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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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dies war etwas ganz anderes. Jonas gab sich Mühe, sich alle Ecken und Winkel in den alten Gebäuden auf der Refshaleinsel einzuprägen. Nach und nach versah er Lex’ Zeichnung mit zusätzlichen Strichen und Notizen. Er kam auf insgesamt drei mögliche Verstecke, an denen sein Henker auf ihn warten konnte. Natürlich wäre es auch eine Möglichkeit gewesen, so rechtzeitig am vereinbarten Ort einzutreffen, dass er selbst beobachten konnte, wie Kevin Love sich bereitmachte. Das war jedoch unsicher und konnte leicht schiefgehen. Jonas’ Einschätzung nach war es besser, vorher zu essen und sich auszuruhen, damit er in Topform war, falls es zu einer Konfrontation käme. Dagegen würden ihm drei Stunden Wartezeit, zusammengekrümmt in einem feuchten Raum oder unter der gleißenden Sonne, bereits im Voraus die Kraft rauben. Deshalb beschloss er, auf seine gute Ortskenntnis zu setzen und darauf, dass sein Gegner so professionell war und vorhersehbar handelte.
    Anschließend saßen sie eine Stunde lang zusammen und diskutierten. Lex notierte auf ihrem Block, woran Jonas denken musste, ehe er das Haus verließ. Bis zum vereinbarten Zeitpunkt blieben noch knapp vier Stunden, und sie selbst durfte nicht mehr lange hierbleiben. Sie mussten ihre Alibis im Auge behalten, falls die Polizei auf den Fall aufmerksam wurde. Außerdem mussten sie aus genau demselben Grund auch noch ziemlich viele Spuren beseitigen.
    In erster Linie galt es jetzt, das Lager zu Hause zu leeren und noch so viel Geld wie möglich dabei herauszubekommen. Wenn sie anschließend untertauchten, würden sie all ihr Kapital benötigen. Die wertvollsten Dinge befanden sich noch immer im Keller, und das würde ihre Rettung werden. Vor heute Abend auf der Refshaleinsel aufzutauchen wäre einfach zu gefährlich. Sie planten, sich am darauffolgenden Tag im Sommerhaus in Faxe Ladeplads zu treffen. Lex würde noch an diesem Tag dorthin fahren und im lokalen Supermarkt Zutaten für ein romantisches Dinner einkaufen. Und dabei natürlich subtil, aber deutlich auf sich selbst und ihr Anliegen aufmerksam machen, damit man sich an sie erinnerte. In der Zwischenzeit würde Jonas – nachdem er die Begegnung hinter sich gebracht hatte – ohne das Auto zurück in das Haus in Virum kommen und dort übernachten, ohne das Licht anzuschalten. Niemand würde bemerken, dass er dort wäre. Am nächsten Morgen würde er dann den Zug zum Bahnhof nehmen, wo er sein Auto geparkt hatte, und damit zu Lex fahren. Dadurch würden sie ein paar Tage gewinnen, um einen genaueren Fluchtplan zu schmieden.
    Inzwischen nickte Jonas nur noch zu den meisten Vorschlägen von Lex und kommentierte sie immer weniger. In Wirklichkeit konnte er nicht weiter denken als bis zu Punkt zwei auf Lex’ Liste: die Waffe bereit machen. Die Pistole, die im Schlafzimmer lag und die er bald vorbereiten würde, um einen anderen Menschen damit zu töten. Einen Menschen, der ihm nach dem Leben trachtete, der jedoch aus ihm einen Mörder machen würde, wenn der Plan gelang.
    »Du bist doch sowieso schon ein Mörder, du selbstgerechter Streber!«
    Er konnte nicht herausfinden, ob es seine oder Firaz’ Stimme war, die ihn aus seinen Gedanken riss. Vielleicht eine Mischung aus beiden. Jonas schielte zu Lex hinüber, die noch immer am Tisch saß und Notizen machte; ihre Wangen hatten inzwischen Farbe angenommen. So hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen, und ihre Augen leuchteten, als sie ihn ansah. Ein weiteres Mal schockierte ihn, wie sie beinahe lustvoll an ihren privaten Sündenfall heranging. Mit jedem Schritt, den sie taten, entfernten sie sich weiter von all seinen bisherigen Vorstellungen, was richtig und falsch war. Und mit jedem dieser Schritte wirkte Lex überzeugter und unerschütterlicher.
    »Wir werden das schon schaffen, Jonas. Es geht um unser Überleben.«
    Sie zwinkerte ihm zu und schenkte ihm ein freches Grinsen.
    »Wir sind doch das dynamische Duo. Du erinnerst dich?«
    23
     
    A uf dem Kopenhagener Rathausplatz wimmelte es von südeuropäischen und asiatischen Touristen, die eifrig fotografierten. Peggy-Lee hatte wie erwartet kein Problem damit, in der Menge abzutauchen. Und jetzt, wo sie mit der Nase über ihrem Navi hing, stach sie wahrscheinlich noch weniger heraus.
    Sie folgte den Anweisungen des GPS und ging auf der stark befahrenen Straße am alten Rathaus vorbei, wo sich die Menschenmassen allmählich lichteten. Sie ertappte sich dabei, den milden Sommertag, die entspannte Ferienstimmung

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