
Sie runzelte die Stirn. „Sind Sie okay? Kann ich etwas für Sie tun?“
Er ging auf ihren Schreibtisch zu, stützte sich mit den Händen auf das Durcheinander und beugte sich vor. „Er wollte nicht mal mit mir sprechen.“
„Wer wollte …?“ Jenny
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