Verliebt in eine Diebin - Roman
hinter deiner Mülltonne liegen. So dumm bin ich nicht.«
»Oh«, murmelte sie, schockiert und erleichtert zugleich. »Nein, das bist du nicht.«
»Ein kleines bisschen könntest du schon an mich glauben.«
»Okay.« Gwen trat einen Schritt zurück. »Tut mir Leid.«
»Außerdem ist Mason der einzige Kerl, dem ich den Tod wünsche. Läuft er immer noch frei herum?«
»Ich denke schon.« Was sie von dieser Frage halten sollte, wusste sie nicht.
»Schade. Schick die Bullen herauf, sobald sie da sind.«
Ehe sie fragen konnte, was er damit bezweckte, schlug er ihr die Tür vor der Nase zu. »Weißt du, jetzt fühle ich mich keineswegs besser!«, schrie sie und wartete vergeblich auf eine Antwort.
Seufzend ging sie nach unten, um auf die Polizisten zu warten.
Tilda erfuhr erst von Thomas’ Schicksal, als die Beamten ihre Dachkammer betraten. Bestürzt eilte sie zu Gwennie hinunter. »Was zum Teufel...«
»So schlimm, wie wir dachten, ist’s gar nicht.« Lächelnd nippte Gwen an ihrem Ananas-Orangen-Wodka-Drink. »Er lebt noch.«
»Aber du dachtest, er wäre tot ? Und du hast mich nicht geholt?« Tilda schenkte sich einen Drink ein und versuchte, Erschütterung zu empfinden. Armer Thomas - der Mann war praktisch eine Piñata, ein Topf voller Süßigkeiten, nach dem mit verbundenen Augen geschlagen wurde. Ich will malen, dachte sie.
»Er sah schrecklich aus. Natürlich, er hatte ja auch vierundzwanzig Stunden hinter der Mülltonne gelegen. Die Polizei glaubt, dass er da draußen mit jemandem geredet hat, und von der anderen Person mit einem Stein niedergeschlagen wurde. Möglicherweise im Affekt.«
»Oh, Und wie geht’s Ford?«
»Er sagt, er würde niemals eine Leiche hinter einer Mülltonne
liegen lassen. Und ich nehme an, wenn er jemanden umzubringen versucht, sterben die Leute tatsächlich. Ich meine, er ist einfach tüchtig.«
»Zweifellos. Und wen halten die Bullen für den Täter?«
»Uns. Und alle, die hier wohnen. Und nachdem Davy und Michael plötzlich verschwunden sind, würden die Polizisten gern mit ihnen reden.«
»Davy …«
»Wahrscheinlich haben sie die Kollegen in Temptation angerufen.«
»Nun, dann wird Davy vielleicht zurückkommen.«
»Sehr gut. Konzentrier dich ruhig auf die wichtigen Dinge.«
»Ich muss malen«, verkündete Tilda und kehrte zum Dschungel in ihrem Studio zurück.
Während der Mond über den Dachfenstern emporstieg, vollendete sie den letzten Scarlet. Dann betrachtete sie das Bild, müde und von tiefem inneren Frieden erfüllt. Das Ende eines Kapitels, der Beginn eines neuen. Dann studierte sie die Kohlelinien an den Wänden und wandte sich zu Steve, der in der Mitte ihres Betts lag - völlig erschöpft, nachdem er sie so lange beobachtet hatte. »Wir sollten weitermalen, Steve. Wir sind gerade so gut in Schwung.«
Sie schaltete die Stereoanlage ein und malte, während im Hintergrund Dusty Springfield »I’d Rather Leave While I’m in Love« sang und danach Brenda Holloway »Every Little Bit Hurts«. Sie erinnerte sich, wie Davy erklärt hatte, sie brauche Musik aus diesem Jahrhundert und legte stattdessen die Dixie Chicks ein. Zur Musik auf der Matratze tanzend, verzierte sie das Kopfteil ihres Betts mit Blattgold und gegen vier Uhr morgens war sie schließlich dabei, große, fröhliche, aber keineswegs verrückte Sonnenblumen auf das übrige Bettgestell
zu malen. Der Wechsler tauschte die CDs aus, und Pippy Shannon begann »I Pretend« zu trällern. »Unser Song«, erklärte Tilda dem Dackel. Vor lauter Müdigkeit konnte sie sogar lachen, bis Pippy fragte: »Who am I foolin’? I’m foolin’ myself.« Belustigt flüsterte Tilda: »Klar - wem mache ich was vor? Nur mir selber. In der Tat, mein Song. Ich sollte mehr drauf achten, was diese Frauen singen.«
Sie trat einen Schritt zurück, um die Sonnenblumen zu begutachten, und sie erinnerten sie unwillkürlich an Clarissa, und wie diese von ihr verlangt hatte, das Fresko mit einer größeren Signatur zu versehen.
Dann drehte sich Tilda zu den Scarlets um.
»Steve?« Der Hund hob den Kopf und sah sie mit müden Augen an. »Weißt du, es ist sehr wichtig, ein Kunstwerk zu signieren.« Sie legte den breiten Pinsel beiseite, den sie für die Blätter an den Wänden benutzt hatte, ergriff einen dünnen und wühlte in ihrem Malkasten, bis sie die Tube mit Kadmiumorange fand. Vorsichtig drückte sie einen Tropfen auf ihre Palette - und hielt inne.
Wenn sie die Bilder signierte, würde alle Welt wissen,
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