Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
Aufgeregtheit noch ihre Enttäuschung herausgehört hatte. Eine Woche lang müsste sie also ohne ihn aushalten. Nur sieben Tage, munterte sie sich selbst auf. Er drehte sich noch einmal um und rief: „Du bist echt eine tolle Freundin!“
Mit einem Schlag war Helen wieder auf dem Boden gelandet.
6
„Such dir einen anderen Helden! Das hat doch keinen Sinn so!“ Yvonne schnürte ihr Schuhband vom Rollschuh und stemmte sich dann elegant in die Höhe. „Und schau nicht so finster drein. Du kennst meine Meinung.“
Helen hielt sich am Geländer der Rollschuhbahn fest. Mit einem Finger kratzte sie gedankenverloren die blätternde Farbe von der Stange ab. „Ich weiß. Aber Helden sind keine Umtauschware und auch nicht preiswert im Sonderschlussverkauf zu ergattern. Ich kann ihn nicht einfach wegwerfen.“
„Sieh dich an! Dir geht es nicht gut damit. Halte dich fern von ihm, bevor deine Augen nie mehr abschwellen. Und jetzt lass uns endlich ein paar Runden drehen, du Angsthase.“ Schon legte Yvonne einen Arm um ihre Hüfte und zog sie auf die Bahn, auf der bereits ein fröhliches Geschiebe und Gedränge herrschte.
„Wenn ich in seiner Nähe bin, geht's mir sehr wohl fantastisch!“, ereiferte sich Helen. Sie versuchte, sich kurz aus Yvonnes Umarmung zu lösen, klammerte sich aber sofort wieder an sie.
„Ich sag dir eins: Ich habe dich oft genug in letzter Zeit getröstet. Und langsam reicht es mir.“ Sie knuffte Helen in die Seite. „Und Fabian kann dir als schwuler Kerl nicht alles geben, was du brauchst. Such dir einen anderen, und zwar bald! Ich weiß nämlich nicht mehr, wie ich dir noch helfen soll.“
„Fabian macht mich glücklich! Platonisch eben. Ich bin nun mal nicht so wie du. Für mich sind Männer keine Sexobjekte.“ Helen versuchte, zurück zu knuffen, schwankte aber bedrohlich und ließ es lieber bleiben. „Du brauchst mich nicht mehr zu trösten. Das ist jetzt vorbei!“ Dann gestand sie kleinlaut: „Obwohl ich kaum glauben kann, dass er schwul ist.“
„Genau das meine ich! Solange du das nicht sicher weißt, wird er dir wehtun, auch wenn er das gar nicht beabsichtigt.“ Yvonne bremste sie beide ab und schaute Helen ernst an. „Frag ihn! Du musst es wohl von ihm selbst hören. Schmerzhaft wird es so oder so. Das wäre nur der kürzere Weg.“
Eine Gruppe johlender junger Mädchen stürmte an ihnen vorbei und Helen wartete, bis Yvonne sie wieder verstehen konnte. „Das schaffe ich nicht“, erklärte sie mutlos. „Er wüsste sofort, warum ich ihn frage. Und wenn ich mir so die Blöße gäbe, würde ich ihn danach nicht mehr treffen wollen. Aber ihn nicht zu sehen, wäre momentan das Schlimmste für mich!“
Yvonne nickte nur. „Dich hat's voll erwischt.“ Sie seufzte. „Du weißt ja, dass ich am Sonntag meinen Geburtstag mit einem Brunch feiern möchte. Da werde ich dir endlich meinen neuen Lover vorstellen. Sofern der sich mal wieder bei mir meldet“, fügte sie grimmig hinzu und redete schnell weiter. „Bring Fabian mit. Dann kann ich ihn etwas besser kennenlernen.“
„Na klar! Damit du ihn ausquetschst und ihn auf deine Weise vergraulst“, erwiderte Helen spöttisch. „Ich weiß, du meinst es nur gut, aber ich will mich wirklich weiterhin mit ihm treffen. Ich verspreche dir auch, ihm nicht hinterherzuheulen! Ich werde mich zur Ablenkung in die Arbeit stürzen. Morgen fange ich an, mich um einen neuen Auftrag zu kümmern.“
„Hey, deine erste gute Idee seit Langem. Und wenn du das schaffst, verspreche ich dir, dass ich ihn nicht in die Mangel nehmen werde! Ehrenwort. Also lad ihn ein.“ Yvonne nahm wieder Fahrt auf und schubste Helen dabei sanft vorwärts.
Helen überlegte nur kurz. „Na gut. Eigentlich passt das perfekt. Ich hätte sonst das Treffen mit Fabian absagen müssen. Denn zum Joggen hätte ich direkt nach dem Brunch nicht gehen können“, gestand Helen in Vorfreude auf das feudale Essen in ihrem Lieblingscafé. Das würde sie viel besser genießen können, wenn sie deshalb nicht auf die Verabredung mit Fabian verzichten müsste.
Helen fühlte sich erleichtert. Aus den Lautsprechern dröhnte „I will survive“, was sie endgültig in gute Stimmung versetzte. Irgendwie würde sie das schon schaffen! Jetzt wollte sie erst mal Spaß mit Yvonne haben, die sich extra was überlegt hatte, um sie aufzumuntern. „Geht das hier eigentlich schneller, du lahme Schnecke? Ich dachte, du wärst mal Rollschuhschnellläuferin
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