Verküsst & zugenäht!
vom Erfolg der ersten abhängig, und doch umspielte ein erleichtertes Lächeln seine Lippen.
Als er nun in die kleine Hotelhalle zurückeilte, hatte er nach langer Zeit endlich mal wieder das Gefühl, zu wissen, was zu tun war.
6. KAPITEL
H ey, guck dir das mal an.“
Jenny blickte hinüber zu Austin, der gerade dabei war, wie jeden Samstagmorgen, das Geschirr zu spülen. Wie üblich klirrten Teller und Tassen laut und er verspritzte Wasser nach allen Seiten. Weit über das Spülbecken gebeugt schaute er aus dem Fenster. Sie hob fragend eine Augenbraue. „Was soll ich mir angucken?“
Er drehte sich zu ihr um. „Blauer Himmel!“, jauchzte er und strahlte. „Ich weiß nicht, wo der jetzt herkommt, vor zwei Minuten war es noch völlig bewölkt, aber Wahnsinn, Alter.“
„Alte!“, entgegnete sie bissig.
Der Junge grinste. „Entschuldige, Jenny. Ich vergesse immer, dass du es nicht magst, wenn ich Alter zu dir sage.“ Dann lachte er. „Weißt du, was ich fast auch vergessen hatte? Wie ein blauer Himmel aussieht.“
„Ist tatsächlich lange her, dass wir die Sonne gesehen haben.“ Er hatte recht, so ein blauer Himmel hob die Laune ungemein. Sie stieß ihn kumpelhaft mit der Hüfte an. „Ich wette, jetzt hast du beim Spiel eine Menge mehr Spaß.“
„Auf jeden Fall! Das wird super.“
Sie alberten noch eine Weile herum und als sie mit dem Geschirr fertig waren, drückte Austin den Schwamm aus, um die Überschwemmung aufzuwischen, die er angerichtet hatte. Plötzlich wurde er starr. „Was zum …? Was hat der im ‚Sand Dollar‘ zu suchen?“
„Wie?“ Okay, sie hatte ihn klar und deutlich verstanden, hoffte aber unsinnigerweise trotzdem, dass mit „der“ nicht die einzige Person gemeint war, die eigentlich nur gemeint sein konnte. Jenny spähte aus dem Fenster, ihr Herz klopfte heftig.
Es hämmerte nur noch schneller, als sie Jakes Wagen auf dem Parkplatz entdeckte, den sie sich mit dem „Sand Dollar“,dem elegantesten Cottage auf dem Hotelgrundstück, teilte. Sie betrachtete den Mann selbst, der gerade einen großen Karton aus dem Kofferraum lud und damit zur überdachten Veranda des Cottages ging.
In der nächsten Sekunde stürmte Austin bereits durch die Hintertür hinaus.
„Na großartig“, murmelte sie, schleuderte das Geschirrtuch zur Seite, holte ein paar Mal tief Luft und eilte ihm hinterher.
Sie stieg gerade rechtzeitig die drei Verandastufen beim „Sand Dollar“ hinauf, um Austin schreien zu hören: „Was hast du hier zu suchen?“
Als sie das Wohnzimmer betrat, fand sie den Jungen Nase an Nase mit seinem Vater vor einem Stapel Kisten stehend und sah, wie Jake mit einem Finger an die Brust seines Sohnes stieß und einen Schritt zurückwich, um etwas Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Austin wischte den Finger mit weit mehr Kraft fort als nötig, aber Jake reagierte auf diese aggressive Geste nicht. Er blickte zu ihr hinüber, richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen und entgegnete mit ruhiger Stimme: „Ich ziehe hier ein.“
„Mann Alter, das sehe ich auch! Warum ausgerechnet in dieses Cottage?“
„Weil es das größte ist, das freisteht, und ich eine Weile bleiben werde. Ich brauche Platz zum Arbeiten – ich habe Indonesien Knall auf Fall verlassen und muss noch ungefähr tausend Fotos durchsehen und die besten hundert heraussuchen. Und egal, ob ich sie entwickle oder digital als Datei behalte, ich muss sie alle bearbeiten, bevor sie für die Juli-Ausgabe vom ‚National Explorer‘ geeignet sind.“
Austin schnaubte, doch zu ihrer Erleichterung schien die Erklärung seine Wut etwas zu mildern.
„Das kann ja wohl nicht so lange dauern“, sagte der Junge. „Bis dahin sind noch zwei Monate Zeit.“
„Nein, mir bleiben nur knapp drei Wochen. Ich muss sie Anfang Mai abgeben, damit die Redakteure die auswählen können, die sie für die Ausgabe haben wollen. Die genaue Anzahl wird sich mehrfach ändern, während das Layout gemacht wird.“ Jake deutete zur Decke. „Da oben ist ein kleines Badezimmer, das ich als Dunkelkammer benutzen kann. Ich entwickle inzwischen zwar nicht mehr so viel, aber doch ab und zu etwas. Und der Schlafraum im Obergeschoss lässt sich als Arbeitszimmer verwenden.“
„Was auch immer“, sagte Austin. „Solange du mir aus dem Weg gehst.“
„Tja, was das betrifft.“ Jake sah seinem Sohn direkt in die Augen. „Daraus wird nichts.“
„Wie bitte?“
Austin schien schon wieder zu kochen. Jake hingegen blieb
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