Verliebt in den besten Freund
Schwesternzimmer.
Zach ging langsamer, um Beth den Vortritt zu lassen. Die Frau, anscheinend in den Fünfzigern, schlang die Arme um Beth. Er runzelte die Stirn, weil sie Beth mit dem Namen ihres Exmannes angeredet hatte. Warum behielt Beth ihn eigentlich?
„Tut mir leid, dass ich Sie anrufen musste.“
Beth schaute sie an. „Sie müssen mich immer verständigen, wenn etwas los ist. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn Sie es nicht tun würden.“
Die Frau nickte, Tränen glänzten in ihren Augen. „Es geht ihr jetzt besser, sie schläft.“ Sie seufzte. „Ich wollte eigentlich nur, dass man Sie anruft und sagt, dass Sie nicht zu kommen brauchen.“
„Das hätte nichts genützt. Ich wäre ja doch gekommen. Kann ich Ihnen irgendetwas bringen?“
Die Frau wischte sich die Wangen. „Nein, nein. Ich brauche nichts.“
„Haben Sie etwas gegessen?“
Die Frau nickte. Zach bemerkte, wie dünn und müde sie aussah. Kein Wunder, wenn man zusehen musste, wie das eigene Kind starb.
Die Frau schaute über Beths Schulter und entdeckte Zach. Dann musterte sie Beth noch einmal prüfend. Sie hielt erschrocken die Hand vor den Mund, als hätte sie begriffen, wobei sie gestört hatte. „Es tut mir so leid. Sie hätten nicht kommen sollen.“
„Ach was“, sagte Beth und wurde rot, als ihr klar wurde, was die andere Frau vermutete. „Ich habe dich ganz vergessen, Zach. Jenny Ellroy, dies ist Zach.“
Zach nickte. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Madam. Mir tun nur … die Umstände leid.“
Die Frau streckte die Hand aus. „Sie kommen mir so bekannt vor.“ Sie runzelte die Stirn. „Sind Sie aus Cartersville?“
Er nahm ihre Hand und schüttelte sie. „Zach Ashton. Ich bin in Kelso aufgewachsen. Das ist nicht weit von hier.“
„Ashton?“, wiederholte sie.
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie schwankte und wäre hingefallen, hätte Beth sie nicht gestützt.
„Ich glaube, Sie sollten sich setzen“, sagte Beth. „Gehen wir zu Laurie hinein.“
Die Frau nickte zerstreut, ohne Zach aus den Augen zu lassen.
Er folgte Beth und Jenny in ein Krankenzimmer. Dort fühlte er sich ein wenig unbehaglich, doch da die Patientin schlief, würde sie ihn ja nicht bemerken. Während Beth die Frau auf einen Stuhl in der Nähe des Bettes drückte, betrachtete Zach die Kranke. Sie war extrem blass, ein starker Kontrast zu ihrem dunklen Haar.
„Zach“, flüsterte Beth, die plötzlich neben ihm stand.
„Ja?“
„Würdest du nach unten in die Cafeteria gehen und Mrs Ellroy eine Tasse schwarzen Kaffee holen? Und etwas Süßes? Vielleicht ein Plätzchen? Sie braucht ein wenig Stärkung.“
Er nickte. „Klar, kein Problem. Ich bin gleich wieder da. Anschließend sollte ich mich vielleicht lieber ins Wartezimmer setzen.“
Ehe Beth etwas sagen konnte, beugte Mrs Ellroy sich vor. „Bitte“, raunte sie ihm zu. „Bitte gehen Sie nicht.“
8. KAPITEL
Um zwei Uhr in der Nacht hatte Zach mehr Leid und Elend mit angesehen, als er jemals erwartet hatte. Laurie, die Kranke, war plötzlich aufgewacht, und das Chaos war ausgebrochen. Sie hatte sich immer wieder übergeben, ihr Blutdruck war abgesackt; das Personal ängstigte sich um sie. Als schließlich der Onkologe gekommen war, hatte sich die Lage allmählich beruhigt.
Das Positive daran war, Beth zusehen zu können. Sie war erstaunlich. Ihr glühender Wunsch zu helfen beeindruckte ihn tief. Sie war unermüdlich. Ein Patient, der wusste, dass Beth ihm zur Seite stand, würde nie die Hoffnung verlieren.
Das war einer der Gründe, warum sich zwischen ihnen nichts entwickeln konnte. Sie wurde hier gebraucht. Sie liebte ihre Arbeit. Und Zach liebte seine Arbeit in Chicago.
Um halb drei war Laurie wieder eingeschlafen. Sogar Zach war dankbar dafür. Vielleicht konnte ihre Mutter jetzt auch die dringend benötigte Ruhe finden. Zach wartete an der Tür, während Beth sich verabschiedete. Obwohl sie keinen Dienst hatte, bestand sie darauf, später noch einmal vorbeizukommen und nach Laurie zu sehen.
Der flehende Blick, den Mrs Ellroy ihm zuletzt noch zuwarf, rührte ihn. Er wusste nicht, was in ihm vorging, doch er empfand etwas für sie. Mitgefühl vielleicht? Er lächelte ihr zu, und das schien sie etwas heiterer zu stimmen.
„Entschuldige, dass ich dich hier so lange festgehalten habe“, murmelte Beth, als sie das Zimmer verlassen hatten.
„Ich bin froh, dass ich dich in Aktion erleben konnte“, sagte er.
Als der Aufzug kam, stiegen sie in die Kabine. Sie schwiegen,
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