Verliebt in eine Gottin
dabei nicht um dich.« Sie schloss die Augen und sprach hastig weiter. »Zwei berühmte Hollywoodstars haben ihr Baby Camisole getauft … nach einem Wäschestück, ist das nicht verrückt? … Sie nennen die Kleine Cami, und mehr als eine Million Fans haben danach gesucht und in die Suchmaschine aus Versehen Kami geschrieben …« Sie blickte hilflos drein – zum ersten Mal, seit Kammani sie kennen gelernt hatte.
»Ich verstehe nicht«, erwiderte Kammani.
»Sie haben nicht deinen Namen gerufen«, erklärte Mina. »Sie haben dich aus Versehen hierhergegoogelt.«
»Aus Versehen?«, fragte Kammani, die noch immer nicht verstand.
»Niemand kennt dich«, erklärte Mina. »Du bist nichts als ein … Tippfehler.«
Die Wüste öffnete sich, eine Leere, die ihr ganzes Wesen erfüllte, obwohl sie nicht wusste, was ein Tippfehler war.
Mina packte sie am Arm. »Aber das macht nichts«, beschwor sie Kammani und stützte sie, als diese zusammensackte. »Diese Welt braucht dich, nur du kannst sie retten. Wir können sie retten. Es macht nichts.«
Man hat mich nicht gerufen. Ohne Glauben an mich habe ich in dieser Welt keine Daseinsberechtigung .
Viertausend Jahre Schlaf unter dem Sand, für immer vergessen, und auch jetzt erinnerte sich niemand. Ich bin tot , dachte Kammani und sank auf die Stufen vor dem Altar nieder, wobei sie Mina mit sich herabzog. Diesmal werde ich für immer sterben .
Mina rüttelte an ihrem Arm. »Wir holen sie alle zurück. Du wirst Kami, ihr neuer Guru.«
»Ich fühle mich so … seltsam«, murmelte Kammani, als sich das Gewicht auf sie herabsenkte.
»Die Menschen brauchen dich«, beschwor Mina sie in höchst dringlichem Ton. »Du musst sie führen. Du wirst schon sehen, morgen werden sie kommen, wenigstens ein paar, und du wirst das Kostüm tragen, das ich für dich gekauft habe, und du wirst zu ihnen sprechen, als seien sie Menschen, keine Sklaven, und dann werden mehr kommen, und sie sehen deine Schönheit und deine Weisheit, und du wirst über sie herrschen.«
»Ich fühle mich … so schwer«, murmelte Kammani und verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Es gibt keine Hoffnung mehr, Mina. Alles ist so dunkel. Noch nie zuvor habe ich mich so gefühlt.«
»Du bist einfach nur deprimiert«, tröstete Mina. »Das ist auch kein Wunder nach diesem Tag.«
»Deprimiert?«, fragte Kammani.
»Depressionen sind in dieser Welt ein wirkliches Problem«, erklärte Mina. »Aber mach dir keine Sorgen, dagegen gibt es Tabletten. Meine Mutter hat einen ganzen Medizinschrank voll davon. Ich werde dir später welche bringen. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir immer daran denken müssen, dass diese Welt dich braucht.«
Depressionen , dachte Kammani. Was für ein schreckliches Gefühl. Diese Welt ist voller Plagen und Finsternis. Aber eigentlich sollte ich das alles bewirken, und nicht selbst davon betroffen sein. Ich hasse diese verfluchte Welt .
»Hast du mich gehört?«, mahnte Mina. »Diese Welt braucht dich.«
Kammani wandte sich ihr zu. Das Mädchen war verrückt, aber da war auch das Licht der Wahrheit in seinen Augen.
Diese Welt braucht mich.
»Du wirst über uns herrschen.«
Ich werde über sie herrschen .
»Du bist die Göttin«, flüsterte Mina, näher an Kammani als je zuvor.
»Ich bin die Göttin«, erwiderte Kammani.
»Ich werde dir morgen früh ein paar Antidepressiva bringen«, fuhr Mina fort.
»Gut«, erwiderte Kammani.
»Und jetzt erhebe dich «, befahl Mina, und Kammani stand auf.
»Werden sie morgen zu dem Treffen kommen?«, fragte sie Mina unsicher und hasste sich dafür.
»Einige«, versprach Mina. »Nicht sehr viele. Wir fangen klein an. Aber dein Ruf wird sich schnell verbreiten. Was du ihnen zu bieten hast, wird viele anlocken, und du wirst wieder herrschen.«
»Ja«, erwiderte Kammani und wusste, dass sie die Augen vor der Wahrheit verschloss, dass niemand sie gerufen hatte, dass es in dieser Welt keinen Platz für sie gab …
Aber sie brauchen mich, damit ich über sie herrsche.
Und ich werde nicht sterben .
»Ich werde immer an deiner Seite sein«, erklärte Mina, und Kammani betrachtete das Mädchen, die Gerissenheit und den Ehrgeiz und den Tod in seinen hervorstehenden Froschaugen.
Was immer sie tun musste, und selbst wenn sie Mina an ihrer rechten Seite behalten musste, sie wollte nicht sterben.
Kammani straffte sich und versuchte, Zweifel und Furcht aus ihren Gedanken zu verbannen. Es gab Methoden, um zu erreichen, dass die Menschen ihr folgten. Sie besaß
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