Verliebt in eine Gottin
jetzt Buns und Gens Kräfte. Morgen würden mehr Menschen kommen. Genug, um einen Anfang zu machen. Sie kämpfte sich durch die
Dunkelheit der Depression zurück zu ihrer alten Welt, die ihr vertraut war. Zu den Gedankengängen, die ihr vertraut waren.
»Ich werde über sie herrschen«, bestätigte sie, und Mina nickte erleichtert. »Aber wir werden das nicht mit dem Versprechen von Reichtum und Gewichtsabnahme erreichen, sondern die alten Wege der Göttin gehen. Sie werden zu mir kommen, und ich werde sie vor den Gefahren warnen, die in der Luft liegen, und ihnen versprechen, dass sie, wenn sie treu an mich glauben, vor dem Schwarm verschont bleiben.«
»Schwarm?«, fragte Mina alarmiert. »Welcher Schwarm?«
»Ich werde einen Heuschreckenschwarm schicken«, erklärte Kammani und versank in Erinnerungen, wie es einst gewesen war.
»Hm, das könnte sich als eine katastrophale Werbung herausstellen«, meinte Mina.
»Die Gläubigen werden unversehrt bleiben. Diejenigen aber, die nicht an mich glauben wollen, werden am Boden zerstört.«
Mina seufzte. »Alle in meiner Familie sind gläubig, nicht wahr?«
»Ja«, erwiderte Kammani.
»Tja, also, wenn du einen Schwarm brauchst, dann brauchst du eben einen Schwarm.« Mina dachte mit gerunzelter Stirn nach. »Aber wir fangen damit an, dass du das neue Kostüm trägst und ihnen erklärst, dass sie schlank und jung werden und vom Unglück verschont bleiben, wenn sie dir auf deinen Wegen folgen, und dann erst kommt der Schwarm. Erst die Karotte, dann der Stock.«
Kammani blickte sie verwirrt an. »Karotte?«
»Unwichtig«, winkte Mina ab. »Glaub mir, es ist besser so.« Sie richtete sich auf und blickte Kammani gerade in die Augen, nicht länger unterwürfig. »Jetzt bin ich an der Reihe für die Weihe. Mach mich jetzt zu deiner Priesterin. Und ich brauche noch mehr von dem Tonikum. Viel mehr davon.« Sie stieg die
Stufen zum Altar hinauf und kehrte mit einer Halskette aus Lapislazuli, Ebenholz und Gold zurück, dem Symbol ihrer Priesterweihe, und reichte sie Kammani. Auf dem Altar waren ihrer sieben vorbereitet gewesen. Bun und Gen trugen je eine, Veras war auf den Steinstufen zersprungen, und drei lagen noch dort und warteten auf die drei …
Kammani nahm die Halskette entgegen. Wenn sie Mina nun zur Priesterin weihte, würde sie Kraft aus ihr saugen. Sie blickte in Minas verrückte, schwarze Augen und zögerte, aber die Macht dort war stark, viel stärker als in Gen und Bun zusammen, und fast so stark wie bei den drei. Und sie bedurfte ihrer sehr dringend.
»KOMM«, sprach sie und führte Mina die Stufen hinauf.
Morgen würde sie vor dem Schwarm warnen, und übermorgen würde er über alle hereinbrechen.
Das wird ihnen zeigen, wer hier die Göttin ist , dachte sie und fühlte sich schon viel besser.
Während Noah sich um Daisy kümmerte, sorgte Shar dafür, das Abby sicher ins Bett kam, und hätte sich fast selbst den Hals gebrochen, als sie die Treppe hinunterging. Sie überlegte, ob sie Kaffee machen sollte, ließ es aber sein, da sie sehr wahrscheinlich das Haus in Brand gesteckt hätte. Es war wohl besser, einfach nach Hause zu gehen. Sie warf einen Blick auf Wolfie und Milton, die an Squash gedrückt schliefen, und dachte: Heute Nacht müssen sie alle zusammen hierbleiben . So verließ sie das Haus allein und zog die Eingangstür hinter sich ins verriegelte Schloss.
Die kühle Nachtluft half ihr, den Kopf ein wenig klarer zu bekommen, aber im Grunde war sie betrunken.
Wahrscheinlich werde ich auf dem Heimweg auch noch überfallen , dachte sie. Es wäre der erste Überfall in Summerville, also wäre es ja sehr passend, wenn sie das Opfer war. Schließlich
war sie die Enkelin der alten Hexe, die Kammani nach Ohio gebracht hatte.
Sie ging gerade an Lionels Bar neben Caseys Haushaltswarengeschäft vorbei, da drang der Elvis-Song »One Night« an ihre Ohren. Sie warf einen Blick durch die große Fensterscheibe.
Drinnen erspähte sie Sam, den drei Frauen anbetend anblickten. Nun ja, das schien Sinn zu machen. »One Night« konnte man praktisch als seinen Titelsong bezeichnen.
Er sah auf und begegnete ihrem Blick. Sie gab seinen Blick zurück und hatte wieder die gleiche Empfindung wie beim ersten Mal, als sie ihn in Stein gehauen erblickte: Er war wunderschön, und sie begehrte ihn.
Das war das Problem, wenn man zu viel Alkohol im Bauch hatte. Alles wurde verdammt einfach, viel zu einfach.
Er kam auf die Straße heraus. »Ist alles in Ordnung?«
»Na
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