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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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Angst fast den ganzen Tag über verdrängt, aber er wusste, dass er bereit war. Die Pistole lag neben ihm auf dem Beifahrersitz, und er griff danach, als er aus dem Auto stieg. Das letzte Stück musste er gehen, das erlaubte es ihm immerhin, ungesehen anzukommen, falls sein Gegner schon vor Ort auf ihn wartete. Er spürte bereits das Adrenalin in seinen Adern und wurde von einer nervösen Energie erfasst.
    Auch wenn er von Alpträumen und Schuldgefühlen geplagt wurde, war er immerhin auch einmal Soldat gewesen und noch immer stolz darauf. Er hatte zu einem Aufklärungsschwadron gehört, das die gefahrenreichsten Orte aufsuchte und auf Stolperdrähte und deponierte Sprengsätze hin absuchte, ehe die Hauptstreitkräfte ankamen. Zu dieser Zeit hätten ihn alle als mutig und entschlossen beschrieben.
    Und er spürte, wie die Kraft von damals zurückkehrte, mit jedem Schritt, mit dem er sich den Lagerräumen näherte.
    *
    Eine halbe Stunde später hallte der erste Schuss.

Samstag, 10. Juli

25
     
    I rgendetwas musste sie geweckt haben. Sie versuchte die Augen zu öffnen, bereute es aber sofort wieder. Sie wollte nur noch schlafen, oder sogar sterben. Alles in ihr schmerzte, sie war außerstande, sich zu bewegen. Als sie zu schreien versuchte, kam nur ein heiseres Schluchzen dabei heraus. Ein gewaltiger Druck lastete auf ihrer Kehle, so dass sie nur in kleinen, kurzen Stößen Atem holen konnte und zu hyperventilieren begann. Die Luft war von einem süßlichen Gestank nach Blut und einem parfümierten Duft wie von Aftershave getränkt.
    Peggy-Lee Wu versuchte sich zu orientieren, doch im Raum war es dunkel. Nur ein schmaler Lichtstrahl drang in eine Ecke herein. War das die Sonne, die gerade aufging? Wie lange war sie eigentlich bewusstlos gewesen? Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, wie sie dort gelandet war und was eigentlich auf ihr lastete und sie zur Bewegungslosigkeit zwang. Es fühlte sich an, als habe sich eine Decke auf sie herabgesenkt. Der Untergrund war kalt und feucht. Ihre Arme und Beine lagen auf den Boden gepresst und wirkten taub. Als sie versuchsweise die Finger der linken Hand bewegte, kehrte langsam das Gefühl in Zeige- und Mittelfinger zurück.
    Eins nach dem anderen, dachte sie und nahm die andere Hand zu Hilfe, um ihr Gefängnis zu erforschen.
    Ihre Finger tasteten sich vor und nach oben. Sie fühlten zunächst Stoff, dann eine feuchte, klebrige Vertiefung, in der sie verschwanden. Peggy-Lee versuchte, ihr Gehirn zu aktivieren, und die wenigen Kräfte, die ihr noch blieben, dafür einzusetzen, alle Sinneseindrücke zu sammeln und daraus ein Bild zusammenzusetzen. Die Augen halfen ihr nicht, es war zu finster. Außerdem war ihr eines Auge fast völlig von einer Substanz verklebt, wahrscheinlich ihrem eigenen Blut. Sie war noch nicht ganz bereit. Sie musste einen Arm befreien, wenn sie aus ihrer Lage entkommen wollte.
    Peggy-Lee biss sich auf die Lippe und stöhnte dumpf, während sie mit aller Kraft versuchte, ihren rechten Arm von ihrem Körper wegzudrücken. Doch nichts geschah.
    »Komm schon, verdammt, komm schon, nun komm schon.«
    Ihr Flüstern war wie ein Mantra, und dieses Mal gelang es ihr. Ein Arm kam frei, und ihr wurde bewusst, dass das, was sie nach unten drückte, kleiner war, als sie gedacht hatte. Ihre Hände untersuchten die Konturen. Sie spürte noch mehr Stoff, dann etwas Kühles, das sich wie Haut anfühlte, und weiter oben eine raue Fläche.
    Peggy-Lee spürte Übelkeit in sich aufsteigen, als sie ganz langsam akzeptierte, was ihre Sinne ihr schon seit mehreren Minuten mitzuteilen versuchten. Es war ein menschlicher Körper, der auf ihr lag. Ein großer, schwerer und ziemlich steifer Körper.
    Immerhin konnte diese Starre nur bedeuten, dass ihr Gegner nicht mehr in der Lage war, ihr etwas anzutun. Abgesehen davon, sie hier gefangen zu halten, bis sie wegen ihres hohen Blutverlustes erneut ohnmächtig wurde. Blut. Sie begriff, was ihre Finger zuvor ertastet haben mussten. Sie musste tief in seiner Wunde gebohrt haben. Die Übelkeit übermannte sie, sie konnte sich nicht länger zusammenreißen und übergab sich. Die säuerliche Flüssigkeit schoss in ihren Mund, doch sie konnte sie nirgends loswerden. Sie rang nach Luft, und Galle brannte in ihrer Luftröhre.
    Es fehlte nicht viel, und sie wäre an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Irgendwo in der Ferne glaubte sie ein Röcheln zu hören, aber es musste von ihr selbst stammen. Sie war gezwungen, ihren Mageninhalt in kleinen

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