Verliebt in eine Gottin
war, stand Kammani am Altar und dachte: Wie konnte das passieren? Sie hatte nicht verfügt, dass Vera sterben sollte. Vera stand unter ihrem Schutz. Da war etwas schiefgegangen.
Da ist jemand gegen mich , überlegte sie und sank auf die Altarstufen nieder. Jemand arbeitet gegen mich.
War etwa Ishtar auch in diese neue Welt gekommen?
Der Gedanke daran machte sie traurig. Nein, es ging tiefer als Traurigsein. Es war wieder dieses seltsame Gefühl …
Umma und Bikka kamen herbei und standen neben ihr, und sie beugte sich vor, um ihnen über den Rücken zu streichen. Sie empfand ihre Vertrautheit tröstlich, aber es lastete noch immer dieses Gewicht auf ihr: Zweifel, Unsicherheit, Schmerz …
Ich hasse diese Welt .
Sam kam herbei und stand vor den Altarstufen. »Brauchst du etwas?«
Ja , dachte Kammani. Ich brauche Anbeter, ich brauche einen Tempel, dem der obere Teil nicht fehlt, ich brauche meine alte Welt ...
Er stand da, stark und ruhig, das Einzige, was ihr von ihrer alten Welt übrig geblieben war.
Ich brauche dich.
»Du kannst gehen«, sagte Mina und stellte sich zwischen die beiden. » Ich werde der Göttin dienen.«
Sam ignorierte sie.
Kammani schritt die Stufen zu ihm hinab. »Was ist hier geschehen?«, fragte sie. Es war vielleicht irgendwie seine Schuld. Bei welchem König kamen schon seine Untertanen an erster Stelle?
»Sie starb«, antwortete Sam.
»Hast du gesehen …«
»Sie legte die Hand auf ihr Herz und starb«, fuhr Sam fort. »Du hast diese Zeremonie schon viele Male durchgeführt, und noch nie ist jemand dabei gestorben. Du warst nicht schuld daran.«
»Ich weiß, dass ich nicht schuld daran war«, versetzte Kammani scharf. Wieder stieg Zweifel in ihr auf. Ein weiteres Geschenk dieser lausigen neuen Welt. Elend meinte sie: »Sie sind meistens jünger, wenn ich sie nehme. Vielleicht …«
»Diese Menschen sind stark.« Sam betrachtete sie freundlich. »Du hast sie nicht getötet.«
Kammani nickte. »Daisy war sehr aufgebracht.«
»Nun, sie hat eine Freundin verloren.«
»Aber sie wird dennoch wiederkommen«, sagte Kammani ebenso zu sich selbst wie zu ihm. »Sie werden wieder zu mir kommen.«
Sam trat einen Schritt zurück. »Ich muss gehen.«
»Gehen?« Kammanis Kummer wurde von Ärger überdeckt. »Du willst mich jetzt allein lassen?«
Da wurden die Türflügel wieder aufgestoßen, und Noah erschien. Mit finsterem Gesicht kam er auf sie zu. »Was zum Teufel ist hier eigentlich passiert?«, verlangte er zu wissen. Sam wartete ab.
Er stellte sich nicht vor Kammani, um sie zu schützen.
Er weiß, dass Noah mir nichts tun wird , dachte Kammani. Aber trotzdem, er hatte sich nicht schützend vor sie gestellt. In dieser Welt war alles falsch.
»Was zum Teufel haben Sie mit ihr gemacht?«, knurrte Noah Kammani an, wobei er Sam ignorierte.
»Nichts.« Kammani hob das Kinn. »Sie hatte ein schwaches Herz, es war Zeit für sie zu gehen. Ich habe nichts dazu getan.«
»Sie haben etwas getan«, beharrte Noah. »Dabei haben Sie mir versprochen, dass niemandem ein Leid geschieht …«
»Ich habe niemandem ein Leid angetan«, entgegnete Kammani kalt. »Und ich werde auch keiner von ihnen etwas antun. Daisy …«
»Vergessen Sie Daisy«, unterbrach Noah sie. »Sie wird nie mehr hierherkommen.«
»Daisy wird zu mir kommen«, erklärte Kammani kalt. »Ebenso wie du. Du bist mein Diener …«
»Schwachsinn«, versetzte Noah. »Ich mach nicht mehr mit. Und Sie halten sich von Daisy fern, verstanden?«
»Werde nicht unverschämt, du Mistkäfer«, keifte Mina und trat zwischen ihn und Kammani.
Das wäre Sams Aufgabe gewesen , dachte Kammani.
Noah wandte sich Mina zu. »Du bleibst ihr genauso vom Leib. Was immer ihr beiden hier vorhabt, Daisy hat nichts mehr damit zu tun.« Er wandte sich um und marschierte hinaus, und Kammani empfand plötzlich Furcht. Wenn Noah Daisy davon abhielt, wiederzukommen …
Mina trat zu ihr. » Ich bleibe an deiner Seite, meine Göttin.«
Aber ich brauche Daisy. Ich brauche die Drei . Kammani wollte Mina gerade fortschicken, da erkannte sie, dass Mina alles war, was ihr noch geblieben war. Noah war fort, die Drei hatten sich zurückgezogen, Buns und Gens Glaube war sehr schwach, und er war befohlen, nicht freiwillig. Nur Mina war stark. Mina und Miriam und die Worthams …
Aber es hätten viel mehr Gläubige sein müssen. Millionen hatten ihren Namen gerufen, sie waren der Grund, warum sie hier war, sie hatten sie gerufen, damit sie sie rettete …
»Ich
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