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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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Ladentür hinaus.
    »Er kann nicht weit gekommen sein.« Emilio war direkt hinter mir. Er spähte suchend die Straße hinauf und hinunter. »Buchhandlung und Drogerie sind in die Richtung und die Eisdiele da runter – das sind die wahrscheinlichsten Orte.«
    »Woher willst du das wissen? Er könnte überall sein.«
    Emilio hob eine Hand, um die Augen vor der grellen Sonne abzuschirmen. »Das sind unsere besten Optionen.«
    »Es ist deine Schuld, dass er überhaupt abgehauen ist. Wenn du nicht so beschäftigt gewesen wärst, den großen Macker zu markieren …«
    »Jude.« Emilio packte mich am Arm. »Lass uns deinen Paps finden, okay?«
    Ich wollte ihm entgegenschleudern, dass ich absolut in der Lage sei, meinen Vater zu finden, aber das war ich ganz offensichtlich nicht, und Emilio war bereits in Richtung Onkel Fuzzys Eisladen davongegangen.
    »Papi!« Meine Beine gaben beinah unter mir nach, als die Angst mich verließ. »Wo bist du gewesen?«
    Papi lief neben Emilio her. Er löffelte Minzeis mit Schokostückchen in seinen Mund und schlenderte gemächlich mit Pancake den Bürgersteig entlang. »Ich hatte Lust auf ein Eis. Ich wusste ja nicht, wie lange du bei den Jungs sein würdest.«
    »Du hast mir eine Riesenangst eingejagt!« Ich wischte hastig die Tränen ab, die mir aus den Augen quollen. Emilio muss mich für total irre gehalten haben, wie ich da an einem strahlend schönen Tag auf dem Bürgersteig stand und weinte, nur weil mein Vater – ein erwachsener Mann, der einst ohne GPS oder etwas, das auch nur entfernt an eine Karte erinnert hätte, auf einem Motorrad durch ganz Argentinien gefahren war – mit seinem Hund zwei Blocks die Straße hinuntergelaufen war.
    Papi legte seinen Arm um mich und drückte mich fest, die Hand noch kalt von der Eiswaffel. »Es tut mir leid, Jujube. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Das darfst du nicht machen, okay? Du musst mir Bescheid geben. Du kannst nicht …«
    »Mir geht es gut. Es ist alles in Ordnung, querida .« Er tätschelte mir noch einmal die Schulter und trottete mit Pancake zur Bank einer Bushaltestelle hinüber, um sein Eis aufzuessen.
    »Bist du okay?«, fragte Emilio. »Ich muss wieder zurück.«
    »Ja, ich … tut mir leid, dass ich ausgerastet bin.« Ich hielt meine Stimme gesenkt, den Blick auf Papi gerichtet. »Es war meine Schuld. Es ist meine Aufgabe, auf ihn aufzupassen. Er ist … Ich hätte besser achtgeben müssen.«
    »Was noch?«, fragte Emilio.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur, dass es mir leidtut.«
    »Nö, du wolltest noch mehr sagen. Das sehe ich. Du presst deine Lippen zusammen, wenn dir etwas durch den Kopf geht.«
    »Mach ich nicht.« Ich ließ meinen Mund zuklappen, im nächsten Moment öffnete ich ihn wieder. Schloss ihn. Öffnete ihn. Dann wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte, weil Emilio wahrscheinlich recht hatte, und der Gedanke machte mich wahnsinnig, also stand ich bloß mit leicht geöffneten Lippen da.
    »Jude?« Emilio trat näher, sein Körper schirmte mich vor der Sonne ab, und mein Herz wurde schwer. Ich konnte das nicht schon wieder durchmachen. Die Blicke. Das Geflüster. Die unangenehme Stille, die sich breitmachte, wann immer die Leute daraufkamen, dass etwas mit Papi nicht stimmte. Ich kannte Emilio nicht einmal und ich sah es bereits kommen.
    Er legte seine Hände auf meine Schultern und ich wappnete mich gegen die Enttäuschung. Sorry, Jude, vielleicht ein andermal …
    »Alles klar zwischen uns?«, sagte er. »Wegen …«
    »Tut mir leid«, sagte ich erneut. »Die Facebook-Sache … meine Schwestern … Sie … äh … leben nicht in der Stadt«, endete ich schließlich.
    Bingo!
    »Das ist … schön. Ich rede von dem Motorrad. Mittwoch ist abgemacht? T-Shirt erwünscht?« Emilio lächelte, und es war so … Stoppeln, Grübchen, Narbe.
    Verdammt.
    »Mittwoch«, sagte ich mit einer Bestimmtheit, von der ich hoffte, sie würde kaschieren, wie erleichtert ich darüber war, dass Emilio sich nicht hatte abschrecken lassen. »T-Shirt erwünscht.«

7
    Ich rieb mir noch den Schlaf aus den Augen, als ich Papis Silhouette vor den Wintergartentüren erspähte. Glastüren vor dem Rausgehen zur Seite schieben .
    Er drehte sich zu mir um, kniff die Augen zusammen, als handle es sich bei mir womöglich um einen Schatten, und ich musterte sein Outfit: graue Stoffhose mit einer Falte vom Kleiderbügel über jedem Knie. Hellgrünes Button-down-Hemd, Manschetten nicht zugeknöpft. Glänzende schwarze Schuhe, nicht

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