Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
Vom Netzwerk:
Stimme war, die sie gerufen hatte. Doch nun war Boris nirgends zu entdecken.
    Niedergeschlagen beschloss Maribel, auf dem schnellsten Weg zurück in ihre Wohnung zu eilen, um sich dort bis zum Eintreffen eines Heizungsmonteurs zu verbarrikadieren. Auch die Feiertage gingen einmal zu Ende. Irgendwann musste jemand das Band seines Anrufbeantworters abhören und sich bei ihr melden.
    Und irgendwann würde sie aufhören, an Boris zu denken. Hoffentlich.
    Der Fremde runzelte finster die Stirn.
    »Du wirst mir helfen.«
    »Wobei?«
    »Komm mit zum Wagen.«
    Maribel lachte bitter auf und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Ich soll Ihr Auto reparieren? Das hat schon mit der Heizung nicht geklappt.«
    »Heizung?«
    »Ja, das rechteckige Ding, von dem Sie mich da weggeholt haben.«
    Einen Augenblick lang wirkte der Mann verwirrt, doch er fasste sich schnell.
    »Ich muss dich dringend ersuchen, mir zum Wagen zu folgen. Es kann jede Minute so weit sein.«
    »Was kann so weit sein?«
    »Ich pflege mit Dienstboten nicht zu diskutieren.«
    Ihr Herz schlug unwillkürlich heftiger, als sie irritiert seinen Blick suchte. »Ich bin kein Dienstbote, und die alberne Duzerei geht mir auch auf die Nerven.«
    Trotz der Kälte lief ihr der Schweiß den Rücken hinunter. Ihr Instinkt warnte sie. Mit dem Mann stimmte etwas nicht.
    Ihr Verdacht wurde zur Gewissheit, als sie urplötzlich in den Lauf einer Pistole blickte, die auf sie gerichtet war. Keine der modernen Art, wie man sie von Fernsehkrimis her kannte. Sondern ein schweres, klobiges Teil mit einem langen Schaft, das an Duellierpistolen erinnerte, die sie aus dem Museum kannte.
    Langsam wanderten Maribels Arme in die Höhe. »Es ist wirklich nicht nötig, dass Sie nervös werden. Wir können über alles reden.«
    Ohne ein Wort wies er ihr mit der Pistole den Weg. Verängstigt stolperte sie ihm voran in die angegebene Richtung. Sie stöhnte laut auf, als sie in der Dunkelheit mit den Zehen, die nur in dünnen Turnschuhen steckten, gegen eine aus dem Boden ragende Wurzel stieß. Der Schmerz schoss genügend Adrenalin durch ihre Nervenbahnen, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung zu lenken.
    Das Erste, was ihr auffiel, war die ungewohnte Dunkelheit. Nach ihrer Schätzung war es jetzt acht Uhr abends. Gerne hätte sie sich mit einem Blick auf ihre Armbanduhr vergewissert, doch sie hielt die Arme noch immer erhoben, und außerdem lag die Uhr noch in ihrer Wohnung auf dem Beistelltisch neben dem Bett. Maribel hatte sie abgenommen, bevor sie sich schlafen legte.
    Der Mond ragte zur Hälfte hinter einer plustrigen Wolke hervor. Irritiert registrierte Maribel, dass keine der Straßenlaternen wie üblich brannte. Rings um sie herum herrschte nichts als gähnende Finsternis.
    Das gesamte Wohngebiet war verschwunden. Kein Fahrradhandel, kein Geschäft für Futtermittel, und die Imbissstube, in der sie gestern geglaubt hatte, Boris entdeckt zu haben, war wie vom Erdboden verschluckt und auch durch heftiges Augenzwinkern nicht zurückzubringen.
    Maribel verharrte mitten im Gehen, ihre Arme fielen herab. Sie spürte den Lauf der Pistole in ihrem Rücken, als der Fremde, der ihr dicht gefolgt war, ihre Reaktion zu spät bemerkte. Es kümmerte Maribel nicht. Fassungslos ließ sie ihre Blicke schweifen.
    Winterlich kahle Felder, wohin das Auge sah und soweit sie es in der Dunkelheit erkennen konnte. Eine Gruppe blattloser Bäume, die sich im Wind wiegten. Kein Haus weit und breit. Nicht einmal das vertraute Geräusch der Dieselmotoren der Lastschiffe auf dem in der Nähe fließenden Rhein war zu hören.
    »Wo sind wir hier? Wo ist mein Haus? Meine Wohnung?« Fassungslos lief Maribel ein paar Schritte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Ein sechsstöckiges Gebäude konnte doch nicht einfach verschwinden.
    »Was haben Sie gemacht?« Anklagend sah sie den Fremde an, als handele es sich um einen Zaubertrick, doch der Mann versetzte ihr bloß einen unsanften Stoß mit der Pistole.
    »Geh weiter und zwing mich nicht …«
    »Wozu?!« Kämpferisch stemmte sie die Arme in die Taille. Gleich darauf spürte Maribel das kalte Metall an ihrer Schläfe. Ihre Mundhöhle wurde staubtrocken. Sie wagte kaum zu atmen. Doch ihr Selbsterhaltungstrieb funktionierte. In ihrem Kopf legte sich ein Hebel um, der sie daran hinderte, unüberlegt zu handeln. Gehorsam setzte sie Fuß vor Fuß in die Richtung, die der Fremde ihr wies.
    *
    Hinter einer Wegbiegung stießen sie auf eine

Weitere Kostenlose Bücher