Verliebt in eine Kidnapperin?
spinnst! Ich habe mich nicht in ihn verknallt.“
„Was ist es denn dann?“
Sie wusste es nicht. Sie fand Jeremy Fortune attraktiv und den Gedanken, mit ihm auszugehen, aufregend. Und aus irgendeinem Grund schien er sie auch anziehend zu finden.
„Nichts Besonderes“, wehrte sie ab. „Wie ich schon sagte, habe ich ihn gestern auf dem Parkplatz kennengelernt. Wir haben uns kurz unterhalten, und jetzt hat er mich eingeladen.“
„Glaubst du nicht, dass ein Arzt eine Nummer zu groß für dich ist? Wenn ich da an deine anderen Freunde denke …“
Vielleicht war Jeremy tatsächlich eine Nummer zu groß für sie, aber das konnte Kirsten nicht vom Träumen abhalten. Sie lächelte versonnen.
Es hat schon etwas von Aschenbrödel, überlegte sie. Ein Aschenbrödel, das keine Stiefschwestern brauchte, die ihr einflüsterten, sie sei nicht zur Prinzessin geeignet. Das besorgte Max schon zur Genüge.
Energisch schüttelte sie den Kopf. Sie wollte sich nicht beirren lassen. Vielleicht mochte sie ihre Schwächen haben, aber das würde sie nicht davon abhalten, sich auf morgen Abend zu freuen.
Jeremy parkte vor dem älteren einstöckigen Haus in einer stillen Gegend von Red Rock. Es war bei Weitem nicht so luxuriös wie das Gebäude mit der Veranda aus seinem Traum, aber das wäre wirklich zu viel der Zufälle gewesen.
Das Haus in seinem Traum war ihm lediglich von seinem Unterbewusstsein vorgegaukelt worden. Es hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Auch die Ähnlichkeit zwischen Kirsten und seiner „Traumfrau“ war reiner Zufall. Abgesehen davon hätte er sie ohnehin attraktiv gefunden.
Er stieg aus seinem Wagen, ging zur Haustür und klingelte.
Max öffnete ihm. Er musterte ihn mürrisch und ließ ihn eintreten.
„Wie geht’s denn so?“, fragte Jeremy.
„Gut.“ Max schloss die Tür. „Meine Schwester kommt gleich. Setzen Sie sich.“
Unauffällig ließ Jeremy seinen Blick durch das sehr ordentliche Zimmer mit seiner schlichten Einrichtung schweifen. Auf einem beigefarbenen Sofa lagen farbenfrohe Kissen, und eine schmiedeeiserne Stehlampe mit einem passenden Schirm tauchte die dunklen Möbel in ein sanftes Licht.
Auf dem Sims über dem offenen Kamin standen rote Kerzen und ein paar Fotos. Das Wohnzimmer machte einen gemütlichen Eindruck. Kirsten war bestimmt stolz auf ihr Zuhause.
Max hatte sich in einen Lehnstuhl gesetzt und starrte wie gebannt auf den Fernseher, in dem ein Basketballspiel lief. Neben ihm stand ein Reisebett, in dem Anthony lag. Er strampelte mit den Füßen und betrachtete interessiert ein Dinosauriermobile, das über ihm schwebte.
„Wer spielt denn?“, versuchte Jeremy, ein Gespräch in Gang zu bringen.
Max war so fasziniert von der Partie, dass er erst nach einer Weile antwortete. „Oklahoma State gegen Texas A & M.“
„Und wie steht’s?“
„Texas führt mit fünf Punkten.“
Wieder entstand ein ungemütliches Schweigen, und Jeremy beschloss, es dabei zu belassen. Er wollte sich gerade setzen, als Kirsten ins Zimmer kam. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und hochhackige Schuhe. Ihr Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden, und die Brillantstecker, die Jeremy bereits kannte, glitzerten an ihren Ohrläppchen.
Sie hatte kaum Make-up aufgelegt. Ein wenig Mascara betonte ihre schönen blauen Augen, und ein hellrosa Lippenstift unterstrich den Schwung ihres Mundes.
„Sie sehen fantastisch aus“, sagte er bewundernd.
Ihre Wangen verfärbten sich ein wenig. „Danke“, lächelte sie.
Max hielt die Fernbedienung in Richtung Fernseher und stellte den Ton leiser. Dann erhob er sich, verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte sein Gewicht auf einen Fuß. „Wo geht ihr denn hin?“
Das letzte Mal war Jeremy ins Kreuzverhör genommen worden, als er mit einem Mädchen den Schulball besuchen wollte. Irgendwie irritierte es ihn, dass er nun einem Mann Rede und Antwort stehen sollte, der mindestens zehn Jahre jünger war als er selbst. Aber er beschloss, sich die Stimmung nicht verderben zu lassen. „Ich dachte an Bernardo. Ein Italiener, der vor Kurzem eröffnet hat. Das heißt, wenn Kirsten nichts dagegen einzuwenden hat?“
„Bernardo klingt gut.“ Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu und griff nach ihrer Handtasche, die auf einem kleinen Tisch neben der Tür lag. „Bis später, Max. Ruf mich an, wenn es Probleme mit Anthony gibt.“
„Ich werd’s schon schaffen.“
Sehr gut. Jeremy verspürte nämlich wenig Lust, sich den Abend von ihm verderben
Weitere Kostenlose Bücher