Verlangen, das für immer brennt
würden ja wohl kaum eine Pflichtsexklausel im Kleingedruckten verstecken. Oder etwa doch?
Plötzlich kam ihr ein ausgesprochen unangenehmer Gedanke. „Ähm, Luc … Was ich schon vorher hätte fragen sollen … gibt es da jemanden, der … ich meine … eine …“
Er neigte den Kopf und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Seine Miene wirkte ernst, doch seine Augen blitzten erheitert auf. „Willst du wissen, ob ich eine Freundin habe? Meinst du nicht, dass es ein bisschen zu spät ist, sich darüber Gedanken zu machen? Immerhin hast du ja schon in der ganzen Welt verbreitet, dass wir verlobt sind.“
Tiefe Demütigung beschrieb nicht einmal ansatzweise das grauenhafte Gefühl, das sich ihrer bemächtigte. „Doch nicht in der ganzen Welt“, murmelte sie.
„Nur bei den Mafiosi also?“ Er lachte leise auf. Für ihren Geschmack genoss er ihr Unbehagen eine Spur zu sehr. „Lass mein Privatleben mal meine Sorge sein, Hattie. Du hast genug damit zu tun, dich um dich selbst und das kleine Mädchen zu kümmern.“ Dann stutzte er. „Sag mal, unterrichtest du im Augenblick eigentlich gar nicht? Du hast doch gleich nach deinem Abschluss eine Stelle als Lehrerin angetreten.“
„Nach dem Unfall musste ich unbezahlten Urlaub nehmen. Für den Rest des Jahres.“
Plötzlich wirkte Luc wieder vollkommen ernst und kam mit einem einzigen langen Schritt so nahe an sie heran, dass er Hattie übers Haar streichen konnte. „Du hast echt eine Menge mitgemacht“, sagte er leise. „Aber jetzt wird alles besser.“
Sie lächelte wehmütig. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass nichts jemals wieder so sein wird, wie es einmal war.“
„Das hat ja auch niemand behauptet.“
Aus irgendeinem Grund klangen seine Worte in ihren Ohren wie eine Drohung. Als sie zu ihm aufsah, streifte sie sein warmer Atem. „Was hast du davon? Warum bist du bereit, einer Frau zu helfen, die du seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hast?“
„Versuchst du gerade, mir die ganze Sache auszureden?“
„Sag mir, warum du mitspielst. Ich war mir eigentlich zu neunzig Prozent sicher, dass du mich hochkant aus deinem Büro werfen würdest.“
„Hin und wieder kommt es eben vor, dass ich einen Anfall von Nettigkeit erleide.“ Seine Stimme troff förmlich vor Sarkasmus.
Sie sah ihn offen an, stellte sich der schmerzhaften Erkenntnis, dass ihr sein Gesicht noch immer genauso vertraut war wie vor zehn Jahren. „Es steckt mehr dahinter“, sagte sie. „Das kann ich in deinem Blick erkennen.“
Sein Gesichtsausdruck wurde verschlossen. „Lass uns einfach sagen, dass ich meine Gründe habe“, erwiderte er barsch. Deutlicher hätte er ihr nicht mitteilen können, dass dieses Gespräch für ihn beendet war.
Er schloss sie aus – und das tat weh. Obwohl sie eigentlich kaum mehr als Fremde waren. Fremde, die sich einst voller Leidenschaft geliebt hatten, aber nichtsdestotrotz Fremde.
„Ich muss los.“
Er versuchte nicht, sie aufzuhalten, sondern führte sie stattdessen in ein geräumiges Wohnzimmer, wo Ana auf dem Teppich mit Deedee spielte, die schon ganz schläfrig war.
Hattie nahm die Kleine hastig hoch und rieb ihre Nase an dem duftenden Haar des Babys. „Hat sie ein bisschen geschlafen?“
Ana stand auf und glättete den Rock ihres geblümten Hauskleids. „Etwa eine Dreiviertelstunde. Lange genug, dass sie jetzt wach bleibt, bis Sie zu Hause sind und sie ins Bett bringen können. Ihre Tochter ist wirklich ein Schätzchen, Ms Parker. Ein richtiger kleiner Engel.“
„Sie ist meine Nichte, nicht meine Tochter. Aber trotzdem danke.“
Das höfliche Geplänkel schien Luc ganz ungeduldig zu machen. „Ich begleite dich noch nach draußen.“
Sherman wartete bereits neben der Limousine, weswegen sie es vermieden, persönliche Themen anzuschneiden. Allerdings ließ Luc es sich nicht nehmen, Deedee eigenhändig im Kindersitz anzuschnallen.
Überrascht hob Hattie eine Braue. „Du bist ja ein richtiger Experte!“
Er strich dem Baby über die Wange und trat beiseite, damit Hattie einsteigen konnte. „So schwierig ist das nun auch wieder nicht. Ich freue mich auf euren nächsten Besuch.“
„Rufst du mich an?“
„Ich werde meine Sekretärin bitten, dich zu kontaktieren und ein Treffen zu arrangieren. Wahrscheinlich dauert es aber noch ein paar Tage. Allerdings solltest du besser schon mal anfangen, deine Sachen zu packen.“
„Packen?“, wiederholte sie irritiert. Gott, was hatte sie sich da nur
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