Verliebt in eine Kidnapperin?
Baby kümmern würde. Aber im Grunde geht es Anthony gut, und Dr. Kragen wird vermutlich das Gleiche sagen.“ Sie schob eine Haarsträhne hinters Ohr, an dem sie einen kleinen Brillantstecker trug.
„Wahrscheinlich halten Sie mich für hysterisch, aber ich hatte bisher noch nie mit kleinen Kindern zu tun. Und bis vor ein paar Wochen hat Max nicht einmal gewusst, dass er Vater ist. Seine Exfreundin hat das Baby einfach bei ihm abgeliefert – na ja, genauer gesagt, bei uns. Max wohnt vorübergehend bei mir. Wir sind also beide ins kalte Wasser geworfen worden, was den Umgang mit Babys angeht.“
„Wie lange wird Anthony bei Ihrem Bruder bleiben?“
„Wahrscheinlich für immer.“ Kirsten seufzte leise. „Ich glaube, das ist auch besser. Seine Freundin ist nicht gerade der mütterliche Typ.“
War Kirsten ein mütterlicher Typ? Wäre sie eine gute Partnerin für einen Mann wie ihn?
Schwer zu sagen, ohne sie näher zu kennen.
„Wenn ich als Teenager öfter als Babysitterin gearbeitet hätte, würde ich mich jetzt sicherer fühlen“, setzte sie hinzu. „Aber ich … mein Bruder und ich sind absolute Anfänger auf dem Gebiet.“
„Ich bin überzeugt, dass Sie das gut schaffen.“
„Danke für das Vertrauen.“ Sie lächelte ihn an. „Sie hätten uns mal erleben sollen, als wir am ersten Tag die Besorgungen gemacht haben. Dabei wussten wir gar nicht, was wir überhaupt brauchten. Jemand, der uns dabei beobachtet hätte, hätte sich wahrscheinlich köstlich amüsiert.“
„Sie sind eine gute Schwester“, stellte er fest.
Ihr Lächeln wurde schwächer. „Ich versuche es zumindest zu sein.“
Eigentlich war Jeremy nicht der Typ, der viel auf sein Bauchgefühl gab – obwohl er genau das getan hatte, als Kirsten ihm auf dem Parkplatz begegnet war –, aber er vermutete, dass sie es nicht leicht mit Max hatte.
Eine Weile standen sie schweigend auf dem engen Korridor und schauten sich an. Schließlich deutete sie mit einem Kopfnicken zur Tür des Untersuchungszimmers. „Ich gehe jetzt mal besser wieder rein, um nichts zu verpassen.“
Ohne die Aussicht, sie wiederzusehen, ließ Jeremy sie nur ungern gehen. Deshalb griff er in die Tasche seines Arztkittels und zog eine Visitenkarte heraus. Auf die Rückseite schrieb er seine Handynummer, ehe er ihr die Karte in die Hand drückte. „Wenn Sie irgendetwas brauchen oder eine Frage haben, rufen Sie mich ruhig an. Ich bin zwar kein Kinderarzt, aber ich versuche gern, Ihnen und Ihrem Bruder zu helfen.“
Sie nahm die Karte und dankte ihm mit einem Lächeln. Das Glänzen in ihren Augen und die Grübchen auf ihrer Wange brachten eine Saite in ihm zu klingen, die lange verstummt war. „Vielen Dank, Dr. Fortune. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich hoffe, ich muss Sie nicht behelligen.“
„Das können Sie aber gern. Und bitte nennen Sie mich Jeremy.“
Verlegen berührte sie das kleine Herz, das an einer Halskette auf ihrem hellblauen T-Shirt baumelte. Dabei legte sie den Kopf schräg, als überlegte sie, was da gerade zwischen ihnen entstand.
Gar nichts natürlich. Jedenfalls noch nicht.
„Sie sind also nicht verheiratet?“, fragte er.
„Nein.“
Um seine Mundwinkel zuckte es. Das war sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um sie zu einem Essen einzuladen, aber er überlegte, ob sie wohl den gleichen Gedanken hegte.
Die Sympathie schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen, und sein Interesse an ihr war durch seinen verrückten Traum noch größer geworden. Während der Vernunftmensch in ihm davon überzeugt war, dass nichts Prophetisches darin steckte, wollte er sie nicht gehen lassen, ohne sich zumindest etwas intensiver mit ihr unterhalten zu haben.
Hätte er ihre Telefonnummer, könnte er sich am nächsten Tag bei ihr nach Anthonys Befinden erkundigen und sie vielleicht sogar zu einem Date einladen. Es erschien ihm jedoch unangebracht, sie nach ihrer Nummer zu fragen.
Wenn an seinem Traum etwas dran war, und wenn sie ihn ebenso attraktiv fand wie er sie, dann würde sie sich schon bei ihm melden.
Er musste einfach nur abwarten.
3. KAPITEL
Während Max in der Apotheke Vitamintabletten und ein spezielles Babyöl besorgte, das Dr. Kragen empfohlen hatte, wartete Kirsten im Wagen. Das Baby schlief im Kindersitz.
Erleichtert hatte sie vernommen, dass mit Anthony alles in Ordnung war. Und da sie sich jetzt keine Sorgen mehr um ihn zu machen brauchte, schweiften ihre Gedanken zu dem freundlichen Dr. Fortune – beziehungsweise Jeremy. Sie hatte das
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