Verlieb dich nie in einen Vargas
war.
Nicht, dass ich eine polizeiliche Musterung seiner Rückseite vorgenommen hätte oder so. Ich meine, das Kopftuch war wie eine Leuchtreklame. Sieh mich an! Sieh mich an! Sieh mich an!
»Heute ganz ohne Bodyguard?«, fragte er, als wir den Gehweg betraten. Er drehte sich um, wartete, dass ich ihn einholte, und verwehrte mir damit die Sicht auf seinen Hintern. Sein Kopftuch. Was immer.
»Sie ist mit meinem Vater essen gegangen, für den Moment bist du also in Sicherheit.«
Seine Grübchen verschwanden. »Was ist bloß los mit ihr? Ich verstehe ja, dass sie sich Sorgen um euren Paps macht, aber meine Fresse.«
»Du machst Witze, oder?« Ich war um den heißen Brei herumgeschlichen, seit wir uns begegnet waren, aber es konnte nicht sein, dass er nicht Bescheid wusste, und ich war es leid, so zu tun, als sei das der Fall. »Araceli … Johnny hat sie komplett verarscht!«
In seinem Gesicht ging eine Veränderung vor, seine Stirn legte sich unter dem dichten Haarschopf in Falten. Die Tatsache war eindeutig nichts Neues für ihn, aber es schien, als hätte er sie als Ursache ganz ehrlich nie in Betracht gezogen. Als hätte er sich nicht vorstellen können, dass diese Sache Einfluss auf die Gegenwart haben könnte.
»Der Mist hat nichts mit mir zu tun«, sagte er und setzte sich wieder in Bewegung. »Außerdem ist es schon ewig her. Das ist echt der Grund, warum sie mich hasst?«
»Sie hasst dich nicht. Sie hegt nur … große Abneigung gegen dich. Misstrauen. Abneigung. Vielleicht beides.«
»Weil mein großer Bruder so ein Depp ist?«
»Genau genommen gab es da zwei Deppen.«
»Ein Depptett?«
Ich lachte, aber nur einen kurzen Moment lang. »Ein paar Jahre davor hat Miguel meine Schwester Lourdes während des Abschlussballs abserviert. Es hängt ein Bild von ihnen bei dir zu Hause.«
»Moment mal.« Emilio blieb abrupt stehen und packte mich am Arm. »Wie viele Schwestern hast du, und bitte sag mir, dass die Geschichte damit zu Ende ist.«
»Das war’s. Drei Schwestern und ich. Und zweien von ihnen wurde von deiner Familie das Herz gebrochen. Es versteht sich, dass Johnny den größeren Schaden angerichtet hat.« Ich dachte wieder an die Hochzeit, an das fliederfarbene Kleid. Ich hatte bereits eine Anprobe hinter mir gehabt und für mich war es das schönste Kleid der Welt gewesen. Ich hatte mich wie eine Prinzessin darin gefühlt. Eine echte. Wahrscheinlich hätte ich während des Brauttanzes mit Emilio tanzen müssen, weil wir fast gleich alt waren. »Überleg doch. Sie waren kurz davor zu heiraten. Stell dir das mal vor!«
»Ja, ich weiß.« Emilio trat nach einem strohfarbenen Steppenläufer, der sich auf dem Weg breitgemacht hatte. »Meine Mutter war so wütend auf ihn, als sie es herausfand.«
Ich nickte. »Danach … Okay, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt …«
»Du? Und verrückt klingen? Das gibt’s ja nicht. Wir rufen besser die Ü-Wagen von CNN .« Emilio grinste. »Na schön, raus damit.«
Ich atmete tief durch. »In der Nacht, nachdem Celi und Johnny Schluss gemacht hatten, habe ich versprochen, dass ich mich nie … also, dass ich den Männern aus eurer Familie aus dem Weg gehen würde.«
»Wir sind keine Axtmörder.«
»Nur Herzensbrecher.« Ich lächelte, aber Emilio schüttelte den Kopf, und ich beeilte mich, ihm den Rest zu erklären. »Ich habe es geschworen. So richtig.« Ich erzählte ihm die ganze schäbige Geschichte.
Emilio wandte sich zu mir um, als ich zum Ende kam, sein Blick war brennend heiß und voller Gefühl. »Nur damit wir uns verstehen. Du und deine Schwestern, ihr habt einen Haufen Scheiß von meinem Bruder verbrannt, euch mit einem Messer verstümmelt und über einer Kerze des heiligen Michaels einen Eid gegen meine Familie geschworen?«
»Er war ein Erzengel, kein Heiliger. Und es ging nur gegen deine Brüder. Gegen alle Männer, eigentlich. Deine Mom ist wahrscheinlich nicht betroffen.« Ich verpasste der Erde einen Tritt, ließ Staub aufwirbeln. »Um ehrlich zu sein, müsste ich es wahrscheinlich noch mal lesen, um sicherzugehen.«
»Habt ihr uns mit einem Fluch belegt?«
»Nein.«
»Was ist mit zukünftigen Generationen? Oder meinen Onkeln? Gibt es irgendetwas, wovor ich meine Tante in Puerto Rico warnen sollte?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Was ist, wenn ich eine schwarze Katze sehe oder eine Leiter? Muss ich am Freitag den dreizehnten Angst haben, hinterrücks überfallen zu werden?«
»Ja, schon gut, aber ich war zwölf. Sie
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