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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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die aufgeregten Hunde gekümmert, doch während der eigentlichen Übung hatten sich dann zwei der Tiere losgerissen und waren direkt zu dem Loch gestürmt. Sie waren hineingesprungen und hatten begonnen, die Erde aufzuwühlen, woraufhin schon bald ein Gegenstand aus schwarzem Plastik zum Vorschein kam. Die Hundeführer hatten erfolglos versucht, die Tiere zu sich zu rufen. Schließlich war einer der Polizisten in das Erdloch gestiegen und hatte mit einem Stock den Boden um das Plastik herum freigelegt. Als die Beamten erkannten, dass es sich bei dem vermeintlichen Plastikstück in Wirklichkeit um einen Knochen handelte, beschlossen sie, die Mordkommission zu informieren.
    »Die Polizei ruft die Polizei«, hatte Boserup kommentiert, als Linnea ihm das Gespräch mit Bodilsen zusammengefasst hatte. »Das hört man auch nicht jeden Tag.«
    Linnea hatte gelächelt.
    Die angeforderten Ermittler waren eine Stunde später am Fundort angekommen. Ein besonders vorwitziger Polizeibeamter hatte sich Gummihandschuhe übergestreift und noch tiefer in der Erde gegraben – denn man wollte ja nicht grundlos einen Rechtsmediziner den weiten Weg von Kopenhagen hierherkommen lassen. In der Provinz machte sich niemand gern zur Witzfigur der Hauptstädter. Das Ergebnis seiner Wühlaktion war ein Oberschenkelknochen, daran bestand kein Zweifel. Als er ihn ganz aus der Erde ziehen wollte, stellte sich heraus, dass er noch immer mit einem Schien- und Wadenbein sowie den Fußknochen zusammenhing. Am Fuß war noch ein kleiner Fetzen Haut erkennbar. Der Rest der Leiche war vollkommen skelettiert. Nun war man sich sicher, dass man es hier mit der Leiche eines Menschen zu tun hatte, und der große Apparat wurde in Bewegung gesetzt. Man forderte die Spurensicherung an, außerdem wurden zwei erfahrene Leichenspürhunde hinzugerufen – und Linnea. Vermutlich in genau dieser Reihenfolge.
    Auf den letzten Metern bis zum Fundort hatte Linnea überlegt, was die lokalen Polizeibeamten vor ihrer Ankunft wohl noch alles zerstört hatten. Schlimm genug, dass sie das Skelett bereits angefasst und in der Erde gewühlt hatten – vermutlich ohne vorher zu dokumentieren, wie sie den Fundort vorgefunden hatten.
    Boserup sah etwas unsicher aus, als sie auf immer kleinere Feldwege einbogen, aber sie konnte ihm nicht helfen. Sie hatte den Ort bei Google Earth gefunden, doch auch das brachte nicht viel, denn sie waren so weit auf dem Land, dass es keine Straßenschilder oder andere Orientierungshilfen gab, nach denen sie sich richten konnten. Bald hatten sie die letzten Höfe hinter sich gelassen und befanden sich auf einem Weg, den man nicht mal mehr als Schotterpiste bezeichnen konnte, eher sandige Reifenfurchen mitten auf dem Acker. In einiger Entfernung war ein Dickicht auszumachen, an dessen Rand zwischen größeren Bäumen ein stark verfallenes Gebäude lag.
    »Sieht so aus, als wären wir hier richtig«, meinte Boserup.
    Linnea nickte nur. Der letzte Abschnitt des Weges diente als Parkplatz für mehrere Rettungswagen, zwei Streifenwagen, einen Dienstwagen der Spurensicherung vom Kriminaltechnischen Center und drei Zivilfahrzeuge, die wohl den Ermittlern gehörten. Vor ihnen tauchte ein weiteres Gebäude mit einer einsturzgefährdeten Garage auf, neben der sich unzählige verrostete Autowracks türmten.
    Das letzte Stück musste Linnea zu Fuß gehen. Sie wurde durch die marode Garage geführt, in der alte Plastikkisten mit Zwiebeln und Gerümpel lagerten. Einer der Männer von der Spurensicherung kannte sie schon und begrüßte sie mit einem Lächeln.
    »Der Boden ist ganz schön trocken«, sagte er. »Immerhin musst du dich dann nicht wieder durch den Schlamm wühlen, so wie beim letzten Mal.«
    Sie nickte.
    »Ich habe meine Sachen für die Feldarbeit auch gar nicht dabei. Kann sein, dass sich die Bauern über die lange Trockenzeit ärgern, aber mir passt sie eigentlich ganz gut.«
    Sie ging weiter. Überall standen kleine Männergrüppchen herum. Einige uniformierte Beamte waren damit beschäftigt, den Ort abzusperren, obwohl sich wohl kaum jemand anderer als die Polizei hierhin verirren würde. Ansonsten hoben sich nur die Techniker in ihren weißen Schutzanzügen von der Menge ab. Mehrere der Männer unterhielten sich, und Linnea bemerkte, dass sie ihr Blicke zuwarfen. Sie brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um herauszufinden, über wen sie sprachen.
    »Ist das Orakel angekommen?«
    »Direkt aus den USA!«
    »Sie wird den Fall innerhalb von

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