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Verliebt in eine Diebin - Roman

Verliebt in eine Diebin - Roman

Titel: Verliebt in eine Diebin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie Eva Malsch
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ersten Mal wunderte sich Gwen über das Talent ihrer Enkelin, das Leben zu meistern. Offenbar gab es nichts, was Nadines Gelassenheit ernsthaft gefährden konnte.
    Aber eine Minute später kehrte sie zitternd zurück. »Ruf die Polizei an. Hinter der Mülltonne liegt eine Leiche.«
    Gwen griff sich an die Kehle. »Davy!«
    » Nein. Thomas.«
     
    Eine Stunde zuvor hatte Tilda in ihrem neuen Studio die Gemälde allesamt gereinigt und vom ersten den Rahmen entfernt. Nun legte sie das letzte auf den Zeichentisch und rückte die Lampe zurecht, weil sie es gründlich inspizieren wollte. Um es auszubessern, musste sie ihren Stil der alten Arbeitsweise anpassen. Keine Skizzen, keine Grundierung, nur schwungvolle Pinselstriche. Solche Bilder waren schwierig zu fälschen, denn jedes Zögern würde sich in der Farbe zeigen, Betrug schreien und das Werk verderben.
    Das wollte sie nicht. Übung, sagte sie sich, ich muss meinen früheren Stil einüben, muss wieder werden, wer ich war. Sie probierte ein paar einfache Pinselstriche auf Zeitungspapier aus. Schon nach wenigen Sekunden merkte sie den Unterschied - sie wirkten plump und amateurhaft. Sie war nicht mehr Scarlet. Wer bin ich jetzt? Davy weiß es. Aber er war in Temptation. Und sie musste ihr eigenes Bild ohne seine Hilfe fälschen.

    Zum Teufel damit, dachte sie und sah sich in der schneeweißen Dachkammer um. Das muss anders werden . Entschlossen ergriff sie ihr größtes Stück Zeichenkohle, begann die Umrisse von Blättern auf die Wände zu zeichnen und imitierte Scarlet, mit freien, fließenden Handbewegungen. Als alle Wände mit Konturen bedeckt waren, begann sie sie mit Farbe nachzumalen, saftige, volle Formen, weich abgerundete Blätter, die eine Berührung herausforderten. Scarlets besonderes Talent - Bilder zu malen, in die man hineinkriechen wollte... Damals war sie jung und glücklich und verliebt gewesen, und das alles hatte sich in ihren Werken ausgedrückt...
    Der Schlüssel zu meinem letzten Gemälde, erkannte Tilda inmitten eines Pinselstrichs. Scarlet hatte zu malen aufgehört. Weil Andrew meine Schwester liebte, weil ich keine Freude mehr malen konnte, weil ich ihn nicht mehr lieben durfte ... Vielleicht war es an der Zeit, wieder anzufangen, denn jetzt liebte sie Davy. Selbst wenn er nicht zurückkehren sollte, glaubte sie an die Zukunft, denn sie erinnerte sich an das Glück. Tilda musterte den Dschungel an ihren Wänden.
    So zu malen - dafür war sie geboren.
    Sie hielt den letzten Scarlet ins Licht. Diesmal wusste sie, wie sie die beiden dunkelhaarigen Liebenden vollenden musste, die einander vor der Mondscheibe umarmten, für immer.
    Die Geschichte ihres Lebens.
     
    Gwen hatte den Notruf verständigt und rannte nun auf den Parkplatz. Tatsächlich - hinter der Mülltonne lag Thomas, leichenblass, mit einer blutigen Wunde am Kopf.
    »Bist du sicher, dass er tot ist?«, fragte sie Nadine. »Schon gut, wir warten, wir rühren ihn nicht an…« Beklommen unterbrach sie sich. »Ich muss nach oben. Schau nicht hin, fass nichts an... Und du auch nicht, Ethan...«

    »Wir sind doch nicht blöd«, erwiderte Nadine, immer noch zitternd.
    Gwen lief ins Haus und zu Fords Zimmer hinauf. »Da ist was Seltsames passiert«, berichtete sie, als er die Tür öffnete. »Nadine wollte den Abfall hinausbringen und fand eine Leiche hinter der Mülltonne.«
    »Jemanden, den wir kennen?«
    »Bist du nicht überrascht?«, fragte sie schweren Herzens.
    »Doch. Kennen wir den Toten?«
    »Ja, es ist der Caterer Thomas. Das heißt, er war kein Caterer, sondern beim FBI.«
    Endlich geriet er aus der Fassung, zu Gwens Genugtuung. Aber seine Augen flackerten nur sekundenlang, ehe die unbewegte Miene zurückkehrte. »Hat er das FBI verköstigt?«, erkundigte er sich trocken.
    »Sehr komisch. Die Polizei ist unterwegs. Vielleicht solltest du dir was einfallen lassen.«
    »Wie aggressiv du heute bist...«
    »Kein Wunder, nachdem ich einen toten Caterer hinter meiner Mülltonne gesehen habe.« Die Arme vor der Brust verschränkt, holte sie tief Luft. »Du weißt nicht zufällig, wie er dorthin gelangt ist?«
    »Keine Ahnung. Auf welche Weise ist er gestorben?«
    »Er hat eine blutige Wunde am Kopf.«
    »Was eine natürliche Todesursache und Selbstmord ausschließt.«
    Gwens Kinn verkrampfte sich. »Hast du ihn umgebracht?«
    Enttäuscht schaute er sie an. »Traust du mir das zu?«
    »Nun ja...«, begann sie verwirrt.
    »Verdammt, Gwen, wenn ich ihn getötet hätte, würde er nicht

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