Verliebt in den Chef?
trotz ihrer romantischen Ader war Ella aus Vernunftgründen auf Tristans Angebot eingegangen. Sie beide passten zusammen und erwarteten ein Baby. Allerdings hatten sie sich immer noch nicht darauf einigen können, wie viele Kinder sie haben wollten. Und offensichtlich war Ella auf Cades Seite, wenn es um Bindys Anschuldigungen ging. Seitdem lagen Tristans Nerven blank.
„Deine Braut ist wirklich entzückend.“
Tristan drehte sich zu seinem Kollegen Don Schluter um. Trotz seiner nagenden Zweifel musste er ihm zustimmen. „Ja, das ist sie wirklich.“
„Sie hat Glück, dass sie sich einen der begehrtesten Junggesellen des Landes geangelt hat, vor allem in ihrer Position.“
Tristan nickte. „Es kommt wirklich nicht jeden Tag vor, dass die Haushälterin ihren Chef heiratet.“
Don runzelte die Stirn. „Das habe ich gar nicht gemeint.“
„Ach“, wunderte Tristan sich, „woher weißt du denn, dass sie ihre kranke Mutter gepflegt hat?“
„Nein, das habe ich nicht gewusst.“
„Dass sie Sprechstundenhilfe war?“
„Nein, aber sie war eine Zeit lang die Freundin eines bekannten Arztes. Meine Frau ist Patientin bei ihm gewesen und hat den ganzen Tratsch mitbekommen.“ Don schüttelte den Kopf. „Dann hat es leider ein paar Skandale gegeben, und sie hatte genügend Verstand, sich rechtzeitig von ihm zu trennen.“ Don wurde auf einmal ernst. „Aber das hast du bestimmt schon gewusst.“
Tristan holte tief Luft. „Sie hat etwas in der Richtung erwähnt.“
„Ich hätte vielleicht besser nichts gesagt“, meinte Don kleinlaut.
Als Tristan zu Ella hinübersah, war sie nicht mehr da. Ein unangenehmer Gedanke durchfuhr ihn, und er sah sich aufmerksam um, doch von Cade war immer noch nichts zu sehen. Um Himmels willen, was dachte er bloß? Er vertraute Ella voll und ganz. Dann hatte sie eben eine Affäre mit einem Arzt gehabt und ihn fallen lassen, als seine Karriere den Bach runterging – wer wollte ihr das verübeln? Und vielleicht wusste sie wirklich noch nicht, wie viele Kinder sie einmal haben wollte. Das bedeutete noch lange nicht, dass sie seit Monaten auf der Lauer gelegen hatte, um Tristan bei passender Gelegenheit mit ihren blauen Augen zu betören und kurz darauf schwanger zu werden.
Ein Kellner unterbrach seine Gedankengänge. „Verzeihen Sie, Mr. Barkley. Ein Herr bat mich, Ihnen das hier zu geben. Er konnte leider nicht mehr länger bleiben.“
Kurzerhand klemmte Tristan das Glas in eine Armbeuge, um den Umschlag aufzureißen und das Schwarz-Weiß-Foto herauszunehmen. Er musste zweimal hingucken, um zu glauben, was er dort sah. Ella, wie sie von Drago Scarpini umarmt wurde. Wütend starrte er auf das Foto. Wenn Ella Scarpini hasste, warum ließ sich dann von ihm umarmen? Er stopfte das Bild zurück in den Umschlag. Er brauchte unbedingt eine Erklärung, und zwar sofort. Tristan stellte sein Glas auf dem Tablett eines Kellners ab und ging auf der Suche nach Ella ums Haus. Verblüfft blieb er stehen.
Geschützt vor den Blicken der anderen Gäste stand seine Frau am Ende eines kleinen Gartens inmitten von roten Kletterrosen. Tristan war gerade rechtzeitig gekommen, um zu sehen, wie Ellas Halbbruder ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie küsste – es sah zwar nicht besonders herzlich aus, aber es war zweifellos ein Kuss.
„Da steckst du also“, drang Joshs Stimme zu Tristan vor, in dessen Ohren das Blut vor Wut zu rauschen begann.
Er drehte sich zu seinem Bruder um und hob abwehrend eine Hand. „Eine Minute, Josh …“ Aber als er wieder zurücksah, waren Ella und Scarpini fort. Er ging einige Schritte näher heran. Was sollte das denn werden – ein Zaubertrick?
„Hast du etwas verloren?“, fragte Grace, die Josh begleitete, zögernd.
Verstört strich Tristan sich durchs Haar. „Ich bin nicht sicher.“
„Ein paar von den Gästen brechen schon auf“, bemerkte Josh. „Aber bevor Grace und ich uns auch auf den Weg machen, wollten wir euch fragen, was ihr als Hochzeitsgeschenk haben wollt. Grace schlägt Flitterwochen auf den Fidschis vor, ich habe an ein Heimkino gedacht.“ Plötzlich spürte Tristan Joshs Hand auf seinem Arm. „Geht es dir nicht gut, Junge?“, fragte er leise. „Hat Cade sich etwa doch blicken lassen?“
Tristan schüttelte den Kopf.
„Ist mit Ella alles in Ordnung?“, schaltete Grace sich ein.
„Ich weiß es wirklich nicht mehr“, schnaubte Tristan verärgert. Grace und Josh starrten ihn verwundert an, und Tristan versuchte sie zu
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