Verliebt in der Nachspielzeit
Gedanken an ihre Zeit in New York nicht mehr ertragen können und mit ihrer Dissertation vorerst abgeschlossen.
Es gab wichtigere Dinge als den Drang, einen Titel vor ihrem Namen stehen zu haben. Offiziell hatte sie sich ein Freisemester genommen und war beurlaubt, doch Hanna hatte nicht die Absicht, zurück an die Universität zu gehen, sondern war zufrieden mit ihrer jetzigen Tätigkeit. Zwar benahmen sich besonders die Achtklässler manchmal furchtbar, aber das Unterrichten war gar nicht schlecht und hatte den Vorteil, dass man während der Arbeit nicht ins Grübeln oder Nachdenken kommen konnte.
Ihre Mutter war zwar an die Decke gegangen, als Hanna entschieden hatte, aus London wegzugehen, aber Hanna brauchte den Abstand ganz dringend, auch wenn ihre Mutter sie unvernünftig nannte. Die Ruhe in den letzten Monaten auf dem Land hatten ihr nach der stressigen Zeit in New York und den nervenaufreibenden Auseinandersetzungen mit ihrer Mom gut getan.
Hanna schob den Gedanken an ihre n gestrigen Streit mit ihrer Mom am Telefon beiseite und griff nach der Türklinke. Eigentlich wollte sie gleich ein kleines Nickerchen machen, da sie heute einen freien Tag hatte und furchtbar müde war. Deshalb hoffte sie, dass Mrs. Abernathy nicht allzu lange bleiben würde.
Doch als sie die Tür öffnete, stan d nicht ihre Nachbarin vor ihr.
„Hallo.“
Hanna starrte ihren Gast verwirrt an und riss vor lauter Entsetzen die Augen auf, als sie Christine Shaw erkannte. Diese stand in einen Wintermantel gekleidet vor ihrer Tür und lächelte verlegen.
„Sie müssen Hanna sein. Ich bin Chrissy.“
„Ich ... ich weiß.“
„Es tut mir leid, dass ich Sie überfalle, aber ... Himmel!“
Hanna wollte bei Chrissys erschrockenem Ausruf die Tür zuschlagen, doch diese war schneller und zwängte sich durch die Tür. Zitternd verschränkte Hanna die Arme vor der Brust und hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf. Das erste, was ihr in den Sinn kam, brach panisch aus ihr heraus. „Sie dürfen es John nicht sagen! Bitte … schwören Sie mir, dass Sie es John nicht sagen!“
„Aber ...!“
„Ich will nicht, dass er es erfährt!“
„Aber es ist doch auch sein Baby!“ Chrissy war blass geworden und starrte den deutlich gerundeten Bauch ihrer Gastgeberin an.
Hanna zog verlegen ihre Strickjacke über die Rundung. „Das geht nur John und mich etwas an.“
„Dann sollten Sie ihm etwas davon sagen“, widersprach Chrissy aufgebracht.
Hanna biss die Zähne zusammen und spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Erst gestern hatte ihre Mutter genau das gleiche gesagt und damit einen wunden Punkt getroffen. Hanna wusste, dass John es erfahren musste, aber sie hatte panische Angst, ihn wiederzusehen.
Chrissy hob mutlos die Hände und ließ sie wieder sinken. „Sie brauchen einen Tee und ich auch. Können wir uns setzen?“
Nach einem Augenblick nickte Hanna widerstrebend, weil sie fürchtete, die fremde Frau nicht ohne Protest loszuwerden, und führte Chrissy in ihr Wohnzimmer. Diese sah sich interessiert um, betrachtete die frisch tapezierten Wände und die unzähligen Bücherregale, bevor sie den Mantel auszog, sich auf die Couch setzte und Hanna einen freundlichen Blick schenkte.
Hanna entschuldigte sich rasch und ging in die Küche, um Tee zu machen. Als sie wenige Minuten später zurückkam, hatte sie sich einigermaßen gesammelt, star rte Chrissy jedoch misstrauisch an, servierte den Tee und setzte sich in einen Sessel. Die blonde Frau sah in ihrem beigen Hosenanzug und mit der eleganten Frisur wie auf den zahlreichen Bildern, die Hanna kannte, wunderschön aus, während sie sich aufgeschwemmt und hässlich vorkam. Kein Wunder, dass sie damals rasend vor Eifersucht gewesen war, als sie in der Presse von Johns Treffen mit seiner Ex-Freundin gelesen hatte, überlegte Hanna bekümmert.
„Was führt S ie nach England?“
„S ehr direkt“, Chrissy lächelte. „Das gefällt mir. Um direkt zu antworten: John.“
Hanna spürte einen Stich im Herzen und gab gespielt lässig von sich. „Wir sind getrennt. Ich bin mir sicher, dass Sie und er sehr glücklich miteinander werden.“
Chrissy starrte sie fassungslos an, bevor sie lachen musste. Hanna dagegen hätte ihr am liebsten alle Haare einzeln herausgerissen und wusste nicht, wie sie auf die schöne Frau auf ihrer Couch reagieren sollte.
„Was finden Sie so lustig?“
Kichernd schüttelte sie den Kopf. „Ihre Vorstellung von
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