Verlieb dich - Roman
Sara hievte den Koffer über die Türschwelle und ging an Rafe vorbei ins Haus. Nachdem sie den Koffer in einer Nische im Flur deponiert hatte, sah sie sich neugierig um. Rafes Heim wirkte sehr gemütlich. »Gefällt mir. Sehr sogar. Es passt zu dir.«
Das Haus verströmte eine bodenständige Maskulinität,
in der man sich sofort wohl und willkommen fühlte.
»Danke.« Er lächelte stolz. »Das Land hier gehört meiner Familie schon seit Generationen. Mein Urgroßvater hat es gekauft und zu gleichen Teilen an seine Söhne vererbt, und die wiederum haben es ihren Söhnen vererbt, und so weiter …«
»Und so fort. Verstehe. Wie kommt es, dass dein Vater nicht hier leben wollte?«
»Selbst wenn er es gewollt hätte, meine Mutter hätte sich geweigert, so weit ab vom Schuss zu wohnen. Sie lebt lieber in der Stadt, im Zentrum des Geschehens. Deshalb stand auf dem Grundstück, das Dad geerbt hat, lange Zeit bloß eine alte Fischerhütte. Als Joanne geheiratet hat, beschloss er, dass wir unsere Anteile schon vorzeitig bekommen sollten. Joannes Grundstück liegt etwas näher an der Stadt; ich habe dieses hier genommen.« Rafe zuckte die Achseln. »Tja, und hier sind wir nun.«
»Schon bemerkenswert, euer liebevoller, herzlicher Umgang miteinander … und dieses Traditionsbewusstsein, diese Verbundenheit zwischen den Generationen …«, sinnierte Sara, die Arme um ihren Körper geschlungen. »Beides schlägt einem hier förmlich an jeder Ecke entgegen.« Das war etwas, das Sara in ihrem Leben eindeutig fehlte.
Dieses Gefühl, irgendwo verwurzelt zu sein.
»Die einzige Tradition in meiner Familie ist, dass in jeder Generation einer den Beruf des Polizisten ergreift. « Ein Gedanke, der aus unerfindlichen Gründen
weit weniger erbaulich war als die Vorstellung von Rafes Nachfahren, die einmal auf diesem Stück Land leben würden.
Rafe sagte nichts.
Es schien fast so, als wollte er seiner großen Familie den Zutritt zu seinem kleinen Refugium verwehren. Nun gut, sie würde die Grenzen, die er ihr aufzeigte, respektieren. »Wie viele Schlafzimmer hat das Haus?«
»Zwei.«
»Perfekt!« Sie spähte in den schmalen Korridor, von dem zwei Türen abgingen. Die Zimmer schienen nebeneinander zu liegen.
»Das zweite nutze ich als Arbeitszimmer, aber es steht eine Couch drin.«
Sie nickte. »Gut. Das nehme ich.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich schlafe auf der Couch. Du bekommst mein Bett, dort liegt es sich bequemer.«
»Genau deswegen werde ich im Arbeitszimmer schlafen. Schließlich bin ich hier der Eindringling, während du dich von einer Operation erholen sollst.«
»Fang nicht schon wieder an zu diskutieren.«
»Aber …«
»Kein Aber. Wenn du so weitermachst, rufe ich meine Mutter an und erzähle ihr, dass ich in meinem eigenen Bett schlafe, während mein Gast mit der Couch vorliebnehmen muss.« Er versuchte, Sara mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. »Sie wird stante pede hier aufkreuzen, um mir zu erklären, wie man eine Dame behandelt, und das willst du doch sicher nicht, oder?«
Sara schluckte ihr Gegenargument hinunter und beschloss,
nachzugeben. »Also gut, bevor ich mich schlagen lasse, nehme ich eben dein Bett. Danke.«
Allerdings hegte sie die Befürchtung, dass sie kein Auge zutun würde, wenn sie sich ausmalte, dass normalerweise er in diesem Bett lag.
Sie fragte sich, ob er wohl nackt schlief, und seufzte.
Vermutlich würde ihr schon das Bewusstsein, dass er sich im Nebenzimmer befand, den Schlaf rauben.
Kapitel 8
Rafe konnte nicht schlafen. Wie sollte er auch, wenn nebenan die Frau lag, die er mehr als alles andere auf der Welt begehrte? Schon ihre bloße Gegenwart machte ihn verrückt. Er wälzte sich unruhig auf der Couch hin und her und bildete sich ein, er könnte sie atmen hören. Was sie im Bett wohl trug?
In seinem Bett.
Plötzlich fuhr er auf und warf einen Blick auf die Uhr. Ein Uhr. Er musste also irgendwann doch eingeschlafen sein. Dann vernahm er ein Geräusch. Es klang, als wäre jemand in der Küche. Er ging davon aus, dass es sich um Sara handelte, beschloss aber trotzdem, nachzusehen. Er stieg aus dem Bett, schlüpfte in eine alte Jogginghose und schlich hinaus.
Es war tatsächlich Sara.
Sie stand am Spülbecken und bot einen Anblick, auf den er überhaupt nicht gefasst war. Sie trug einen knappen Zweiteiler aus Seide und Spitze, der vermutlich süß aussehen sollte, an ihr aber einfach nur unbeschreiblich sexy wirkte.
Das vom Schlaf zerwühlte Haar hing ihr über die
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