Verliebt in eine Gottin
darfst es ihr nicht erzählen, sonst verdirbst du die Überraschung. Schau.« Sie nahm ein Plakat von dem Stapel zu ihren Füßen und entrollte es vor sich, so dass er es betrachten konnte.
»Jugend, Gesundheit und Wohlstand?«, las Noah, fragend und skeptisch dreinblickend.
»Das ist Kammanis Selbsthilfegruppe«, erklärte Mina. »Wir treffen uns zweimal pro Woche, um uns bei Problemen zu helfen …«
Die Geheimtür in der hinteren Wand öffnete sich, und gähnend erschien Dough.
»Hey, Noah«, krächzte er, noch ziemlich verschlafen. Er erblickte Kammani. »Hey, Baby, ich muss los.« Er marschierte die Altarstufen hinauf, drückte ihr einen Schmatzer auf den Mund, tätschelte ihr Hinterteil und eilte zur Tür.
Es bedurfte Kammanis voller Selbstbeherrschung, um ihn nicht auf der Stelle zu töten, und es gelang ihr auch nur, sich zurückzuhalten, weil es eine Katastrophe gewesen wäre, das vor Noahs Augen zu tun. Außerdem würde Dough, nach Minas Gesichtsausdruck zu schließen, in Kürze etwas Grässliches zustoßen. Wenn er Glück hatte, nichts Tödliches, aber im Augenblick wäre Kammani das auch egal gewesen, solange er nur für seinen Frevel bezahlte.
»Wow«, machte Noah, und ein amüsierter Ausdruck erschien
in seinen Augen und verscheuchte seinen Ärger. »Sie meinen es wirklich ernst mit dieser Geschichte mit den sieben Familien, was?«
So sehr brauche ich dich auch wieder nicht , dachte Kammani, und sie erkannte, dass Dough ihr einen Gefallen getan hatte. Noah sah in ihr keine Bedrohung mehr.
»Das ist einfach eine Frauengruppe«, sagte Mina zu Noah. »Wir reden über Diäthalten, Investieren und Hautpflege, weißt du. Frauenthemen.«
Noah blickte sie einen Augenblick lang an und entspannte sich wieder. »Na gut.« Er hob den Blick zu Kammani. »Tut mir leid, dass ich vorhin so explodiert bin. Hab etwas wenig Schlaf gekriegt. Ich habe wohl etwas gesehen, was nicht da war.« Kopfschüttelnd reichte er das Plakat zurück. »Ich werde sie nicht anlügen, aber ich verderbe euch auch nicht die Party. Aber … geben Sie ihr nichts zu trinken, ohne ihr zu sagen, was da drin ist, ja?«
Mina nickte.
»Dann sehen wir uns am Dienstag«, verabschiedete sich Noah und ging.
Als er fort war, blickte Kammani Mina an. »Das hast du sehr gut gemacht. Sehr gut, Mina.«
Mina errötete vor Freude. »Er ist leicht hinters Licht zu führen. Er glaubt nicht.«
»Und du hast dich, was Dough betrifft, gut in der Hand gehabt«, fuhr Kammani fort. »Das war wirklich sehr weise, Mina.«
Mina hob das Kinn und lächelte mit halb geschlossenen Augen, als würde sie von der Sonne beschienen. »Meine Mutter hatte unrecht, ich bin gut genug, um dir zu dienen, oh meine Göttin. Ach ja, übrigens, ich habe mir die Zeremonieroben angesehen.«
»Sie sind noch sehr schön«, meinte Kammani und erwartete Minas Lob.
»Aber vielleicht lieber nicht für ›Die Wege der Göttin‹«, entgegnete
Mina vorsichtig. »Wir wollen doch die Leute nicht gleich verscheuchen.«
»Die Leute verscheuchen?«, fragte Kammani gereizt.
»Nun ja, du könntest ein geschäftsmäßiges Kostüm tragen. Ich habe im Ausverkauf ein schwarzes Kostüm gesehen, das …«
»Ich verstehe nicht«, unterbrach Kammani sie.
»Die Roben und dieser Kopfschmuck würden allen einen Schrecken einjagen«, erklärte Mina. »Sie müssen etwas weniger von Joan Crawford haben, und mehr von Joan Collins.«
»Ich werde meine Roben tragen«, beharrte Kammani, und Mina nickte ergeben. Kammani erbarmte sich. »Du bist eine gute und getreue Priesterin, Mina. Du darfst Dough nach deinem eigenen Gutdünken bestrafen. Nur nicht mit dem Tod.«
»Ich danke dir!« Minas Gesicht leuchtete auf. »Ich werde ihn mit dem Tod anderer bestrafen, meine Göttin. Er wird weiterleben, aber wünschen, tot zu sein.«
»Aber nur Dinge, Mina«, wandte Kammani hastig ein. »Keine toten Hunde. Keine toten Menschen. Vernichte Dinge, nicht aber Menschen.«
»Ja, meine Göttin«, erwiderte Mina und blickte voll Begeisterung zu ihr auf. »Ganz wie du befiehlst.«
»Braves Mädchen, Mina«, lobte Kammani und musste sich zurückhalten, ihr nicht den Kopf zu tätscheln.
»Genauso gut wie die Drei?«, fragte Mina flehend.
»Natürlich«, log Kammani und wandte sich ihrem Raum hinter der Geheimtür zu. Diese Welt war wahrhaftig anders, überlegte sie, während sie ihre Zeremonieroben betrachtete. Aber nicht so sehr anders, dass man eine in Gold gekleidete Göttin nicht erkennen würde. Dies wird meine
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