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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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ein krummes Ding gedreht hatten, wie sich nun herausgestellt hatte. Offenbar hatten die beiden daraufhin geplant, sie aus dem Weg zu räumen, was sie natürlich vereitelt hatte. Es hatte sich als doppeltes Glück erwiesen, dass eins der beiden korrupten Schweine eine Frau gewesen war, die Peggy-Lee in Größe und Statur ähnlich war. Peggy-Lee hatte der Frau ins Gesicht gespuckt, um es anschließend mit Kugeln zu durchsieben und die Uniform mit ihr zu tauschen. Die Frau war ohnehin in Atome gesprengt worden, nachdem Peggy-Lee die Leichen in ein Minenfeld transportiert hatte. Somit konnten selbst die eifrigsten Pathologen der Armee, die routinemäßig alle toten Soldaten obduzierten, nichts Verdächtiges mehr finden. Die Kleidung war daher nur ein Detail, allerdings ein entscheidendes – und Gewissenhaftigkeit war schon immer ihr besonderes Kennzeichen gewesen.
    Anschließend war Miss Peggy-Lee Wu offiziell ein Teil von Präsident Bushs peinlicher Irak-Statistik geworden. Ihre posthumen Stellvertreter waren so umtriebig gewesen, dass ihr die ganze Aktion obendrein genug Geld eingebracht hatte, um das Land unbemerkt zu verlassen und in Ruhe neue Pläne zu schmieden.
    Sie stand langsam auf und nahm die Pistole aus dem Holster. Dann ging sie den Geräuschen nach. Peggy-Lee Wu zu unterschätzen war lebensgefährlich.
    *
    Als Thor aus dem Wagen stieg, brannte die Nachmittagssonne nicht mehr, aber die aufgestaute Hitze des Tages wurde noch immer vom Asphalt und den umliegenden Gebäuden abgestrahlt. Alles schien ruhig, abgesehen von einem einzelnen geparkten Lieferwagen gab es in dem Gebiet kein Anzeichen von Leben. Als er den Refshalevej entlanggerast war, waren ihm einige Fahrzeuge entgegengekommen, die Richtung Stadt fuhren. Vermutlich der Verkehr von den verschiedenen kleineren Industriebetrieben, die gerade Feierabend gemacht hatten.
    Die Gegend wirkte erneut wie eine Ödnis auf ihn, ohne Leben und ohne Anwohner. Vielleicht war er etwas zu vorschnell seiner Eingebung gefolgt und wie ein Henker hierhergefahren, bloß weil Linnea mal wieder eine neue Idee aufgebracht hatte und seither nicht ans Telefon ging. Überhaupt ärgerte er sich darüber, wie viel Raum Linnea in seinem Kopf immer noch einnahm. Er hatte versucht, sich einzubilden, dass er sich lediglich ganz normale Sorgen machte, als sie ihn anrief und von dem Einbruch erzählte. Aber er hätte sich selbst schlecht gekannt, wenn er nicht schnell durchschaut hätte, dass seine Motive in Wahrheit andere waren.
    Als er das Gebäude betrachtete, fiel ihm auf, dass die große Pforte nur angelehnt war, unten war ein schmaler Spalt zu erkennen. Zögernd näherte er sich.
    Streng genommen sollte er sich hier besser nicht allein aufhalten, aber es wäre einfach zu albern gewesen, Kraus und Ewald aus ihrer Arbeit am Politigården zu reißen, nur um am Ende lediglich ein paar leere Lagerräume vorzufinden. Er ging zum Tor und wollte es aufziehen.
    In dem Moment bemerkte Thor, dass drinnen jemand war. Er kniete sich hin, legte den Kopf an die Türöffnung und versuchte zu lauschen.
    Da ertönte ein herzzerreißender Schrei.
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    U m sie herum war es stockdunkel, und sie rang verzweifelt nach Luft. Wenn sie versuchte, durch die Nase einzuatmen, kam nur ein pfeifender Laut aus ihrer Kehle, und den Mund konnte sie gar nicht öffnen.
    Linnea wimmerte und versuchte, den Kopf zu bewegen. Ihr Herz raste, und ihr war schwindelig. Sie hörte ein fremdes, unterdrücktes Gurgeln, das aus ihr selbst kommen musste. Ihre Nasenflügel weiteten sich, als sie versuchte zu atmen. Doch es half nichts. Sie bekam einfach keinen Sauerstoff, er drang nur bis zur ihrer Kehle, die wie zugeschnürt war. Und sie konnte auch nichts sehen.
    Man hatte ihr etwas über den Kopf gezogen. Eine Tüte. Sie war kurz davor zu ersticken.
    Sie wälzte sich auf dem Boden herum, konnte jedoch weder Arme noch Beine richtig bewegen. Sie war an Händen und Füßen gefesselt, vermutlich mit Klebeband. Und so konnte sie sich nur von der einen Seite auf die andere rollen. Sie spürte, wie ihre letzten Kräfte schwanden. Wenn sie doch nur Luft bekäme.
    Sie bewegte ihren Kopf hin und her, bis er gegen etwas stieß. Der dumpfe Schmerz breitete sich kreisförmig über ihre Stirn aus. Verzweifelt versuchte sie, durch die Nase zu atmen, während sie sich zur Ruhe zwang. Sie schnappte noch immer nach Luft, jetzt aber ruhiger, langsamer.
    Es war nur die Panik gewesen. Sie war eingesperrt, gefesselt und wusste nicht, wo sie

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