Verliebt in eine Kidnapperin?
Frau, die ihm auf dem Parkplatz über den Weg gelaufen war.
„Willst du nach ihr suchen?“
Jeremy wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
„Du kannst ja Ross anrufen. Er findet sie bestimmt im Handumdrehen.“
Ross Fortune, ihr Cousin, war Privatdetektiv. Aber Jeremy hatte nicht vor, ihn bei der Suche nach der geheimnisvollen Frau um Hilfe zu bitten.
„Nachher hält sie mich noch für einen Stalker! Außerdem sollte Ross sich lieber um Dad kümmern. Bis jetzt hat er noch nicht die geringste Spur von ihm gefunden.“
„Ich glaube“, sagte Drew, nachdem er eine Weile die Worte seines Bruders auf sich hatte wirken lassen, „wir sollten uns allmählich damit abfinden, dass er nicht wiederkommt, Jeremy.“
„Vielleicht hast du recht, aber ich will das einfach nicht akzeptieren. Noch nicht.“
„Ich weiß.“
Die Brüder schwiegen eine Weile, jeder in seine Gedanken versunken. Drew war bereit loszulassen, während Jeremy die Hoffnung nicht aufgeben wollte.
Als Deanna zurückkehrte, wandte sich die Unterhaltung erfreulicheren Themen zu. Dennoch spürte Jeremy, dass die melancholische Stimmung, die ihn während der vergangenen Monate nicht losgelassen hatte, wieder Besitz von ihm ergriff.
Das Einzige, was ihn aus dieser Trübsal reißen konnte, war der Gedanke an Kirsten Allen – wenn sie überhaupt so hieß.
Wer war sie?
Was für ein Leben führte sie?
Und warum um alles in der Welt spielte das überhaupt eine Rolle? Jeremy hatte noch nie eine Frau getroffen, die ihn so sehr faszinierte, dass er darüber seine Arbeit und seine Patienten vernachlässigt hätte. Er war mit Herz und Seele Arzt; seine Arbeit bedeutete ihm alles. Deshalb hatte er auch nicht geheiratet.
Vielleicht war sein Interesse, das diese Frau in ihm geweckt hatte, eine Botschaft seines Unterbewusstseins, das ihm mitteilen wollte, es sei allmählich Zeit, etwas in seinem Leben zu ändern.
Auf jeden Fall sagte es ihm, dass er Kirsten Allen finden musste.
Notfalls eben doch mit Hilfe von Ross.
Vom Regen an diesem Morgen waren nur noch Pfützen in den Straßen und ein prächtiger Regenbogen übrig geblieben.
Beim Frühstück gestand Kirsten ihrem Bruder, dass sie bereits am Tag zuvor mit dem Baby in der Klinik gewesen war. Wie sie geahnt hatte, war er ziemlich sauer.
„Ich kann nicht glauben, dass du so etwas tust, ohne vorher mit mir darüber zu reden“, schimpfte er. „Ich möchte nicht, dass du hier alles an dich reißt.“
„Das tue ich auch gar nicht. Ich habe mir Sorgen um seinen Zustand gemacht und … aber natürlich hast du recht. Ich hätte es nicht hinter deinem Rücken machen sollen. Es war ein Fehler; entschuldige bitte.“
„Wann hört das endlich auf, Kirsten? Du bemutterst mich seit Jahren, und jetzt versuchst du es auch mit Anthony. Wenn du dich unbedingt um ein Baby kümmern willst, warum schaffst du dir kein eigenes an?“
Sein scharfer Ton verletzte sie, aber er hatte ja recht. Sie hatte sich immer eine Familie mit Kindern gewünscht. Doch nicht deshalb versuchte sie, sich um Max zu kümmern und für sein Wohlergehen zu sorgen. Ebenso wenig wollte sie, dass er für immer ein Kind blieb, das auf ihre Hilfe angewiesen war. „Außer dir habe ich keine Angehörigen mehr, Max. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht und dass du glücklich bist.“
„Ich komme schon allein zurecht. Ich habe gerade nur ein bisschen Pech mit meiner Arbeit.“ Er fuhr sich durchs Haar. „Du bist meine große Schwester, klar. Aber ich habe die Nase voll davon, dass du mir andauernd sagst, was ich tun und wie ich mich verhalten soll. Das ist mein Leben, und ich möchte es allein schaffen – auch wenn ich dabei auf die Nase falle.“
Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr er fort: „Zwei Jahre lang war ich für mich allein verantwortlich. Ich habe meine Miete bezahlt – wie ein erwachsener Mann. Meinst du, mir macht es Spaß, wieder bei dir wohnen zu müssen und von deinen Almosen abhängig zu sein? Ich möchte nur einen neuen Job und wieder auf eigenen Füßen stehen.“
„Ich weiß“, antwortete sie begütigend. „Ich wollte nur helfen. Aber es stimmt natürlich. Anthony ist dein Sohn. Und du bist für ihn verantwortlich. Ich werde mich in Zukunft nicht mehr einmischen.“
Bei ihren Worten schien sein Ärger zu verrauchen. „Ich bemühe mich, Max“, fuhr sie fort. „Ich bemühe mich wirklich. Du bist kein Kind mehr. Und ich muss einfach mehr Vertrauen in dich haben – dass du
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