Verliebt in den besten Freund
Tisch und stützte das Kinn in ihre Hand. Eine wenig damenhafte Haltung, aber sie musste nachdenken. „Wein … spätnachts unterwegs … aber sie haben nicht an der Tür geknutscht …“
„Grundgütiger, Colleen! Du sprichst über unsere Kinder!“
„Na ja, es ist ja nicht so, als täten sie so was zum ersten Mal. Du solltest dich freuen, dass sie sich mögen. Ich kann mir keine Frau denken, die ich lieber zur Schwiegertochter hätte.“
Helen verdrehte die Augen. „Darum geht es jetzt nicht. Ich liebe Zach wie meinen eigenen Sohn, aber der Schuss könnte für beide nach hinten losgehen.“
„Wag es ja nicht, jetzt schon wieder mit dieser anderen Sache zu kommen. Ich verlasse sonst den Raum.“
„Mal abgesehen von ‚dieser anderen Sache‘ arbeitet Beth hier in Cartersville, und Zach lebt in Chicago. Einer von ihnen wird zurückstecken müssen. Indianapolis hat Beth als Kostprobe des Stadtlebens gereicht. Sie hat mir immer wieder gesagt, wie froh sie ist, dass sie hier an einem kleineren Krankenhaus tätig sein kann. Und Zach würde nie auf Dauer nach Kelso zurückkommen wollen.“
„Es gibt auch in Chicago kleine Privatkliniken“, gab Colleen zurück. „Wieso sollte Beth da nicht auch glücklich werden?“
Helen zuckte die Achseln. „Es gibt nur einen Weg, die Antwort auf diese Frage herauszufinden: Wir müssen sie fragen.“
Colleen machte ein nachdenkliches Gesicht. Helen kannte diesen Blick. Colleen schmiedete einen Plan. Aber dieses Mal wollte Helen sich nicht daran beteiligen.
„Ich habe eine Entscheidung getroffen, was uns betrifft“, erklärte sie.
„Ach ja?“
„Ich habe beschlossen, über diese Sache nicht mehr mit dir zu streiten.“
Colleen kniff argwöhnisch die Augen zusammen. „Wieso der plötzliche Sinneswandel?“
Helen spielte ihre Trumpfkarte aus. „Weil ich dir vertraue. Ich weiß nicht, warum ich so auf der ganzen Sache herumgehackt habe, wo ich doch genau weiß, dass du am Ende das einzig Richtige tun wirst. Das hast du immer getan.“ Damit drehte sie sich um und ging hinaus.
Colleen starrte ihr nach. Diese Frau hatte Nerven! Glaubte sie das tatsächlich? Colleen spürte, dass ihr Blutdruck in die Höhe ging. Diesen Stress konnte sie nicht brauchen. Außerdem hatte sie jetzt ein neues Projekt. Mal sehen, wen kannte sie denn so in Chicago?
Ein fernes Läuten riss Beth aus dem Tiefschlaf. Das Telefon. Sie spähte zum Wecker – zwanzig nach neun. Viel zu früh dafür, dass sie erst nach drei ins Bett gekommen war. Seufzend griff sie nach dem Apparat und stieß ein schlaftrunkenes Hallo hervor.
„Beth, hier ist Bürgermeister Chadwick.“
Fast hätte sie aufgestöhnt. „Guten Morgen, Bürgermeister.“ Sie stützte sich auf ihren Ellbogen. „Was kann ich für Sie tun?“ Als ob sie es nicht wüsste. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, in den vergangenen Tagen nicht an die Geburtstagsfeier zu denken. Aber länger ließ es sich wohl nicht aufschieben. Schließlich war es nur noch eine Woche bis zum Tag X.
„Wir haben mit dem Bau der Wagen für die Parade angefangen, aber ich würde gern Ihre Meinung dazu hören, was wir uns für Colleen ausgedacht haben. Wäre es möglich, dass Sie heute Morgen zum Kornspeicher kommen und einen Blick auf unsere Arbeit werfen?“
Beth setzte sich auf und schob sich das Haar aus dem Gesicht. „Klar, ich komme gleich vorbei.“ Sie schätzte, dass eine halbe Stunde reichen würde, um zu duschen, sich anzuziehen und in die Stadt zu fahren.
„Haben Sie schon ein Motto gefunden?“, fragte er. „Wir haben gedacht, Sie könnten vielleicht etwas aussuchen, das zu unserer Parade passt.“
Beth versuchte in Stimmung zu kommen, hatte aber keinen großen Erfolg. „Klingt gut.“
„Dann bis gleich.“
Als sie aufgelegt hatte, fragte sie sich, ob sie ihrer Mutter vorschlagen sollte mitzukommen. Warum eigentlich nicht? Im schlimmsten Fall konnte Helen Nein sagen.
Drei Tassen Kaffee und fünfundzwanzig Minuten später war Beth zusammen mit ihrer Mutter auf dem Weg in die Stadt. Zu ihrer Überraschung hatte Helen von sich aus angeboten, sie zu begleiten, noch bevor Beth gefragt hatte.
Als Beth auf dem Parkplatz vor dem alten Kornspeicher hielt, fiel ihr Blick auf Zachs roten Sportwagen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er hier sein würde. Sofort schaute sie in den Rückspiegel und inspizierte ihr Aussehen. Make-up hatte sie keins aufgelegt. Ihr Haar war locker aufgesteckt und noch nicht ganz trocken. Sie trug alte, bequeme
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