Verlieb dich - Roman
weiß, dass du dich aufregst, wenn er raucht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dafür ist er schon zu lange unterwegs. Es muss etwas anderes sein. Da ist garantiert eine andere Frau im Spiel. Ich spüre es.«
»Vielleicht ist er mit dem Boot hinausgefahren. Erst gestern Abend kam er bei mir vorbei, weil er mit mir eine Partie Schach spielen wollte.« Bei diesen Worten hob Rafe den Kopf und sah Sara tief in die Augen.
Er dachte wohl genau wie sie daran, womit sie gestern um diese Zeit beschäftigt gewesen waren.
Mit etwas, das sie nur zu gerne wiederholt hätte.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
Und Rafes festem, vielsagendem Blick nach zu urteilen, ging es ihm genauso, obwohl er das Gegenteil behauptet hatte.
»Eine Partie Schach?«, wiederholte Vi, und Rafes Aufmerksamkeit kehrte zu seiner Tante zurück. »Das ist garantiert nicht der Grund.«
Ihr Atem ging wieder schneller, so dass Sara schon befürchtete, sie würde auf einen neuen hysterischen Anfall zusteuern.
»Hör zu, Tante Vi, ich weiß, dass die Lage etwas angespannt ist, seit Angel und Nick sich getrennt haben, aber das hat nichts mit dir und Onkel Pirro zu tun.«
Tante Vi schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn in die Arme einer anderen getrieben! Er schläft mit einer anderen Frau!«, heulte sie.
Tja, so etwas passiert manchmal eben, dachte Sara.
»Ausgeschlossen. Pirro würde dich niemals mit einer anderen Frau betrügen.«
Tante Vi richtete sich in ihrem Sessel auf. »Das weiß ich doch, dass er mich nicht betrügen würde. Jedenfalls nicht auf die Art, die du meinst.«
»Äh, was gibt es denn noch für andere Arten?«, fragte Rafe verwirrt.
Sara fragte sich insgeheim dasselbe.
»Hast du mir nicht zugehört? Ich habe gesagt, er schläft mit einer anderen Frau!«
Rafe kniff die Augen zusammen. »Tut mir leid, aber ich steh immer noch auf der Leitung.«
Seine Tante wich seinem fragenden Blick aus und starrte auf den Boden. »Es ist nicht leicht für mich, das laut auszusprechen, aber wenn du mir helfen sollst, musst du es wissen.« Sie holte tief Luft. »Ich bin sozusagen nymphomanisch veranlagt«, sagte sie leise.
»Was?«, keuchte Rafe und bekam prompt einen Hustenanfall.
Sara biss sich auf die Unterlippe und schaffte es irgendwie, nicht loszuprusten.
»Soll ich dir ein Glas Wasser holen?« Tante Vi und klopfte ihrem Neffen auf den Rücken.
»Nein, nein, alles bestens«, brachte er mit Müh und Not hervor.
»Dann reiß dich zusammen und hilf mir. Ich habe gesagt, ich bin nymphomanisch veranlagt!« Sie tupfte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augenwinkeln. »Ich habe mich darüber informiert, mit dem Computer. Es sieht ganz danach aus, als wäre ich sexsüchtig, wie David Duchovny. Man sollte mich in eine dieser Rehabilitationsanstalten einweisen. Armer Pirro!«
Rafe kniff sich in den Nasenrücken. Warum zum Teufel hatte sie sich mit diesem Problem nicht an eine ihrer Töchter gewendet? Weil er Polizist war, hatte sie gesagt. Wie hieß es so schön? Keine gute Tat bleibt ungestraft.
Er hielt den Blick gesenkt — hätte er Sara angeschaut, dann hätte er vermutlich lauthals losgelacht. Seine Tante hingegen fand das alles gar nicht amüsant. Aus irgendeinem verrückten Grund war sie von dem, was sie da sagte, überzeugt. »Ich glaube, du übertreibst ein bisschen«, stellte er fest.
Vi zerpflückte eines ihrer Papiertaschentücher. »Dein Onkel Ralph, mein erster Mann, Gott hab ihn selig, war schier unersättlich. Erst fand ich das ein bisschen anstrengend, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt … Pirro und ich haben viel gemeinsam, und
ich weiß, er gibt sich große Mühe, mit mir mitzuhalten, aber er hat nicht die gleiche Ausdauer wie mein Ralph, und ich vermute mal, dass er sich deshalb hin und wieder anderswo eine Auszeit nimmt.«
Rafe musste daran denken, was Ernie heute Morgen zu ihm gesagt hatte. Macht etwa dein kleiner Freund da unten Schwierigkeiten? Es gibt nämlich Pillen, die in so einem Fall helfen. Pirro kann dir welche besorgen! Wenn Pirro nicht das nötige »Stehvermögen« hatte, um mit seiner Frau mitzuhalten, konnte es durchaus sein, dass er Viagra oder etwas Ähnliches einnahm. Auch das war weit mehr Information, als Rafe über seine Verwandten brauchte oder haben wollte. Aber wenn Pirro schon auf Medikamente zurückgreifen musste, um mit seiner eigenen Frau mitzuhalten, wozu in aller Welt sollte er dann noch eine weitere beglücken wollen?
Rafe konnte den Ausführungen seiner Tante beim
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