Verlieb dich - Roman
nachvollziehen, was seinen Bruder an der neuen Arbeit seiner Frau so störte.
Sara stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Hey, ich habe dich gefragt, ob du Angel holen gehst oder ob ich das übernehmen soll.«
Rafe hatte nicht vor, dazwischenzufunken, wenn sich Angel und Nick schon mal unterhielten. Vielleicht konnten die beiden diese Gelegenheit ja für ein konstruktives Gespräch nutzen.
»Sie hat zu tun.« Rafe drehte sich zu den beiden Gästen um. »Aber sie kommt bestimmt gleich. Warum setzen Sie sich nicht einstweilen, wie die Dame es bereits vorgeschlagen hat?«
Die beiden Männer wechselten mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick, taten dann aber wie geheißen. Gut so. Diese Kerle sollten ruhig wissen, dass sie sich in der Gegenwart seiner Frauen vorsehen mussten.
Seiner Frauen? Hatte er das gerade wirklich gedacht? Eine beunruhigende Vorstellung, wie Rafe fand. Es war ja noch okay, wenn er besorgt war um die Frau seines Bruders und deren zerrüttete Ehe. Aber was Sara anging, war besitzergreifendes Verhalten wohl kaum angebracht. Sara gehörte weder zur Familie, noch war er mit ihr liiert. Verdammt, er war doch sogar absichtlich auf Abstand gegangen. Außerdem brauchte Sara in dieser Hinsicht keinen Beschützer. Rafe wusste genauso gut wie all seine Kolleginnen und Kollegen bei der New Yorker Polizei, dass sie sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Im Grunde wäre sie gar nicht hier,
wenn sie nicht verletzt wäre. Sara war nicht zu unterschätzen, selbst, wenn sie wie jetzt nicht hundertprozentig fit war. Auch das war eine der Eigenschaften, die er an ihr bewunderte – und außer ihm hatte kein Mann das Recht, sie zu bewundern!
»Was ist denn in dich gefahren?«, zischte Sara so leise, dass die beiden Männer sie nicht hören konnten.
Ehe Rafe antworten konnte, wurde die Hintertür mit einem derart lauten Krachen zugeknallt, dass förmlich die Bilder an den Wänden wackelten. Das Gespräch zwischen Nick und Angel hatte wohl doch keinen positiven Verlauf genommen.
»Angel, Sie haben Gäste!«, rief Sara, dann wandte sie sich wieder zu Rafe um. »Also? Was ist los mit dir?« Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und klopfte mit einer Fußspitze auf den Boden.
Was mit ihm los war? Er war eifersüchtig — und zwar auf zwei wildfremde Knaben, die Interesse an Sara signalisiert hatten.
Aber er würde sich eher die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.
»Lass uns einfach gehen«, brummte er, ehe er womöglich irgendetwas Dämliches tun oder sagen konnte und sich damit bis auf die Knochen blamierte.
Sara ließ sich von Rafe chauffieren und ließ ihr Auto bei Angel stehen. Sie würde es ein andermal holen. Rafe war auf der Fahrt zu sich nach Hause äußerst schweigsam. Seit Angels Gäste auf der Bildfläche erschienen waren, machte er ein Gesicht wie sieben Tage
Regenwetter. Mehr noch, er war äußerst ruppig und unhöflich gewesen. Lag es daran, dass er sich um die Ehe seines Bruders Sorgen machte? Aber war das wirklich ein Grund für anhaltende schlechte Laune?
Sie waren gerade in die lange Einfahrt zu seinem Haus eingebogen, da klingelte sein Handy. Rafe fischte es aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display, ehe er ranging.
»Tag, Tante Vi …« Er lauschte eine Weile kopfschüttelnd. »Moment. Sprich bitte etwas langsamer. Und lauter. Ich kann dich kaum hören, es rauscht ganz fürchterlich in der Leitung.« Er blickte zu Sara und murmelte: »Wie gesagt, der Empfang ist hier nicht der beste.«
Sie nickte und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.
Rafe stellte den Jeep am Ende der Einfahrt ab und versuchte — offenbar nicht sehr erfolgreich –, seine Tante zu beruhigen und zugleich aus ihrem Redeschwall schlau zu werden.
»Hör zu, ich bin gleich bei dir, okay? Gib mir zwei Minuten. Bye.« Er legte auf und drehte sich zu Sara um.
»Entschuldige, aber Tante Vi hat irgendein Problem. Ich habe sie kaum verstanden; sie war richtig hysterisch. Ich muss auf einen kurzen Abstecher zu ihr.«
Sara hatte nichts dagegen einzuwenden. »Kein Problem. «
Er fuhr rückwärts aus der Einfahrt, und kaum eine Minute später bogen sie von der Hauptstraße in die
nächste Seitenstraße ein. Rafe parkte vor einem kleinen Haus im Cape-Cod-Stil und stellte den Motor ab.
»Ich kann ja im Auto warten«, bot Sara an. Sie wollte nicht unangemeldet bei seiner Tante hereinplatzen, wenn diese gerade eine Art Nervenzusammenbruch hatte.
Zu ihrer Überraschung schüttelte Rafe den Kopf. »Komm
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