Verliebt in der Nachspielzeit
auch, was du meintest, als du sie als lebhaft beschrieben hast.“ John wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. „Großer Gott, mir tut dein Bruder leid!“
„Die beiden stehen sich ins nichts nach“, schnaubte Hanna. „Im letzten Sommer kam Connor auf die glorreiche Idee, mit seinen Freunden eine Runde Laser-Attack zu spielen, als es draußen dunkel war. Sie schlichen in der Nachbarschaft herum und lauerten sich gegenseitig auf. Connor verwechselte den alten Mr. Murphy mit einem seiner Freunde, sprang aus dem Gebüsch und zielte mit seiner Plastik-Kalaschnikow auf den armen Mann, während er: „Du bist tot“ schrie.“
„Oh Gott“, John schlug sich die Hand vor den prustenden Mund. „Und was passierte dann?“
Trocken erwiderte Hanna: „Mr. Murphy ist Kriegsveteran, bekam einen Herz-Klabaster und fiel vor lauter Schreck in ein Busch, gegen den sein Mops gerade pinkelte. Der dicke Hund wollte sein Herrchen beschützen, kläffte los und biss Connor ins Bein. Mr. Murphy ist glücklicherweise nichts passiert, aber Connor bekam eine Tetanusspritze in den Hintern und zwei Monate Hausarrest.“
Schallend lachte John los und zog die Aufmerksamkeit des älteren Ehepaares auf sich, das indigniert zu ihnen hinübersah.
Hanna zuckte mit der Schulter und trank ihren Kaffee. „Warte ab was ich dir über unsere Weihnachtsfeiertage erzählen kann. Es ist eine absolute Freak-Show!“
Als die Kellnerin kam und die Rechnung brachte, griff John nach seiner Geldbörse, doch Hanna legte sofort Einspruch ein, um ihren Anteil zu zahlen.
John warf ihr einen ironischen Blick zu und nahm ein paar Geldscheine aus dem Portemonnaie heraus. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich bei unserem Date bezahlen lasse.“
„Oh.“
Die ältere Kellnerin kicherte über Hannas Erröten.
4. Kapitel
Für John gestaltete es sich ziemlich schwierig, sich mit Hanna zu treffen. Er hatte viel zu tun und musste ein Footballteam zusammenstellen, das aus alternden Spielern und jungen Heißspornen bestand. Leider hatte er ein ziemlich großes Quarterbackproblem, denn sowohl der aktuelle Quarterback Mitch Cahill, der in der nächsten Saison in Rente gehen wollte, als auch die große Nachwuchshoffnung seines Chefs George MacLachlan waren momentan noch verletzungsbedingt auf Schonung angewiesen. John hatte den jetzigen Ersatzquarterback Brian Palmer bereits vor Jahren beobachtet, als dieser noch auf dem College gespielt hatte. Sicherlich war der großmäulige Spieler ein großes Talent, doch sein verletztes Knie entschied über den Verlauf seiner Karriere. Sollte er sich nicht erholen, sah John nicht nur für dessen Karriere, sondern auch für die Zukunft der Titans schwarz.
Täglich sah sich John alte Spielmitschnitte an, traf sich mit seinen Co-Trainern und besprach sich mit den Verantwortlichen über potentielle Nachwuchsspieler, die sie noch ins Team holen konnten. Erst in einigen Wochen begann das offizielle Training und bis dahin musste seine Taktik stehen.
Eigentlich hätte er hochkonzentriert an seinen neuen Job gehen sollen, aber Hanna ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Er führte sich wie ein verliebter Teenager auf, schickte ihr ständig Nachrichten, telefonierte täglich mit ihr und traf sich mit ihr, wenn beide Zeit fanden, denn auch Hanna war momentan sehr beschäftigt. Sie hatte heute ihren neuen Job begonnen und die erste Vorlesung gehalten. Daher waren ihre Treffen in den vergangenen drei Wochen eher sporadisch ausgefallen. In dieser Woche hatte er sie erst einmal gesehen, als er sie in der Uni getroffen hatte, um ihr neues Büro zu besichtigen. Der einzige Vorteil dieser sporadischen Treffen war, dass die Presse noch keinen Wind davon bekommen hatte, dass John auf dem besten Weg war, sich zu verlieben.
Lächelnd lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schaltete seinen Laptop aus, da er für heute Schluss machen wollte, denn er traf sich gleich mit ihr. Sie hatten gestern zwei Stunden miteinander telefoniert und waren zusammen das Skript für ihren heutigen Vortrag durchgegangen. Hanna war schrecklich nervös gewesen und hatte ein wenig Ablenkung gebrauchen können, was John nur recht gewesen war, denn er verbrachte gerne seine Zeit mit ihr – auch wenn es nur am Telefon war. Während er mit dem Telefonhörer am Ohr auf seiner Couch gelümmelt hatte, hatte sie in ihrer Wohnung auf ihrem Bett gesessen und ihm vorgelesen, wie der Kalte Krieg entstanden war. Ängstlich und unsicher hatte sie nach seiner
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