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Verküsst & zugenäht!

Verküsst & zugenäht!

Titel: Verküsst & zugenäht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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eineinhalb Wochen war es sehr windig gewesen, jetzt ging nur eine leichte Brise. Der Himmel sah zwar aus, als ob er jede Minute seine Schleusen öffnen würde, doch noch war es trocken. Er hockte sich hin, suchte ein paar flache Steine aus dem Sand, richtete sich wieder auf und ließ sie über das ruhige Wasser hüpfen. Nach dem vierten oder fünften Hüpfer versanken sie jeweils.
    Er hatte gehofft seinem Sohn nach eineinhalb Wochen etwas näher gekommen zu sein, Austin mied ihn jedoch nach wie vor wie die Pest. Wie sollte er ihn jemals besser kennenlernen, wenn der Junge entweder nicht auffindbar war oder sich sofort in Luft auflöste, falls es ihm doch mal gelang, ihn aufzuspüren?
    Dass er wie immer in Razor Bay das Gefühl hatte, nicht vernünftig atmen zu können, machte das Ganze auch nicht gerade angenehmer. Wütend sammelte er ein paar ordentliche Steine auf, schwere Brocken mit rasiermesserscharfen Austernschalen daran, und schleuderte sie so weit er konnte hinaus. Jeder Stein klatschte mit einem hübschen lauten Platscher auf die Oberfläche und ließ das Wasser aufspritzen.
    Bei Austins Annäherungstempo würde der Junge frühestens mit dreißig so weit sein, nach New York zu ziehen. Er musste die Sache unbedingt etwas vorantreiben.
    Der Frust saß tief. Verdammt, er war es gewöhnt, Probleme schnell und kompetent zu lösen. Einen Großteil des Jahres verbrachte er in entlegenen Gegenden, wo es oft zu schwierigen Situationen kam, und doch gelang es ihm normalerweise, irgendwie eine Lösung zu finden.
    Bloß bei Austin nicht. Und das Schlimmste war, dass sein Hirn sich immer genau dann in eine karge Mondlandschaft zu verwandeln schien, wenn er mal wieder nach einem Weg suchte, das Eis zu brechen.
    Hinter sich hörte er Räder über die Kiefernzapfen knirschen,die den Parkplatz bedeckten, aber es interessierte ihn nicht, wer da kam. War ihm egal, falls noch jemand beschlossen hatte, bei diesem miserablen Wetter aufs Wasser zu blicken. Warum auch nicht, zum Teufel?
    Unabhängig davon, dass dieser Tag grässlich war, lag der Kanal zum ersten Mal völlig ruhig da, seit Jake in dieses gottverlassene Kaff gekommen war. Wieder ging er in die Knie und sammelte die größten Steine ein, die er finden konnte. Bei seiner Stimmung hätte er am liebsten ganze Felsblöcke in die Höhe geschleudert, bloß dass es an diesem Strand leider keine gab.
    Ein Teil seines desinteressierten Gehirns bemerkte, dass das Fahrzeug gewendet hatte, um rückwärts auf die Rampe zu manövrieren. Eine Autotür schlug zu und als er sich aufrichtete, um den ersten Stein zu werfen, ertönte das Knirschen von Schritten auf sandigem Asphalt. Er schleuderte den Stein, dann den nächsten.
    „Touristen zahlen eine Menge Kohle, um Zugang zu diesem Wasser zu haben“, hörte er Max hinter sich sagen. „Deswegen erwarten sie auch, dass es noch da ist, wenn sie das nächste Mal kommen. Wenn du so weitermachst, muss ich dir für den Aufbau einer Felsmauer innerhalb von drei Metern ab der Uferlinie noch ein Bußgeld aufdrücken.“
    „Drei Meter?“ Jake drehte sich um. „Also bitte. Ich kann diese Babys im Schlaf mindestens zehn Meter weit werfen.“
    Max verzog die Mundwinkel. „Ich schätze mal, Algebra war nicht dein stärkstes Fach.“
    „Stimmt.“ Jakes Lippen zuckten ebenfalls. „Betriebswirte brauchen kein langweiliges Algebra.“ Das Studium hatte er nur begonnen, um zu beweisen, dass er im Gegensatz zu seinem Vater finanziell ein Überflieger war. Nicht, dass Charlie Bradshaw seine Familie nicht über Wasser gehalten hätte – um welche es sich im jeweiligen Moment auch immer gerade handelte –, doch war er nie mehr als ein durchschnittlicherVerkäufer gewesen. Er hingegen hatte ein gutes Händchen für Geld und vor allem das Bedürfnis, erfolgreicher als sein Vater zu sein und besser – in jeder Hinsicht.
    Dieser Gedanke wischte ihm das Lächeln vom Gesicht. Man musste sich nur mal ansehen, wie toll das funktioniert hatte. Irgendwas war mit der Verhütung schiefgelaufen, Kari war schwanger geworden und er war abgehauen, statt seine Vaterpflicht zu erfüllen.
    Er war kein bisschen besser als sein alter Herr und in mancher Hinsicht sogar schlimmer.
    Er beäugte Max. Sein Halbbruder trug ein Kakihemd und eine schwarze Krawatte unter einem schwarzen Wollpullover mit V-Ausschnitt. Schulterbereich, Ellbogen und Unterarme waren wattiert. Schulterklappen links und rechts, die Dienstmarke an die Brust gepinnt. Auf den Oberarmen prangten

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