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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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gierige Söldner begegneten, umso mehr. Wenn sie ihr Leben ohnehin damit riskierte, Menschen für Geld umzubringen, warum sollte sie sich dann nicht selbst daran bereichern?
    Und als sich ihr die Möglichkeit bot, schlug sie sofort zu. So gab sie ihren Job als staatlich finanzierte Auftragsmörderin auf und wurde stattdessen zu einer freien Agentin mit einem dicken Bankkonto. Sie war stets wählerisch dabei gewesen, welche Aufträge sie angenommen hatte, und wusste, dass sie genau aus diesem Grund so schnell in die höchste Liga dieser Branche aufgestiegen war. Deswegen – und weil sie eine der Besten auf ihrem Gebiet war.
    Sie verstand noch immer nicht ganz, was in dem Lagergebäude eigentlich vorgefallen war. Jedenfalls hatte sich der Auftrag, den sie als einfachen Routinejob eingestuft hatte, zu einem Kampf um Leben und Tod entwickelt. Ihre Zielperson war auf ihre Anwesenheit vorbereitet gewesen. Noch dazu hatte der Mann gekämpft wie ein Elitesoldat. Diese Niederlage ließ nur einen Schluss zu: Das Ganze war eine Falle gewesen. Kevin Love fühlte sich von dem Wissen bedroht, das sie nach einem Dutzend Auftragsjobs über ihn und seine Geschäfte gesammelt hatte. In Wirklichkeit hatte sie gar nicht überleben sollen. Aber sie war stärker, als er dachte, und sie würde es ihm mit derselben Münze heimzahlen.
    Der Zorn verlieh Peggy-Lee neue Energie. Als sie das Auto kurz darauf endlich vorbeifahren hörte, zwang sie ihren Körper erneut dazu, sich zu bewegen. Erst als sie aufstand, merkte sie, wie dehydriert sie war und dass sie für ihren weiteren Überlebenskampf dringend etwas zu essen brauchte. Ihre Schwäche war nicht verwunderlich, denn inzwischen mussten viele Stunden vergangen sein, in denen sie erst unter der Leiche eingeklemmt gelegen und sich dann freigekämpft hatte. Auf ihrer Wunschliste gab es demnach vor allem drei Punkte: ein neues Versteck und etwas zum Essen und zum Trinken. Und dann war da noch ihr Arm, der dringend verarztet werden musste.
    *
    Thor wusste nur zu gut, wie die Polizeibeamten und Ermittler ihn sahen: Als einen Mann Ende dreißig, der seit weniger als zehn Jahren Ermittler war und doch schon eine Art Legende unter den Mordkommissaren. Nicht in erster Linie wegen seiner Ermittlungserfolge, sondern vielmehr wegen seines schnellen Aufstiegs. Schon auf der Polizeischule hatte er beharrlich das Ziel verfolgt, zur Kriminalpolizei zu kommen. Tatsächlich wurde er auch ziemlich schnell nicht nur ein Mitglied der damaligen begehrten Abteilung A, sondern auch der zweitjüngste Vizekriminalkommissar überhaupt. Und dann gab es natürlich auch noch ein paar spektakuläre Fälle, die ihm unter seinen engen Mitarbeitern fast schon einen Heldenstatus eingebracht hatten, über die er selbst aber nur selten redete.
    Manche Kollegen zogen ihn damit auf, aber eigentlich wussten nur die wenigsten, dass Thor in einer Hippie-Kommune mitten in Jütland aufgewachsen war. Das war nicht gerade eine klassische Brutstätte für Polizisten, aber Thor pflegte zu scherzen, dass er seither schon den Wunsch, sich einen Joint anzustecken, auf hundert Meter Entfernung riechen könne. Seiner besonderen Herkunft verdankte er auch die Gabe, alle zum Reden bringen zu können. Ihm fiel es leicht, das Vertrauen anderer Menschen zu gewinnen. Bereits von Anfang an hatte er ein gutes Netzwerk aus Kontakten und Informanten aufgebaut, die ihm zu einer rasanten Karriere verholfen hatten.
    Dass ihn dieses Kontaktnetz einmal beinahe auch seinen Job gekostet hätte und ihm ein schweres Kreuz auferlegt hatte, an dem er noch immer zu tragen hatte, war eine andere Sache.
    Der junge Mann, der auf der Rückbank des Streifenwagens saß und darauf wartete, nach Hause gebracht zu werden, erlebte wohl gerade das Gegenteil eines Highs. Vermutlich war er feiern gewesen und hatte an diesem Samstag in der Stadt ein paar Pfeifchen geraucht. Doch die Entdeckung des toten Mannes hatte ihn anscheinend aus seiner Benebelung geweckt. Und jetzt saß er nur noch bleich und nervös da.
    »Ich musste einfach nur pinkeln. Hätte genauso gut auch woanders hingehen können.«
    »Was hatten Sie denn ausgerechnet hier zu suchen? Sie sind doch wohl nicht den ganzen Weg bis hierher gefahren, nur um zu pinkeln?«
    »Ich war im Dragens Hule .«
    Der junge Mann sah hastig zu Thor auf. Er blinzelte gegen die grelle Innenbeleuchtung des Wagens.
    »Das ist eine Konzerthalle. Genau da drüben.«
    Er zeigte auf einen undefinierbaren Punkt vor sich. Thor schielte zu

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