Verküsst & zugenäht!
jetzt daran, genau das zu vermeiden, was meint ihr?“
Begeistert von der eigenen Leistung, fiel es Austin nun leichter, sich auf das Training zu konzentrieren. Als es schließlich zu Ende war, fühlte er sich sogar richtig gut. Das war eine schöne Ablenkung von dem ganzen Stress gewesen, den er in der letzten Zeit hatte, genau genommen, seit sein Dad in der Stadt war.
Nolan klopfte ihm auf den Rücken. „Gutes Spiel vorhin mit Lee und Oliver.“
Er grinste. „Yeah, hab’s ausnahmsweise mal gut gemacht. Normalerweise erwischt mich der Coach immer bei meinen schlimmsten Fehlern.“
„Nee. Er weiß, dass du gut bist. Du könntest sogar ein richtiger Star werden …“
„Austin.“
Beim Klang von Jakes Stimme versteifte er sich sofort, dann drehte er sich schulterzuckend um. Er wollte cool sein, deswegen bemühte er sich, nicht böse zu gucken, aber was zum Teufel wollte der Kerl von ihm?
Dieser Typ sah vollkommen anders aus als die Väter seiner Freunde. Zunächst einmal war er jünger. Selbst wenn er mit ihm hätte reden wollen, er wüsste gar nicht, worüber. Jake trug eine Kamera um den Hals, die wahrscheinlich Millionen Dollar wert war. Diese mordstollen Fotografien, die er für eine bekannte Zeitschrift machte, und sein Aussehen, nun, das alles zusammen wäre vielleicht ganz schön einschüchternd, vorausgesetzt, er würde sich für solchen Kram interessieren.
Was er nicht tat.
Jake wandte sich an Nolan. „Deine Mutter hat bei Jenny angerufen. Sie musste mit deinem kleinen Bruder zum Arzt. Nichts Schlimmes, keine Sorge, aber weil sie nicht kommen kann, soll ich euch nach Hause fahren.“
Mist! Da war leider nichts zu machen, Jake schien die Zustimmung aller Beteiligten zu haben. Also kletterten er und Nolan auf die Rückbank seines Mercedes BlueTec – Gott und die Welt hatten ihn bereits über dieses Auto ausgefragt, als ob ausgerechnet er irgendwas darüber wüsste – und unterhielten sich miteinander. Den Fahrer ignorierten sie vollkommen.
Als Jake vor dem Haus seines Freundes hielt, öffnete Nolan die Tür und sagte: „Danke, Mr Bradshaw.“
Austin wollte verdammt sein, wenn er seinem Vater für irgendetwas dankte, daher nickte er nur. „Yeah“, sagte er und kletterte hinter Nolan ins Freie. Als er sich über den Sitz beugte, um seinen Rucksack zu schnappen, trafen sich ihreBlicke im Rückspiegel. „Sag Jenny, dass ich meine Hausaufgaben mit Nolan zusammen mache“, sagte er, knallte die Tür zu und stapfte davon.
Er hatte keine Lust, ein schlechtes Gewissen zu haben, nur weil er so etwas wie Enttäuschung im Gesicht eines Typs gesehen hatte, den hier niemand brauchen konnte.
5. KAPITEL
D as ist ja ganz toll gelaufen.“ Jake sah den Jungs nach, bis sie im Haus verschwunden waren. Er stieß den Atem aus, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr von der Auffahrt. Was sollte er jetzt tun?
Er hatte sich schon etwas mehr erhofft, als nur den Chauffeur für die beiden zu spielen. Wütend murmelte er vor sich hin, um das leere Gefühl in seinem Bauch nicht spüren zu müssen. Sein Sohn hatte ihn rundheraus ignoriert. Ziellos kurvte er kreuz und quer durch Razor Bay.
Das war pure Ironie des Schicksals. Als er von Emmetts Tod erfahren hatte, war ihm sofort klar gewesen, dass dies die letzte Chance war, seine Vaterrolle auszufüllen. Gerne gab er es nicht zu, aber ein Teil von ihm hätte am liebsten das gemacht, was er immer schon gemacht hatte, einfach verdammt noch mal gar nichts, doch das war diesmal keine Alternative. Er hatte die Schuldgefühle satt.
Vielleicht war er ja nicht viel anders als diese Frauen, die nur auf Männer abfuhren, von denen sie schlecht behandelt wurden, denn je mehr sein Sohn ihn ignorierte, desto faszinierter war er von ihm.
Am nördlichen Ende der Stadt fuhr er Richtung Terminal, bog auf den lang gezogenen Parkplatz ab, rollte bis zu der riesigen Schiffsrampe und hielt erst an, als die Reifen fast schon Wasser berührten. Er stellte den Motor ab, trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und starrte hinaus auf den Hood Canal, den kanalförmigen Salzwasserarm vor Razor Bay.
Es war mitten unter der Woche, die meisten Menschen arbeiteten, außerdem war der Tag grau wie ein Eimer alten Fischgedärms, gelbliche Regenwolken verschleierten die Berge. Auf dem Parkplatz stand kein einziger Wagen mit Anhänger, wahrscheinlich würde bei so einem trüben Wetter nicht einmal der unerschrockenste Bootsmann rausfahren.
Er stieg aus und schlenderte zum Strand.
Die letzten
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