Verlieb dich nie in einen Vargas
die zerbrechlichen, spröden Worte anvertraut zu haben.
Wärme durchflutete mich. Ich hatte wieder einen Verbündeten, einen Freund. Einen echten, der die Wahrheit kannte und nicht ausflippte, einen, der mich nicht im Stich lassen würde.
Ich wollte ihm danken, wollte ihm sagen, wie viel mir sein Lachen bedeutete; dass die Dinge, die er über Papi gesagt hatte, mir ein Gefühl der Sicherheit schenkten, mich glücklich machten und irgendwie bewirkten, dass es mir besser ging. Stattdessen legte ich meine Hand zurück in seine und drückte sie einmal, und er drückte zurück, und so ziemlich alles an diesem Augenblick haute mich aus meinen grasbedeckten Socken, bis mir zu meinem großen Entsetzen auffiel, dass ich zu spät zu meiner Verabredung mit Mari kam.
16
Araceli sah uns durch ein Fenster auf Maris Laptop an. Der Bildschirm war geteilt und auf der anderen Seite guckte Lourdes aus ihrer Küche in Argentinien zu uns rüber. Ab und zu lief ihr Mann Alejandro durchs Bild, ein verschwommener hellblau-weißer Fleck in seinem Glücksbringer- fútbol -Trikot. Die Südamerikameisterschaften wurden gerade ausgetragen, und Argentinien schickte sich an, den anderen ordentlich in den Hintern zu treten.
Mari hatte nicht viel dazu gesagt, dass ich am Nachmittag zwanzig Minuten zu spät gekommen war. Ich hatte Papi mit nach Hause genommen, damit er sich hinlegen konnte – seitdem hielt er ein Nickerchen –, und Mari hatte in dem Moment, als sie aus dem Witch’s Brew zurückkam, via Skype Kontakt zu unseren Schwestern aufgenommen. Jetzt brachten wir sie auf den neuesten Stand über Papis medizinische Behandlung und seinen Tagesablauf und alles, was Mari in den Infobroschüren des Krankenhauses nachgelesen hatte.
Lourdes nickte ernst. »Wie haben wir wegen des Tests entschieden?«
»Papi macht jedes Mal Hunderte von Tests, wenn er beim Arzt ist«, sagte ich. »Welchen meinst du?«
Lourdes schüttelte den Kopf. »Den …«
»Wir sind noch dabei, Infos einzuholen«, sagte Mari. »Mom steht in Kontakt zu den Ärzten. Bisher hat sich da nichts getan, aber ich werde euch auf dem Laufenden halten.« Maris Augen weiteten sich und Lourdes klappte den Mund zu. Die beiden wechselten einen seltsamen Blick, beinah so etwas wie eine Warnung.
Mari war es gewöhnt, die Zügel in der Hand zu halten, ungeachtet dessen, dass Lourdes die Älteste war, und eine winzig kleine Familientragödie würde daran nichts ändern.
Ich wartete darauf, dass die Unterhaltung sich der Neue-Wege-Sache zuwenden würde, dass jemand mich endlich in Moms Pläne einweihen würde, aber niemand erwähnte es, und ich hatte nicht den Mut, danach zu fragen.
Nach siebenunddreißig Minuten laut Skypeuhr sprach Celi schließlich das M-Wort aus: Motorrad.
»Papi hängt sich ziemlich rein«, sagte Mari. »Sie sind fast jeden Tag im Schuppen und schrauben daran herum.«
»Was ist mit chemischen Dämpfen?«, fragte Lourdes. Sie lebte nun schon beinah ein Jahrzehnt in Mendoza und sprach mit einem leichten Akzent, der sie zugleich vertraut und fremd klingen ließ. Vertraut wie meine Mutter. Fremd, weil sie nicht Mom war, dem aber immer näher kam. Es offenbarte sich in ihrer Stimme, den feinen Linien um ihren Mund, der entschlossenen Haltung ihrer Schultern. »Ist es nicht schlecht für ihn, solchen Dingen ausgesetzt zu sein?«
»Im Moment nehmen sie die Maschine nur auseinander und gucken, was gemacht werden muss«, sagte ich. »Es gibt keine Dämpfe.«
Celi hob die Augenbrauen. »Wer sind sie ?«
»Papi und der Mechaniker.«
»Wer?«, fragte Celi erneut. »Warte, ist das der Junge, von dem Mom uns erzählt hat?«
Im Hintergrund stieß Alejandro einen Pfiff aus. »Juju hat einen Freund?«, fragte er.
»Nein«, erwiderte ich. »Er ist nur ein Typ aus dem Duchess.«
»Duchess ist der Motorradladen«, sagte Mari. »Juju und Papi haben ihn engagiert.«
Danke für deine Hilfe! Ich warf ihr einen Blick zu und sie zuckte mit den Schultern. Was denn?
In dem Moment wurde mir klar, dass Mari Emilios Namen schon allein deshalb nicht erwähnen würde, um Celis Herz zu schützen. Die Entscheidung lag bei mir, aber ich konnte ihn genauso wenig enthüllen. Stillschweigen zu bewahren war die ganze Zeit über mein Plan gewesen: Emilios Identität zu verschleiern, ihn das Motorrad reparieren und gehen zu lassen, als wäre er nie hier gewesen. Als hätte ich den Schwur nie gebrochen.
Aber ich dachte an unser Gespräch vom Nachmittag zurück, an seine warme Hand in meiner, an
Weitere Kostenlose Bücher