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Verletzt

Verletzt

Titel: Verletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Lang
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wieder nur mit mir beschäftigt. Mit meiner Schulter und den Schmerzen, die sich durch mich hindurchwälzen.
    „Freija? Alles okay? Bist du verletzt?“, höre ich Jesses Stimme wie aus weiter Ferne, der aufgeregt auf mich zustürzt.
    Ich sitze tatsächlich verletzt auf meinem Hintern und betrachte meinen linken Arm, der jegliche Befehle, sich zu bewegen, stur verweigert. Jesse ist jetzt auch da und legt seine Waffe, einen Bogen, der dazu entwickelt wurde, Bestien zu verletzen, neben mich.
    „Das sieht nicht gut aus Engel. Das sieht gar nicht gut aus“, sagt er sorgenvoll. Seine Augen versprechen nichts Gutes.
    „Ach was, die Schulter wird schon wieder“, will ich sagen, aber ich bringe nur ein Flüstern hervor. Was ist los? Wo verdammt ist die Luft zum Atmen, zum Sprechen geblieben?
    Jesse schaut hilflos meinen Bauch an. Warum um Himmels Willen meinen Bauch? Warum kümmert er sich nicht um meine kaputte Schulter?
    Verwirrt schaue ich an mir herab und sehe das ganze Blut, mein Blut. So viel Blut? Wo kommt das her? Sie muss mich doch erwischt haben.
    Die Krallen, analysiere ich irgendwie. Denn plötzlich und völlig unerwartet trifft er mich. Der Schmerz in meinen Eingeweiden. Es fühlt sich an, als würde mir jemand mit einem verflucht großen Hammer in den Bauch schlagen. Wieder. Immer wieder.
    Kälte kriecht in jede Faser meines Körpers. Sie kommt nicht von der Bestie, die langsam aus meinem Blickfeld schwindet. Löst sich ihr Körper bereits in Luft auf oder bin ich es?
    Meine Sinne schwinden.
    Zum Glück nur die Sinne und nicht mein Leben, hoffe ich.
    Verschwommen sehe ich Jesse. Seine Augen sind zwei Lichter in der Dunkelheit, die mich einspinnt, zu sich zieht.
    Was macht er da? Was sagt er zu mir? Ich kann ihn kaum hören. Er ist über mir und spricht mit mir. Wie aus einer anderen Welt, höre ich seine Worte.
    „Bleib bei mir. Bleib wach!“, sagt er. Aber ich will jetzt schlafen. Bin müde. Erschöpft. Ich habe die Bestie besiegt, bin verletzt und brauche jetzt Ruhe. Ich schließe meine Augen und alles wird ganz friedlich und ganz still.
    Ich schaue in künstliches Licht, als ich meine Augen wieder öffne.

Kapitel 2
     
    Alle Erinnerungen sind sofort da, das ganze Blut, mein Blut, die tote Bestie, die sich ins Nichts aufgelöst hat.
    Jesse, der über mir war. Er muss es geschafft haben, mich hierher zu schaffen, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie er das angestellt hat. Wir waren mindestens vier Blocks entfernt von unserem Skygate. Skygate? So nennen wir unseren Schlupfwinkel.
    Das Skygate ist die komplette 77. und 78. Etage des höchsten Wolkenkratzers von ganz Sektion 13.
    Sektion 13?
    Früher habe ich einmal dort gewohnt, glaube ich, weil so recht erinnern, kann ich mich daran nicht.
    In New York, so wie die Nunbones, also die gewöhnlichen Menschen, Sektion 13 nennen. Ich war auch einmal einer von ihnen, ein Nunbone. Das ist lange her und ich kann mich an so gut wie nichts mehr aus dieser Zeit erinnern.
    Lange her, überlege ich. Ich kämpfe jetzt seit fünf Jahren gegen die Bestien, aber es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Als ich elf war, haben sie mich gefunden.
    Die Bestien.
    Sie haben mich fast getötet. Das rätselhafte Zeichen, das sich wie eine Tätowierung, nur tausendmal schöner, über meinen ganzen Rücken erstreckt, erinnert mich jeden Tag daran. Ich sehe sie jeden Morgen im Spiegel, aber sie ist nur eine von vielen. Ich fasse an meinen Bauch. Eine von vielen wunderschönen Narben, Tattoos.
    Jemand nähert sich der Krankenstation. Am Klang seiner Schritte erkenne ich Jesse. Bevor er die Tür öffnet, schließe ich meine Augen und stelle mich schlafend. Ich höre, wie er den Raum betritt, die Tür behutsam hinter sich schließt und sich dann den Geräten widmet, an denen ich angeschlossen bin. Irgendetwas scheint ihn zu irritieren. Er fummelt an dem Schlauch, der an meinem Handrücken austritt, herum. Prüft, ob er richtig sitzt, und drückt dann wieder ein paar Knöpfe an dem Monitor über meinem Kopf, der meine Lebenszeichen überwacht. Er nimmt meine Hand in seine Hand. Ich spüre seine Finger, wie sie mein Handgelenk umfassen, und muss mir eingestehen, dass ich es mag, wenn er mich so berührt.
    Wir berühren uns häufig, das ist nur logisch, weil wir beide als Team die Bestien jagen.
    Jesse ist ein ausgezeichneter Fernkämpfer und ich bin seine Nahkämpferin, sein Engel, wie er mich immer nennt. Wir berühren uns auf der Jagd ständig. Wenn wir uns in einem engen Keller

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