Verliebt in eine Diebin - Roman
dass sie Scarlet war.
Okay, nicht die ganze Welt - wahrscheinlich nur Clea und Mason, aber sie wäre entlarvt - die eine Goodnight-Künstlerin, die sich erwischen ließ, der Onkel Paolo des 21. Jahrhunderts. »Nein, Steve, mit den Goodnights hat das nichts zu tun. Ich muss es der Menschheit verraten, weil es die Wahrheit ist. Um die Familie geht’s nicht. Nur um mich. Diese Bilder habe ich gemalt - ich, Scarlet.«
Mit bebenden Fingern signierte sie das erste Gemälde, schrieb »Matilda« über »Scarlet« und »Goodnight« darunter.
»Matilda Scarlet Goodnight«, las sie dem Hund vor. »Ihr Werk.«
Nachdem sie den Pinsel noch einmal in den Farbklecks getaucht
hatte, ging sie zu den Kühen. Jetzt bebte ihre Hand nicht mehr, die Buchstaben wirkten energischer. »Matilda Scarlet Goodnight…« Diesmal schwang der Brustton der Überzeugung in ihrer Stimme mit. » Ihr Werk.« Und so signierte sie alle Bilder, zuletzt die Liebenden. Dann betrachtete sie, was sie getan hatte und fühlte sich wundervoll. »Und wenn die Hölle losbricht, Steve - es ist mir egal. Das sind meine Bilder. Und niemand wird sie mir je wieder streitig machen.«
Gewissenhaft stellte sie die Pinsel ins Wasser, kroch zu Steve unter die Decke und versank in einen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen erwachte sie um neun Uhr und packte die Gemälde zusammen. Als sie Steve bei Gwennie und Eve im Büro ablieferte, erklärte sie, was sie vorhatte.
»Tu’s lieber nicht«, mahnte Eve, »es ist ein Fehler.«
»Vielleicht. Oder es ist richtig. Vielleicht bekam ich die Scarlets nur zurück, damit ich sie signieren konnte.«
»Wohl kaum...«, begann Eve. Aber Tilda ließ sie nicht ausreden, umarmte sie und fuhr in Jeffs Auto zu Masons Haus.
Ich will sie nicht hergeben, dachte sie und starrte den Karton an, in den sie ihre Bilder gepackt hatte. Ich will nicht aufhören, so zu malen. Nie mehr Fresken... Eine Zeit lang saß sie reglos am Steuer. Dann holte sie ihr Handy und ihren Terminkalender hervor und studierte die Auftragsliste - sechs Wandgemälde, daneben die Telefonnummern.
Sie wählte die erste Nummer. »Mr. Magnusson? Hier ist Matilda Veronica. Leider kann ich kein Fresko für Sie malen, es kam etwas dazwischen...« Und so besänftigte sie einen gekränkten Kunden nach dem anderen, bot ihnen als Ersatz Bilder oder Möbel an und spürte, wie sich die Anspannung zwischen ihren Schulterblättern allmählich löste. Nach einer Stunde waren alle Telefonate erledigt, und sie wandte sich
wieder zu ihrem Karton. Wenn ich die Bilder schon hergeben muss - dann nicht umsonst ...
Und obwohl sie spät dran war, sank sie tiefer in den Sitz hinab und schmiedete einen Plan.
»Wo ist Tilda?«, fragte Davy, als er ins Büro kam.
»Und wo waren Sie?«, konterte Gwen ärgerlich. »Hier ist der Teufel los, und...«
»Ja, ich weiß, die Bullen - die reden immer noch mit Dad. Wo ist Tilda?«
»Bei Clea, sie bringt ihr die Scarlets.«
»Warum?«, rief Davy entsetzt.
»Jemand hat Clea erzählt, Tilda sei Scarlet. Klar, das ist eine Erpressung, aber...«
»Verdammt! Nur einen einzigen Tag bin ich weg, und hier bricht alles zusammen.« Bevor Gwen eine passende Antwort einfiel, stürmte er davon.
»Zum Teufel mit Ihnen !« Empört starrte sie die offene Tür an, ging nach oben und holte ihr Rätselbuch.
Im Flur traf sie Ford. »Was ist los? Warum hast du geschrien?«
»Davy ist wieder da.«
»Sehr gut, den brauche ich nämlich. Wo finde ich ihn?«
»Wahrscheinlich läuft er zu Clea, um Tilda zu retten«, fauchte sie.
»Aha, Clea.« Er kehrte in sein Zimmer zurück, und Gwen folgte ihm.
»Was machst du?« Entsetzt beobachtete sie, wie er ein Schulterhalfter ergriff. »Nein, das darfst du nicht!« Entschlossen stellte sie sich vor die Tür.
»Was darf ich nicht? Hör zu, ich muss mich beeilen...«
»Vielleicht verdienen’s manche Leute, dass du sie aus dem Weg räumst.«
»Grosse Pointe Blank.«
Gwen sank in sich zusammen.
»Diesen Film kennen alle Profikiller«, sagte Ford, »unser ›Casablanca‹.«
»Das finde ich gar nicht komisch. Wie Tony zu bemerken pflegte... ›Wenn die Leute ein Kunstwerk kaufen, wollen sie damit angeben, also wollen sie betrogen werden.‹ Aber das ist grauenvoll, und ich...« Sie schüttelte den Kopf. »Kannst du nicht einfach nach Aruba ziehen und ein Waisenhaus eröffnen?«
»Warum zum Geier sollte ich ein Waisenhaus eröffnen?«, fragte Ford sichtlich verblüfft.
»Um Buße zu tun. Wenn du jetzt aufhörst
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