Verliebt in der Nachspielzeit
katastrophalen Rechtschreibfehler schockierten Hanna, sondern auch die gehässigen Bemerkungen. Himmel, war sie wirklich so fett, dass sich die Menschen das Maul über sie zerrissen? Sie wollte nicht als fette Freundin von John gelten, vor der keine Pizza sicher war!
Als Andie endlich an ihr Handy ging, war Hanna zwischen Panik, Scham und einem Heulkrampf hin und hergerissen.
„Sie nennen mich fett“, jammerte sie in den Hörer.
Andie seufzte, da sie Hanna in den letzten Tagen bereits einige Male hatte beruhigen müssen. Auch jetzt klang ihre Freundin furchtbar aufgelöst, weshalb sie ruhig entgegnete: „Die sind nur neidisch, Hanna ...“
„Neidisch auf mein Doppelkinn, oder was?“
„Du hast kein Doppelkinn“, widersprach Andie zornig. „Lass dir doch nicht so einen Scheiß einreden!“
Hanna biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte die rasch aufsteigenden Tränen. „ Andie ... ich bin es nicht gewohnt, dass ich in aller Öffentlichkeit beleidigt werde.“
„Oh ... Hanna ... mir tut das so leid. Was sagt denn John dazu?“
„Der ist seit heute Morgen im Trainingslager. Ich habe es ihm nicht erzählt ...“
„Warum denn nicht?“
Zögernd zog Hanna die Beine an und legte den Kopf auf ihre Knie, während sie murmelte: „Ich weiß nicht ... ich will ihn nicht damit belasten und nerven ... er hat gerade so viel zu tun ... und ...“
„Und?“
Sie seufzte dumpf. „Ich will ihn nicht unbedingt mit dem Kopf darauf stoßen, dass diese Schreiberlinge Recht haben.“
„Du bist nicht fett!“
„Das meine ich nicht.“ Hanna räusperte sich kurz. „Alle sind der einhelligen Meinung, dass es ihn besser treffen könnte. Er könnte sehr viel attraktivere Frauen haben als mich.“
„Geht das jetzt schon wieder los?!“
„Mal ehrlich, Andie. Was findet er an mir?“
Ihre Freundin stöhnte vernehmlich in den Hörer. „Ist dir vielleicht schon einmal der Gedanke gekommen, dass John keinen Bock hat, sich das hohle Geplapper von noch hohleren Models anzuhören? Ich weiß nur, dass er über jeden Mist lacht, der aus deinem Mund kommt und auch nur ansatzweise lustig ist, dass er dich anschaut, als wärst du der klügste Mensch auf der Welt, und dass er die Augen nicht von dir lassen kann. Am letzten Mittwoch hätte ich mich aus deiner Wohnung beamen oder mich in ein Alien verwandeln können, es wäre ihm nicht einmal aufgefallen, weil er jede Bewegung von dir beobachtet hat, als du in der Küche warst und Snacks zubereitet hast.“
Eine kleine Flamme entzündete sich in Hanna und sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
„Euer Sex muss der Wahnsinn sein, wenn er dich so ansieht!“
Hanna schluckte und schwieg einen Moment, in dem sie überlegte, was sie ihrer Freundin antworten sollte. Doch das Schweigen verriet Andie viel mehr, als Hanna lieb war.
Sie holte tief Luft. „Jetzt sag mir nicht, dass ihr noch nicht miteinander geschlafen habt?!“
„Andie ...“
„Oh mein Gott! Ihr kennt euch jetzt wie lange schon? Sieben Wochen?“
„Ja, aber ...“
Entrüstet schnaubte Andie in den Hörer. „So lange habe ich nicht einmal mit fünfzehn Jahren gewartet, Hanna! Bist du etwa prüde?“
Gereizt kniff Hanna die Lippen zusammen und fauchte: „Kannst du dir überhaupt vorste llen, was es heißt, mit jemandem wie John Brennan auszugehen?!“
„Na und?“ Sie stöhnte. „Der arme Mann wird es bald wirklich nötig haben ...“
„Hör auf, okay?“ Hanna schluckte die wachsende Panik hinunter. Niemand verstand, wie es sich anfühlte, in jemanden verliebt zu sein, der in der Öffentlichkeit stand und so beliebt war wie John. Zwar kannte sie weder seine Karriere noch seine Erfolge besonders gut, aber sie erlebte den Hype um seine Person hautnah mit und fühlte sich selbst wie eine unbedeutende Fliege, die nicht gegen den Rummel ankämpfen konnte, der sich um ihn aufbaute. Wo immer sie waren, er wurde von fremden Menschen umringt, die sich mit ihm fotografieren lassen wollten, die ihm Fragen zuriefen und ihn geradezu anbeteten. Niemals hatten sie ein wenig Ruhe, sondern wurden ständig beobachtet.
Trotzdem war sie gerne mit ihm zusammen. Sie sehnte sich danach, bei ihm zu sein, und würde nur allzu gerne endlich mit ihm schlafen. Natürlich kam sie sich mittlerweile selbst wie ein prüder Teenager vor, wenn sie bei ihr oder in seiner Wohnung knutschend auf dem Sofa lagen, sie dann jedoch immer zurückzuckte, sobald es leidenschaftlicher wurde. Dabei hätte sie ihm bei diesen
Weitere Kostenlose Bücher