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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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verändern würde, aber sie existierten nicht länger.
    Augenblicke waren wie Fotografien. Wenn man schließlich innehielt, um einen davon zu betrachten, war er bereits vorüber, und der nächste hielt uns in Atem; ebenso dazu bestimmt, der Vergänglichkeit anheimzufallen.
    Ich vermisse uns, Jude. Ich vermisse die alten Zeiten, das uns aus dem Erinnerungsalbum.
    Zoe hatte es anderntags gesagt, als sei das uns aus dem Erinnerungsalbum ein anderes, als das uns aus der Realität, eine bessere Version, zu der wir zurückkehren konnten, wenn wir nur wollten. Ich vermisste sie auch, vermisste unsere sorglosen gemeinsamen Zeiten, aber ich hatte den ganzen Sommer damit verbracht, auf jene Zeitmaschine zu warten, und so funktionierte das mit der Zeit nun mal nicht. Die alten Zeiten existierten nicht. Egal, wie lange man wartete, egal, wie sehr man es sich wünschte, egal, wie sehr einem die Vergangenheit fehlte, die Zeit marschierte vorwärts. Alles nahm irgendwann ein Ende: Gewitterstürme, Freundschaften, Tage, Gesundheit, Liebe, das Leben. Und was mich und Zoe betraf … Vielleicht musste unsere Freundschaft diesen Sommer nicht enden, aber unsere Vergangenheit – das, was wir füreinander gewesen waren – musste enden. Diese Momente waren bereits Geschichte, sie hatten bereits ihr Ende gefunden. Wir waren nur zu beschäftigt gewesen, uns zu wünschen, es wäre anders, um es zu bemerken.
    Ich war fertig mit dem Wünschen.
    Fertig mit dem Warten.
    Fertig damit, Angst zu haben.
    Fertig damit, die Tatsache zu ignorieren, dass Papi nicht wieder gesund werden würde.
    Fertig damit, vor meinen Gefühlen für Emilio davonzulaufen und so zu tun, als könne ich mich einfach von ihm verabschieden, als würde es mich nicht umbringen, ihn gehen zu sehen.
    Fertig damit, mir von meinen Schwestern vorschreiben zu lassen, wie ich zu leben hatte.
    Fertig damit, in der Vergangenheit zu leben.
    Ich stellte den Motor aus und öffnete meine Finger wie eine Blume. Ich starrte den Flaggenschlüsselanhänger an, das Rot und Blau, das sich von dem Silber abhob, und plötzlich traf es mich mit voller Wucht, wie die geballte Kraft des Windes und des Flusses und der Sonne.
    Es gab kein Zurück zu dem, was gewesen war , weil alles, was man bekam, stets das war, was ist . Ein Augenblick. Dann noch einer. Was man mit dem Augenblick anfing, lag ganz bei einem selbst.
    Bereue nichts.
    »Das Motorrad wird nicht verkauft!« Ich stürmte schnaufend wie der Hund zur Küchentür herein, und Celi und Mari sahen von ihrer Zeitung auf und stießen wie verabredet einen Seufzer aus, den Pancake diensteifrig nachahmte.
    »Wir haben doch schon darüber gesprochen«, sagte Celi. Sie und Mari wechselten einen Blick, einen von der Sorte: Geht das schon wieder los?»Was zum Teufel hast du da an? Sind das meine Shorts?«
    »Ihr versteht das nicht. Wo ist Papi?« Ich spähte ins Wohnzimmer, aber der Fernseher war stumm.
    »Lourdes ist mit ihm oben und hilft ihm, seine Kleider durchzusehen«, sagte Mari. »Mom möchte, dass wir anfangen, einiges von seinen Sachen auszusortieren.«
    Ich bemühte mich, nicht darüber nachzudenken, was das bedeutete. »Wir behalten das Motorrad.«
    Celi faltete das Feuilleton der Zeitung, legte sie ordentlich auf den Tisch zurück und strich ein paar Falten glatt.
    Mari schüttelte den Kopf. »Setz dich, Juju. Es ist …«
    »Ich lasse nicht zu, dass ihr das Motorrad verkauft. Wir haben diesen Sommer echt schwer daran gearbeitet. Papi hatte nie vor, es zu verkaufen.«
    Celi verdrehte die Augen. »Juju, jetzt spinnst du aber ein bisschen. Er kann es nicht fahren. Nie wieder.«
    »Er hat praktisch das Haus abgefackelt!«, sagte Mari.
    »Wir wissen nicht mal, ob man es gefahrlos fahren kann«, gab Celi zu bedenken. »Nur weil du irgendeinen Typen angeheuert hast …«
    »Er ist nicht irgendein Typ«, erwiderte ich.
    Mari räusperte sich. Danke sehr, Oberst Augenfällig . »Der Punkt ist, dass Papi nicht damit fahren kann.«
    »Er ist nicht irgendein Typ«, wiederholte ich. Emilio mochte mit Valentina fertig sein, unterwegs, aus unserem Leben verschwunden, aber mein Herz kannte die Wahrheit. Ich hatte gegen den Schwur verstoßen, indem ich mich mit einem Vargas einließ, und ich hatte mich in ihn verliebt. Und selbst wenn ich nie wieder die Gelegenheit bekommen würde, ihn zu küssen, war den Schwur gebrochen zu haben etwas, das ich nicht bereute.
    »Er ist Emilio Vargas«, sagte ich.
    Celi atmete scharf ein, ihre Augen weiteten sich schockiert,

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