Verliebt in den Chef?
vorgehabt, Tristan heute Abend nicht von seinem wichtigen Termin abzulenken, jetzt blieb ihr aber keine andere Wahl. Scarpini hatte offensichtlich den Verstand verloren, und sie traute ihm durchaus zu, dass er gleich an der Tür klopfte. In jedem Fall musste sie Tristan warnen. Zwei Minuten später stand sie atemlos vor ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. „Ich muss mit dir reden“, stieß sie hervor.
Tristan befestigte gerade einen goldenen Manschettenknopf und sah auf seine Armbanduhr, bevor er sich von dem Spiegel der Kommode abwandte und auf Ella zuging. „Geht es um das Essen heute Abend?“
Wenn es doch nur so einfach wäre. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein.“
Besorgt berührte er sie an der Schulter. „Du meine Güte, du zitterst ja.“
Sie öffnete den Mund, um ihm alles zu erzählen, als an der Tür läutete und die Worte ihr im Hals stecken blieben.
„Der Bürgermeister ist aber früh dran“, wunderte Tristan sich und nahm die Hände von ihren Schultern.
„Das ist nicht der Bürgermeister“, brachte sie hervor. „Scarpini hat eben angerufen und gesagt, dass er vorbeikommt.“
Tristans Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig. „Er kommt hierher?“, fragte er wütend.
„Ich habe wirklich keine Ahnung, was er damit erreichen will“, schluchzte sie.
Tristan marschierte an ihr vorbei. „Der kann sich auf was gefasst machen, dieser …“, fluchte er, während Ella ihm eilig folgte.
Als Tristan schwungvoll die Tür aufriss, wartete Bürgermeister Rufus davor.
„George.“ Überrascht fuhr Tristan sich durchs Haar und spähte unauffällig über die Schulter seines Besuchers, bevor er ihm die Hand reichte. „Schön, Sie zu sehen.“
Rufus erwiderte den Händedruck, und sein Lächeln wurde noch herzlicher, als er Ella erblickte. Wenn Scarpini und sie ein Showdown haben würden, dann hoffentlich nicht an diesem Abend, dachte sie, für den Moment erleichtert. Irgendwie brachte sie es fertig, einigermaßen normal zu klingen. „Guten Abend, Herr Bürgermeister.“
Er hielt ihr eine Flasche entgegen. „Ich freue mich schon die ganze Zeit über auf dieses Essen.“
Aus einem Reflex heraus nahm sie ihm die Weinflasche aus der Hand. „Hoffentlich werden Sie nicht enttäuscht.“
Rufus sah Tristan flüchtig an. „Ich bin davon überzeugt, dass es für uns alle ein überaus bemerkenswerter Abend wird.“
Bevor er die Tür schloss, warf Tristan einen prüfenden Blick in die Dunkelheit vor seinem Haus.
„Erwarten Sie noch einen Gast?“, fragte der Bürgermeister stirnrunzelnd.
„Ja, aber er kommt wahrscheinlich doch nicht.“ Tristan machte eine einladende Geste. „Möchten Sie vielleicht einen Drink vor dem Essen?“, erkundigte er sich.
Der Bürgermeister sah ein wenig verunsichert aus. „Ja, gern, vielen Dank.“
„Ella, wir setzen unsere Unterhaltung später fort.“
Während Tristan den Bürgermeister in das Esszimmer führte, ging Ella wie in Trance zurück in die Küche, um die Muschelsuppe anzurichten.
Als sie den ersten Gang servierte, atmete der Bürgermeister tief ein. „Das duftet köstlich. Wie haben Sie nur gewusst, dass Muschelsuppe meine Leibspeise ist?“ Fragend sah er zu Tristan. „Von Ihnen?“
Tristan nickte. „Ich dachte, Sie würden es mögen.“
„Sie müssen wissen“, wandte Rufus sich erklärend an Ella, „dass meine Frau kurz vor meiner Tochter gestorben ist …“ Er presste die Lippen fest aufeinander und senkte den Blick. „Kochen ist ihre Leidenschaft gewesen.“
„Das klingt danach, als ob sie sich sehr gut um Sie gekümmert hat“, meinte Ella, um etwas Tröstendes zu sagen.
Der Blick des Bürgermeisters richtete sich in die Ferne, bevor er sich wieder Ella zuwandte und traurig lächelte. „Gute Frauen sind heutzutage selten.“
Nachdem die Männer ihr Gespräch wieder aufgenommen hatten, kehrte Ella in die Küche zurück. Beim Garnieren des Hauptganges kreisten ihre Gedanken um Scarpinis Spielchen und das Kind, das in ihr heranwuchs. Danach deckte sie die leeren Suppenschalen im Esszimmer ab und wurde vom Bürgermeister mit Komplimenten überschüttet. Als sie daraufhin mit dem Hauptgericht zurückkehrte, sprachen Rufus und Tristan bereits über die geplante Nutzungsänderung.
„Ich habe kein Problem damit, Tristan, aber unter einer Bedingung“, sagte der Bürgermeister und setzte das Weinglas ab. „Der Rat möchte, dass Sie ihm ein Stück Land für einen Jachthafen überlassen. Sie müssten sich auch nicht mit der Planung
Weitere Kostenlose Bücher